Hamilton: Leute vergessen, dass ich auch bei McLaren schlechte Autos hatte
Lewis Hamilton befindet sich in einer eigenartigen Phase seiner Karriere: Die großen Erfolge bleiben aus, doch dafür ist nun der Weg das Ziel, wie der Brite betont
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton befindet sich wahrscheinlich in der schwierigsten Phase seiner Karriere. Während bereits im vergangenen Jahr seine Serie für die meisten Formel-1-Saisons mit mindestens einem Grand-Prix-Sieg riss, kam auch 2023 noch kein weiterer Triumph dazu. Seit Saudi-Arabien am 5. Dezember 2021 konnte der Brite nicht mehr auf dem obersten Treppchen stehen. Doch Hamilton betont, dass es auch in seiner frühen Karrierephase schwere Zeiten gab.
"Ich glaube, die Leute vergessen das und scheinen sich nur an die sieben oder acht Jahre zu erinnern, in denen wir konkurrenzfähig waren, und vergessen die Jahre davor, als ich bei McLaren ziemlich 'interessante' Autos hatte", so Hamilton auf die Frage in Singapur, ob die letzten 18 Monate eine gute Lernerfahrung waren.
"Ich hatte also Jahre wie letztes Jahr und dieses Jahr. Und natürlich, wenn man mit Widrigkeiten konfrontiert wird, wenn man mit einer Herausforderung konfrontiert wird, die wir haben, lernt man als Team gemeinsam mehr, als wenn es vorne glatt läuft."
Hamilton: Mercedes W14 "kein einfaches Auto"
Besonders in der aktuellen Saison scheint Mercedes Probleme zu haben, das richtige Set-up für das Auto zu finden. Mal ist man am Freitag nirgendwo, dafür in den entscheidenden Sessions gut dabei oder zuletzt auch andersherum: Freitag top, Samstag und Sonntag flop.
"Ähnlich, vielleicht nicht so extrem wie letztes Jahr", antwortet Hamilton auf die Frage, ob man aktuell viel mit dem Set-up herumexperimentiert. "Aber wir haben es dieses Jahr geschafft, mit unseren Set-ups viel konstanter zu sein."
"Aber wenn man sich die letzten beiden Rennen anschaut, bin ich am Freitag gut mit P1 gestartet, und dann ging es für den Rest des Wochenendes bergab. Es ist also kein einfaches Auto, mit dem man umgehen kann. Aber wir lernen ständig dazu und versuchen, uns als Ingenieure und als Fahrer zu verbessern."
Hamilton: Muss mit unseren Mitarbeitern mithalten!
"Ich denke, zu diesem Zeitpunkt der Saison gräbt man immer so tief wie möglich, ohne sich dabei selbst zu erschöpfen. Und ich denke, jeder im Team hat alles gegeben. Es gibt Zeit, in der sie nicht bei ihren Familien sind, es gibt Zeit, in der die Jungs sieben Tage die Woche arbeiten, die Jungs sind voll dabei."
"Ich versuche also sicherzustellen, dass ich mit ihren Spitzenleistungen mithalten kann, aber ich muss auch darauf achten, dass ... Ich glaube, in der Vergangenheit ging es mehr um das Ziel als um die Reise", holt Hamilton aus. "Jetzt versuche ich, die Reise zu genießen, die Kämpfe, die wir haben, die Höhen und Tiefen, die wir erleben."
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"Und einfach die alltäglichen Dinge des Lebens und des Rennfahrerseins. Jedes Wochenende versucht man, Risiken einzugehen und das Auto dazu zu bringen, etwas zu tun, was es nicht tun will. Und das ist etwas, das ich gerne tue. Wenn das Auto bereit ist, weiter zu fahren, möchte ich, dass es weiter fährt. Und ich bin bereit, so weit zu gehen, wie es nötig ist, damit wir gewinnen können."
Hamilton: Wahrscheinlich noch nie so hart gearbeitet
Arbeitet Hamilton daher nun härter als noch in Zeiten der absoluten Mercedes-Dominanz? "Ich weiß nicht, ob es unbedingt daran liegt, dass man mehr arbeitet", sagt er. "Ich denke, man lernt von Jahr zu Jahr, effizienter mit seiner Zeit und seiner Energie umzugehen, und am Ende des Jahres gehen Bono (Peter Bonnington, Hamiltons Renningenieur), ich und Shov (Andrew Shovlin, Mercedes-Chefingenieur an der Strecke; Anm. d. Red.) eine Liste mit den Dingen durch, die funktioniert haben und die nicht funktioniert haben."
"Und seien wir doch mal ehrlich, so wie wir das immer wieder machen, nützt das meinem Wochenende überhaupt nichts. Wenn man das weglässt, hat man mehr Zeit, sich auf andere Bereiche zu konzentrieren. Oder man baut mehr Dinge ein, die dem gesamten Team zugute kommen können."
"Ich denke, die Kommunikation hat sich im letzten Jahr massiv verbessert. Und ich glaube, es war für uns alle ein wirklich interessanter Prozess, dass man sich zusammensetzen und sagen konnte: 'Ja, wir haben die falschen Entscheidungen getroffen. Könnt ihr mit uns zusammenarbeiten, um sie zu korrigieren und vorwärts zu kommen?' Und genau das haben wir dieses Jahr getan."
"Ich denke also, dass die letzten zwei Jahre eine wachsende Erfahrung innerhalb der Infrastruktur waren. Und ja, ich denke, ich musste wahrscheinlich versuchen, noch mehr Zeit zu investieren, einfach durch den schieren Willen, das Ziel zu erreichen. Und ich glaube, das hat jeder. Aber das macht mir nichts aus. Denn wir verlieren nicht gern, und wir lieben unsere Arbeit. Also genieße ich es."