Ein Jahr McLaren-Teamchef: Was Stella am meisten genossen hat
Erst ein Jahr ist Andrea Stella Teamchef bei McLaren und hat die Mannschaft als solcher schon nachhaltig geprägt - Was dem Italiener dabei besonders wichtig ist
(Motorsport-Total.com) - Andrea Stella löste bei McLaren Anfang 2023 den zu Audi abgewanderten Andreas Seidl ab und wurde nicht nur dafür gelobt, dass er das Team in eine andere Richtung lenkte und ihm eine überarbeitete technische Struktur gab.
Der Italiener trat der Öffentlichkeit von Beginn an sehr offen und ehrlich gegenüber, auch als klar wurde, dass McLaren seine Startziele für 2023 komplett verfehlt hatte.
Stella erklärte daraufhin schnell, was das Team falsch gemacht hatte und wie sein Plan aussah, um wieder auf Kurs zu kommen. Auf die Frage, ob seine unverblümte Ehrlichkeit eine bewusste Strategie sei, sagt er im Gespräch mit Motorsport.com: "Ich habe eine sehr einfache Strategie. Ich sage die Dinge so, wie sie sind."
"Das ist sehr einfach und bringt dich in eine solide Position. Wenn man versucht, Geschichten zu erfinden, die nicht die Realität widerspiegeln, kann man zwar kurzfristig damit durchkommen, aber damit schafft man keine Grundlagen", weiß Stella.
"Wenn wir ein Fundament schaffen wollen, müssen wir uns einfach an das halten, was wir wissen, an das, was wir für wahr halten." Diese Geradlinigkeit prägt auch die interne Arbeitsweise von McLaren. Sie sei ein Teil der Teamkultur.
"Intellektuelle Ehrlichkeit, Strenge - sie sind sehr wichtig - nicht, weil sie zu mir gehören. Sie sind wichtig, weil sie zu unserer Kultur als Team gehören", erklärte der Teamchef.
Und der 52-Jährige ergänzt: "Das bedeutet, dass dies von jedem erwartet wird, der bei McLaren arbeitet. Intellektuelle Ehrlichkeit, Strenge - Fakten als das anerkennen, was sie sind. Denn wenn wir das wissen, dann können wir etwas dagegen tun. Aber den Fakten hinterherzulaufen, ist nur ein kurzlebiger Ansatz."
Unter Stellas Führung begann McLaren mit einer Serie von Upgrades, die es den Fahrern Lando Norris und Oscar Piastri ermöglichte, um Podiumsplätze zu kämpfen, während McLaren in der Konstrukteurswertung auf den vierten Platz vorrückte.
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Alpine: Oliver Oakes (Großbritannien), seit 2024 Fotostrecke
Auf die Frage, wie sehr er seine erste Saison als Teamchef genossen habe, betont Stella - bis dahin Renndirektor bei McLaren -, dass sich vor allem die schwierigen ersten Monate als lohnend erwiesen hätten, und nicht nur die neun Podien am Ende.
"Ich muss sagen, dass ich es genossen habe, diese neue Erfahrung in meiner professionellen Karriere, auch wenn die Ergebnisse auf der Strecke mal nicht gut waren. Das liegt daran, dass die wirkliche Motivation, die wirkliche Freude, die ich an diesem Job habe, aus der Interaktion mit den Menschen kommt."
"Und dann zu sehen, wie die Gruppe, die man aufzubauen versucht, wächst und wie die Leute lernen, sich entwickeln, kompetenter und selbstbewusster werden - das ist es, was mir die Energie gibt, die die Entschlossenheit formt. Wenn die Ergebnisse auf der Strecke eintreffen, ist das eine Verstärkung dessen."
"Aber man kann die Motivation, ja sogar den eigentlichen Grund, warum man dies tut, nicht auf Ergebnisse stützen. Man tut es aus dem Gefühl heraus, etwas aufzubauen."