Lance Stroll: 2023 "war eine harte Saison, da bin ich ehrlich"
Lance Stroll weiß, dass die Zahlen gegen ihn sprechen, versucht jetzt aber zu erklären, wo er und Aston Martin 2023 falsch abgebogen sind
(Motorsport-Total.com) - Die Zahlen sprechen nicht gerade für Lance Stroll: 2:14 liegt er im Qualifyingduell bei Aston Martin gegen Fernando Alonso hinten, 1:15 im Rennduell, 47:174 nach WM-Punkten. Dazu kam am Saisonbeginn die Verletzung bei einem Fahrradunfall und zuletzt der schwere Crash im Qualifying in Singapur. "Es war eine harte Saison, da bin ich ehrlich", sagt der 24-jährige Kanadier.
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Lance Stroll blickt 2023 auf eine für ihn schwierige Saison zurück Zoom Download
Die ersten paar Rennen, als Aston Martin überraschend die Nummer 2 hinter Red Bull war, lief noch alles nach Plan. Aber danach "wurde es schwierig", räumt Stroll ein. "Es ist viel passiert, Zuverlässigkeitsprobleme, unglückliche Umstände, der Speed war auch manchmal nicht da."
"Jetzt können wir nichts dagegen tun, aber wir müssen draus lernen. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, sondern können uns nur auf dieses Wochenende und den Rest der Saison konzentrieren, um zu versuchen, die Saison so gut wie möglich zu beenden."
Doch er will gar nicht alles darauf schieben, dass Aston Martin im Saisonverlauf rückwärts gefahren ist: "Es gibt definitiv auch Dinge, die innerhalb meiner Kontrolle waren. Es gibt Dinge, an denen ich arbeiten kann, die ich verbessern muss, um schneller zu werden", gibt Stroll zu.
Beispiele: So oft hat Stroll Punkte verloren
"Aber es war auch viel Pech dabei. Zum Beispiel Saudi: Ich liege auf P4 und habe dann das Motorproblem. Ein gutes Wochenende in Österreich, aber dann ein unglücklich getimter Boxenstopp mit dem virtuellen Safety-Car. Falsche Reifen im Qualifying in Kanada, wo wir anstatt eines neuen Reifensatzes einen alten Satz Intermediates montiert haben. Das macht einen Riesenunterschied."
"Und sowas hatten wir öfter. In Suzuka bin ich ganz ordentlich unterwegs, und dann versagt der Heckflügel. Da haben wir viele Chancen auf gute Punkte weggeworfen. Manchmal ist es halt so, aber es gibt auch Dinge, die ich als Fahrer und das ganze Team besser machen können, um stärker zu sein", sagt er.
Ist Stroll motiviert genug für die Formel 1?
Jetzt steht Stroll in der Kritik. Einige Experten fragen sich schon seit Wochen, ob Papa Lawrence Stroll seinen Sohn nicht doch irgendwann rausschmeißen muss, um einen zweiten Fahrer vom Kaliber eines Alonso unter Vertrag zu nehmen. Wenn Aston Martin irgendwann die Konstrukteurs-WM gewinnen will, wird argumentiert, reiche Stroll jun. als zweiter Fahrer womöglich nicht aus.
Stroll wird unterstellt, er sei nicht motiviert genug für die Formel 1, strahle an den Rennwochenenden negative Vibes aus. Dabei falle es ihm nicht schwer, die Motivation zu finden, beteuert er: "Ich darf Formel-1-Autos fahren und kann sogar an Grands Prix teilnehmen. Das ist eine tolle Sache. Ich freue mich auf jedes Rennwochenende."
Dass er am Saisonbeginn die Wintertests auslassen musste und sich beim Saisonauftakt in Bahrain trotz eines gebrochenen Handgelenks durchbiss, haben viele schon wieder vergessen. "Dass ich die Tests auslassen musste und ein paar Dinge nicht testen konnte, hat nicht geholfen", findet Stroll im Nachhinein.
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"Du probierst beim Testen normalerweise Set-ups aus, eine andere mechanische Balance, verschiedene Radstürze, und das mussten wir in die Saison mitschleppen. Das hatten mir die anderen voraus, die hunderte Runden getestet haben. Es gab sicher Momente, da hat mir diese Erfahrung gefehlt."
"Aber wenn das Auto passt und wenn ich das Vertrauen ins Auto habe, dann ist es ein großartiges, ein konkurrenzfähiges Auto. Diese Tage gab's auch, wo ich nicht das Gefühl hatte, dass mir die Wintertests fehlen", versichert er.
Puffer weg, keine Fehler mehr möglich
"Einige Wochenenden gehen mir leichter von der Hand als andere. Wenn das Auto besser ist, geht es immer leichter, weil du im Qualifying durch Q1 und Q2 kommst und einen Rhythmus findest. Wenn du in Q3 bist, startest du mit einer ganz anderen Basis ins Rennen als wenn du dich erstmal von hinten vorarbeiten musst. Da waren wir als Team zuletzt nicht mehr so stark wie am Saisonbeginn."
"Das macht es schwieriger, ins Wochenende reinzukommen, wenn du in Q1 und Q2 keinen Puffer für kleine Fehler mehr hast. Diesen Puffer haben wir nicht mehr, dafür brauchen wir Updates für den letzten Teil der Saison", fordert Stroll und erklärt: "Einige Updates haben nicht das gebracht, was wir uns erhofft hatten."
Zu Beginn der Saison sei der Aston Martin "berechenbarer" gewesen, "leichter zu fahren, hat mehr verziehen. Ich glaube, das haben wir teilweise verloren, und wir müssen verstehen warum. Ich glaube, wir haben vielleicht mehr Downforce hinzugefügt, aber dadurch ist das Auto auch schwieriger zu fahren geworden."
Das ist immerhin etwas, was die Ingenieure vielleicht lösen können. Wenn nicht 2023, dann zumindest mit dem neuen Auto für 2024: "Das Ziel jetzt muss sein, wieder zu dem hinzukommen, wie es am Saisonbeginn war, als das Auto leichter zu fahren war. Das ist immer nett, wenn du ein gutes Gefühl im Auto hast", sagt Stroll.