Andretti: "Die halten uns für Hinterwäldler!"
Wie sich das Formel-1-Projekt von Andretti vom bestehenden Formel-1-Team Haas unterscheidet und warum sich Michael Andretti nicht ernstgenommen fühlt
(Motorsport-Total.com) - "Uns muss schon klar sein, auf was wir uns einlassen, nämlich auf viel Politik und dergleichen. Aber so ist die Formel 1 eben und damit müssen wir klarkommen", sagt Michael Andretti in einem Bloomberg-Video. Und er räumt ein: "Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig werden würde, der Formel 1 beizutreten." Trotzdem will er weiter an seinem großen Traum festhalten.
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Teamboss Michael Andretti macht weiter Werbung für den Formel-1-Einstieg Zoom Download
Denn Andretti ist davon überzeugt: Hat sein Team erst die Freigabe in der Tasche, "dann werden wir uns schon beweisen. Die halten uns ja alle für einen Haufen Hinterwäldler und glauben, wir wissen nicht, was wir tun. Wir haben aber sehr viel Erfahrung im Motorsport und haben womöglich eine andere Perspektive. Und das könnte funktionieren."
Was Andretti anders machen will als Haas
Der frühere Rennfahrer Andretti legt dabei Wert auf die Feststellung, dass er und sein Team das Formel-1-Projekt ganz anders angehen würden als der bereits existierende US-Rennstall Haas. "Die haben keine Infrastruktur und bauen auch das Auto nicht selbst", sagt Andretti.
Im Prinzip sei Haas nichts anderes als ein "kleines Ferrari". Begründung: "Haas kauft so viel wie möglich von Ferrari ein und greift sogar auf Ferrari-Ingenieure zurück. Die Autos auf der Rennstrecke einzusetzen, das ist wahrscheinlich das Einfachste."
Andretti stelle sich einer ganz anderen Herausforderung, indem es das komplette Projekt alle stemmen wolle. "Wir müssen unser Auto selbst bauen, und das ist keine Kleinigkeit", sagt Andretti. "Bei den IndyCars kaufst du dir das Auto und spielst von Anfang an mit. Aber in der Formel 1 baust du dein Auto von Null auf."
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Und weil sein Team einen "fantastischen Plan" habe, werde sein Vorhaben von Erfolg gekrönt sein, meint Andretti. "GM und Cadillac stehen hinter uns. Das ist ein Wort. Deshalb glaube ich: Wir haben alles, was es braucht, um eines Tages ein konkurrenzfähiges Team zu sein."
Was, wenn die Startplatz-Freigabe ausbleibt?
"Hoffentlich erzielen wir eine Einigung mit der Formel 1, damit wir beitreten können. Und wenn wir einsteigen könnten, wäre das großartig für die Rennserie. Denn wir glauben: Mehr Autos können der Formel 1 nur helfen."
"Natürlich kostet das ein Stück vom Kuchen, vom Preisgeld und so weiter. Doch wir denken, wir können mehr beitragen als wir rausnehmen. Es wäre nämlich ein wirklich amerikanisches Team mit einem amerikanischen Fahrer, mit einem in den USA gebauten Auto und mit einem amerikanischen Antrieb. Und ich glaube, das sollte für reichlich Interesse in Amerika sorgen."
Falls Andretti den Zuschlag erhält, aber das ist keineswegs sicher. Zwar hat der Automobil-Weltverband (FIA) bereits sein Einverständnis gegeben, doch auch die Formel 1 muss den Einstieg freigeben. Und wenn genau das nicht passiert? Dann wäre Michael Andretti "natürlich enttäuscht", räumt er ein. "Aber ich gebe nicht auf. Dann überlegen wir uns eben etwas."