Ralf Schumacher: Das sagt er über Zak Browns Kritik an Andreas Seidl
Ralf Schumacher versteht die jüngsten Aussagen von Zak Brown über Andreas Seidl, betont aber, dass er Seidls Qualitäten deswegen nicht in Frage stellt
(Motorsport-Total.com) - Zak Brown hat in einem am 17. September veröffentlichten Interview auf Motorsport-Total.com für Aufsehen gesorgt. Denn in dem Interview hat der McLaren-CEO zwischen den Zeilen durchblicken lassen, dass er in Wahrheit gar nicht unglücklich drüber war, dass Teamchef Andreas Seidl und der Technische Direktor James Key das Team Ende 2022 in Richtung Sauber (zukünftig Audi) verlassen haben.
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Ralf Schumacher traut Andreas Seidl zu, bei Audi wieder Erfolg zu haben Zoom Download
Ob der starken Leistungen von McLaren in den vergangenen Rennen der Formel-1-Saison 2023 eine "Genugtuung, die muss man Zak Brown lassen", findet Ralf Schumacher in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de.
Brown hatte in dem bereits in Monza geführten Interview erklärt, dass der McLaren-Aufschwung der Jahre 2020 und 2021 eigentlich bereits in die Wege geleitet wurde, bevor Seidl 2019 von Porsche kam und fast zeitgleich mit Key seinen Dienst in der Fabrik in Woking aufnahm.
"Analysiert man also unseren Erfolg in der Saison 2021, dann wurde das Fundament dafür bereits 2019 gebaut, und das waren Andrea Stella, Pete Prodromou und Gil de Ferran. Ich möchte James und Andreas nichts absprechen. Aber wenn wir nach dem Ursprung suchen, wo unsere Wende begonnen hat, dann war es mit dem genannten Team", so Brown in dem Interview.
Ihm sei die Entscheidung "leicht" gefallen, Seidl in Richtung Sauber-Team ziehen zu lassen, "als sich die Chance bot, frühzeitig einen Wechsel zu vollziehen". Und auch der Wunsch, Key zu halten, war offenbar nicht besonders ausgeprägt: "Ich denke, es war eine Umstrukturierung notwendig."
Die Preisfrage ist jetzt: Ist Brown gekränkt, weil Seidl gegangen ist - oder ist er wirklich der Meinung, dass das neue Management einen besseren Job macht? "Also ich nehme ihm das schon so ab", sagt Schumacher. "Ich mag Andi Seidl, kenne ihn lang und schätze seine Arbeit sehr. Aber er hat McLaren verlassen, und wenn man sieht, wie es verlassen wurde und wie es jetzt funktioniert, dann muss man abwarten."
Seidl habe jetzt bei Audi die Chance, diesen schwarzen Fleck auf seiner ansonsten weißen Weste zu entfernen, wenn es ihm gelingt, das Team ab 2026 zum Erfolg zu führen, analysiert der Formel-1-Experte. Aber: "Was auch immer passiert ist: Seitdem er von McLaren weg ist, muss man fairerweise sagen, dass bis heute alles richtig zu laufen scheint dort."
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"McLaren hat innerhalb kurzer Zeit ein Konzept, das gar nicht funktioniert hat, umgeändert, und man entwickelt sich stetig weiter und wird immer besser. Das ist ein Zeichen dafür, dass man jetzt verstanden hat, in welche Richtung es gehen muss."
Daraus den Schluss zu ziehen, dass Seidl als Teamchef überbewertet ist, hält Schumacher jedoch nicht für zulässig. Zumal Seidl möglicherweise frustriert darüber war, dass die ihm versprochenen Investitionen in die Infrastruktur viel schleppender vonstattengingen, als das ursprünglich geplant war. Auch wegen der zwischendurch arg angespannten finanziellen Situation der McLaren-Gruppe.
Schumacher ist davon überzeugt: "Andi wird schon früh genug Zeit haben, zu beweisen, dass er es genauso kann, nur eben an anderer Stelle. Vielleicht auch mit mehr Unterstützung, denn offensichtlich war das bei McLaren ja nicht möglich. Sonst wäre er dort geblieben."
Das ganze Interview mit Ralf Schumacher, auch über die aktuelle Situation bei Ferrari, die schwierige Situation von Charles Leclerc und eine legendäre Party mit seinem Bruder Michael beim WM-Finale 2003 in Suzuka gibt's jetzt auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de zu sehen. (Kanal jetzt kostenlos abonnieren und kein neues Ralf-Schumacher-Video mehr verpassen!)