Hamilton Zweiter - aber von Verstappen in langsamen Kurven "gekillt"
Lewis Hamilton darf im China-Sprint Führungsrunden sammeln: Nico Rosberg glaubt, der Brite hat mehr aus seinem Mercedes rausgeholt, als eigentlich drin war
(Motorsport-Total.com) - Extra-Motivation für Lewis Hamilton: In den ersten Runden des Sprintrennens in China führt der Mercedes-Star das Feld an und schwelgt in Bezug auf seine freie Sicht nach vorne später in Erinnerungen an die guten alten Zeiten.
"In Kurve eins um die Führung kämpfen zu können, das hat mich einfach daran erinnert, warum ich liebe, was ich tue", erklärt Hamilton im Anschluss an den Sprint, den er schließlich hinter Dominator Max Verstappen als Zweiter beendet: "Es ist das beste Ergebnis seit langem, darüber bin ich natürlich super glücklich", sagt Hamilton.
Von seinem einstigen Dauerrivalen Nico Rosberg bekommt Hamilton für die Vorstellung in Schanghai ein Sonderlob: "Lewis ist rasiermesserscharf gefahren. Ich bin sicher, er musste mehr aus dem Auto rausholen, als drinsteckte, um so lange zu führen", sagt der Deutsche bei Sky: "Das war Lewis, wie wir ihn aus seinen besten Zeiten kennen."
Schon auf den ersten Metern zieht der Mercedes-Star am Samstag an Pole-Mann Lando Norris vorbei, verteidigt sich danach gegen Fernando Alonso: "In den langsamen Kurven haben wir am meisten Probleme", berichtet Hamilton: "Fernando hat mir da schon viel Druck gemacht, aber in den schnelleren Passagen konnte ich ihn auf Distanz halten."
Doch dann kommt von hinten Verstappen angeflogen: "Er hat mich auch in den langsamen Ecken gekillt", sagt der Brite und leistet dem überlegenen Red Bull schließlich wenig Gegenwehr: "Gegen Max habe ich dann nicht mal einen Kampf aufgestellt, denn er kam mit einem zu großen Vorteil in Sachen Pace."
Hamilton: "Ich wusste, dass er mich kriegen würde, deswegen wollte ich nicht zu viel Zeit gegenüber den Autos hinter mir verlieren, um sicherzustellen, dass ich Rang zwei halte."
Wolff: "Macht überhaupt keinen Sinn"
Laut Teamchef Toto Wolff die absolut richtige Entscheidung: "Am Ende waren wir 15 Sekunden hinten auf zehn Runden, das macht überhaupt keinen Sinn. Es war eher wichtig den Reifen zu bewahren hinten raus", lobt Wolff seinen Schützling, der bereits im Duell mit Alonso viel Reifen investieren musste: "Insofern hat er das Rennen gut gemanagt."
Mit Blick aufs große Ganze konstatiert Wolff trotz Rang zwei: "Ich bin nicht happy. Wir haben heute natürlich ein gutes Auto gehabt, aber wir haben auch von dem Kampf hinter uns profitiert." Perez und eventuell auch Leclerc hätten Hamilton "mit freier Fahrt" sonst wohl geschnappt, vermutet Wolff und ordnet ein: "Top-6 ist, wo wir kämpfen - sicher nicht die beiden Red Bulls."
"Am Ende muss man sagen: Verstappen war heute eine Sekunde schneller pro Runde und das muss auch der Anspruch sein. Aber langfristig. Jetzt ist der erste Schritt, dass wir mit Ferrari und McLaren mit dabei sind - und das ist schwierig genug morgen im Rennen", erklärt Wolff.
Russell dient als Versuchskaninchen
Auch Hamilton bleibt mit Blick auf seinen zweiten Platz am Samstag realistisch: "Der Regen gestern hat uns natürlich geholfen, weiter hinten hätten wir sonst sicher mehr Probleme gehabt", räumt der Brite nach dem Sprint ein, sieht aber dennoch viel Positives: "Ich habe jetzt viel über das Auto rausfinden können und bin schon sehr gespannt auf morgen."
An eine ähnlich gute Startposition glaubt der Rekordweltmeister für den Grand Prix aber nicht: "Wir sind sicher noch nicht so schnell über eine Runde wie Ferrari, Red Bull oder auch McLaren. Vielleicht sind wir auf Level mit Aston Martin", so Hamilton, der klarstellt: "Ich gehe nicht davon aus, dass wir um Reihe eins kämpfen."
"Der Vorteil ist aber: Wir können das Auto jetzt verändern, hoffentlich zum Guten, um dann eine bessere Quali zu haben als zuletzt." Und auch taktisch bieten sich den Silberpfeilen noch ein paar Optionen, fungiert George Russell nach seinem schwachen Qualifying am Freitag doch im Sprint als Versuchskaninchen.
"Wir wollten die Strategien splitten, um zu sehen wie der Soft performt und er hat gut performt - insofern eröffnet das Möglichkeiten für morgen", verrät Wolff die Gedankenspiele hinter Russells Fahrt auf weichen Reifen, die den Briten im Sprint immerhin noch auf Rang acht führt.