• 14. Mai 2024 · 16:36 Uhr

"Bleiben Freunde": Wie harmonisch lief die Trennung von Adrian Newey?

Der Red-Bull-Abschied von Adrian Newey wirft Fragen auf: Wie harmonisch lief die Trennung wirklich und wie groß ist sein Verlust für das Formel-1-Weltmeisterteam?

(Motorsport-Total.com) - "Fakt ist, dass wir doch, und das wird immer ein bisschen anders kolportiert, sehr harmonisch, vernünftig und sehr respektvoll miteinander umgehen und dass wir nicht im Streit auseinander gehen", versichert Red-Bull-CEO Oliver Mintzlaff, als er bei Sky über den Abschied von Adrian Newey spricht.

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Laut Oliver Mintzlaff gibt es bei der Trennung von Adrian Newey kein böses Blut Zoom Download

"Es ist nicht so, dass man sich im Bösen getrennt hat", beteuert Mintzlaff, der ganz genau weiß, dass in der öffentlichen Wahrnehmung ein anderes Bild existiert. Denn viele Beobachter halten es nicht für Zufall, dass Newey Red Bull ausgerechnet jetzt verlässt.

Bereits seit dem Beginn der Saison überschattet die "Horner-Affäre" rund um Christian Horner das Geschehen bei den Bullen. Zugegebenermaßen ist es inzwischen etwas ruhiger geworden um den Teamchef, von dem viele nicht erwartet hatten, dass er zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch im Amt sein würde.

Doch der Abschied von Newey, der 18 Jahre für Red Bull tätig war, lenkt das Interesse nun erneut auf das Geschehen hinter den Kulissen in Milton Keynes. So soll es im Zuge der Affäre auch zum Bruch zwischen Horner und Newey, die einst gut befreundet waren, gekommen sein.

Führte das letztendlich zu Neweys Entscheidung, das Team zu verlassen? Horner selbst stellt dazu klar: "Ich habe mit Adrian ausführlich darüber gesprochen, und Adrians Position ist sehr klar. Wir hatten und haben eine großartige Beziehung, wir sind Freunde und Arbeitskollegen."

"Er hat sehr viel für dieses Team getan, und wir werden traurig sein, ihn gehen zu sehen. Aber er hat das Team in einem guten Zustand hinterlassen, und wir haben ein großartiges Team von Leuten und eine starke Mannschaft, die uns weiterbringen wird", so Horner.

Mintzlaff: Müssen Abschied "akzeptieren und respektieren"

"Ich denke, wir haben einige großartige Momente erlebt, auf und neben der Strecke. Es war eine wunderbare Reise mit Adrian. Er ist ein Freund, er ist der Patenonkel meiner Kinder und wir bleiben Freunde", stellt der Teamchef noch einmal demonstrativ klar.

Seine Aussagen, getroffen im Rahmen des Großen Preises von Miami, decken sich mit dem, was man auch zuvor in der offiziellen Pressemitteilung von Red Bull zu Neweys Abschied bereits lesen konnte. Beide Seiten sind darauf bedacht, kein schlechtes Wort über den jeweils anderen zu verlieren.

Horner vermeidet es daher, im Zusammenhang mit Neweys Abgang über die interne Situation bei Red Bull zu sprechen. Er betont: "Wenn man mit Adrian spricht und sich seine Äußerungen anschaut, dann hat er entschieden, dass es für ihn nach 35 Jahren an der Zeit ist, [...] zurückzutreten."


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Auch Mintzlaff betont bei Sky, dass Newey "nach einer sehr langen Zeit" einfach eine Auszeit benötigt habe. "Ich finde, das kann man respektieren und auch ein Stück weit nachvollziehen", betont er und erklärt: "Natürlich ist das schade, dass Adrian uns nach fast 20 Jahren verlässt."

"Er hat hier ganz großen Einfluss gehabt, dass wir so erfolgreich Formel 1 fahren konnten und insgesamt 13 Titel gewonnen haben. Daher ist es natürlich schade, wenn sich so eine prägende Persönlichkeit entscheidet, mal eine [Pause] zu machen", so Mintzlaff.

"Nichtsdestotrotz müssen wir es akzeptieren und respektieren. Wir bleiben auch weiterhin eng verbunden. Es ist auch nicht so, dass Adrian komplett verschwindet. Er [...] wird auch noch bei anderen Rennen dabei sein. Wir arbeiten zusammen an dem RB17, dem Hypercar, was er entwickelt", erinnert er.

Wie wichtig war Newey für Red Bull wirklich noch?

Horner bestätigt: "Adrian konzentriert sich jetzt sehr auf den RB17, deshalb hat er am Wochenende [in Miami] an keinen anderen Besprechungen als der Rennstrategie teilgenommen. Er hat keinen Zugang zu irgendwelchen Daten, er zeichnet keine Teile."

"Sein Fokus liegt bis zum Ende seines Vertrags auf dem RB17. Er wird zwischen jetzt und dem Ende des Jahres bei einigen Rennen dabei sein, vor allem dort, wo wir RB17-Kunden haben", so Horner. Mit dem Tagesgeschäft des Formel-1-Teams wird er dagegen nichts mehr zu tun haben.

Spannend ist im Zusammenhang mit Neweys Abschied daher auch noch eine weitere Frage. Die nämlich, ob man Newey bei Red Bull wirklich so hinterhertrauert, wie manche Aussagen den Anschein erwecken? Sergio Perez sagt zum Beispiel, dass Neweys Abgang "nicht ideal" sei.


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"Jemand wie Adrian ist für unser Team, für unsere Organisation von großem Wert", so Perez. Aber denken bei Red Bull wirklich alle so? Im Fahrerlager wird hinter vorgehaltener Hand nämlich teilweise auch davon gesprochen, dass Newey sowieso kaum noch einen großen Beitrag geleistet habe.

Womöglich erklärt Horner auch deshalb recht pragmatisch: "Leider ist nichts für immer. Adrian war sieben Jahre lang bei Williams, sieben Jahre lang bei McLaren und wir hatten ihn 18 Jahre lang."

"Wir wussten, dass diese Zeit kommen würde, und wir haben eine Struktur geschaffen, um den Staffelstab zu übernehmen und die Arbeit fortzusetzen. Das ist etwas, was wir in den letzten fünf oder sechs Jahren aufgebaut haben", so Horner.

Neweys Optionen: Auszeit oder neues Team?

Tatsächlich habe man bereits 2014, also vor zehn Jahren, damit begonnen, sich auf die Zeit nach Newey vorzubereiten. "Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt", ist sich Horner daher sicher. Deshalb hat der Teamchef auch keine Angst davor, dass sich Newey bereits 2025 einem anderen Team anschließen könnte.

"Adrian wird sich, glaube ich, eine Auszeit von der Formel 1 nehmen", betont Horner und erklärt: "Mit 65 kann man ihm das nicht verübeln. Er hat sich dieses Recht verdient, eine Auszeit zu nehmen. Was er danach machen wird, ist seine Entscheidung."

Red-Bull-CEO Mintzlaff sieht es ganz ähnlich und erklärt: "Sicherlich gibt es irgendwann den Zeitpunkt, dass wenn er zurück ins Formel 1 Business will, er das auch tun kann. Das wird man sehen und ist dann nicht mehr Teil unserer Entscheidung."


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Und damit kann man bei den Bullen offenbar gut leben, denn Horner erklärt: "Die Formel 1 ist heute ein sehr kompliziertes Geschäft, vor allem wegen des Kostendeckels, den man in Betracht ziehen muss."

"Man muss sehr sorgfältig darüber nachdenken, wo man seine Finanzmittel und Budgets einsetzt, welche Ressourcen man einsetzt und wo man das beste Preis-Leistungs-Verhältnis erzielen kann. Wir hatten eine Struktur, die sich um Adrian herum entwickelt hat und die seiner Arbeitsweise entgegenkam", verrät Horner.

"Er ist der einzige Designer in der Formel 1, der noch am Reißbrett sitzt. Aber da das Reglement immer strenger wurde und sich Adrians Rolle innerhalb des Teams in den letzten Jahren weiterentwickelt hat, mussten andere einspringen, und wir mussten unsere Arbeitsweise ändern und weiterentwickeln", betont er.

Perez: Newey braucht ein Team um sich herum

Zwischen den Zeilen deutet Horner damit an, dass Newey in der heutigen Red-Bull-Struktur nicht mehr die Bedeutung früherer Tage hatte. Sergio Perez erklärt zwar, dass Newey bei einem anderen Formel-1-Team "definitiv" einen wertvollen Beitrag leisten könnte.

"Adrian hat mit seiner Erfahrung viel zur Red Bull-Philosophie beigetragen. Ich gehe also davon aus, dass er überall, wo er hingeht, einen sofortigen Einfluss ausüben wird, egal was er tut. Er ist ein sehr cleverer Kerl, der sehr hart arbeitet", erklärt der Mexikaner.

Und Newey sei "viel mehr als nur ein Designer. Er kann sogar Strategien und das Set-up beeinflussen", betont Perez, der aber ebenfalls erklärt, dass Newey "eine ganze Gruppe von Menschen" um sich herum brauche, um optimal arbeiten zu können.

"Ich denke, er will wahrscheinlich etwas anderes machen. Und das ist in Ordnung. Ich denke, Red Bull ist in einer großartigen Position. Sie haben eine sehr gute, sehr starke Organisation mit Pierre [Wache], mit Enrico [Balbo], mit Ben [Waterhouse]", betont auch Perez noch einmal.

"Ich denke, die gesamte Aero-Gruppe ist sehr stark, und wir freuen uns einfach auf die Zukunft", so Perez, der auch nicht davon ausgeht, dass es neben Newey noch weitere Abgänge geben wird. Genau darüber hatte zuletzt zum Beispiel Experte Ralf Schumacher spekuliert.

Noch weitere Abgänge bei Red Bull?

"Ich glaube, Christian Horner unterschätzt die einzelnen Figuren. Er glaubt, er könnte alles in Personalunion selbst erledigen. Ich glaube, dass er sich da vertut", so Schumacher bei Sky. Selbst ein Abgang von Starfahrer Max Verstappen scheint aktuell nicht ausgeschlossen zu sein.

Dessen Vater Jos erklärte im niederländischen Telegraaf jüngst, es sei wichtig, "dass die wichtigsten Leute bleiben. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Newey geht, und Anfang des Jahres sah es so aus, als würden sie auch Helmut [Marko] rausschmeißen. Das ist für die Zukunft nicht gut."

Unter anderem wegen solcher Aussagen wird aktuell immer wieder darüber spekuliert, dass Toto Wolff ein Coup gelingen und er Verstappen als Nachfolger von Lewis Hamilton zu Mercedes locken könnte. Doch ist der Newey-Abgang wirklich der Anfang eines großen Exodus bei Red Bull?


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"Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, dass sich jeder voll und ganz für das Team einsetzt. Wir haben wieder einmal eine großartige Saison. Die Zukunft des Teams sieht rosig aus, und ich denke, es ist normal, dass es bei einigen Leuten diese Art von Bewegung gibt", betont Perez.

"Ich denke, dass die Organisation weiterhin sehr stark ist, und ich sehe in dieser Hinsicht keine weiteren Veränderungen", sagt er und erklärt: "Es geht nicht um eine einzelne Person, sondern um eine ganze Organisation, und ich denke, Christian hat gute Arbeit geleistet, indem er die nächste Generation bei Red Bull vorbereitet hat."

Und bei dieser spielt Adrian Newey keine Rolle mehr.

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