Toto Wolff: Mercedes denkt um bei der DNA des Autos
Was Mercedes für die Formel-1-Saison 2024 plant und wie der Ex-Weltmeister Lewis Hamilton damit umgeht, im zweiten Jahr in Folge kein Titelkandidat zu sein
(Motorsport-Total.com) - "Wir haben einen ganz genauen Plan", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei Sky. Und dieser Plan soll Mercedes nach zwei schwierigen Jahren in der Formel 1 zurück an die Spitze führen. Aber: Dazu muss sich einiges ändern bei der technischen Ausrichtung des Teams, so erklärt Wolff vor dem Singapur-Grand-Prix 2023.
Denn das Formel-1-Auto von Mercedes für 2024 wird womöglich anders aussehen als der aktuelle W14. Wolff spricht zumindest von einem "Umdenken, was die DNA des Autos betrifft", ohne näher ins Detail zu gehen.
Dabei hat sich Mercedes bereits von seinen eigentlichen Vorstellungen gelöst: Das sogenannte Zero-Pod-Konzept wurde zugunsten des aktuellen Formel-1-Trends der "Downwash"-Seitenkästen eingestellt. Mercedes orientierte sich damit am aktuellen Spitzenteam Red Bull.
Mit dem W14 wird Mercedes nicht glücklich ...
Und der aktuelle W14 wird weiter als Entwicklungsplattform genutzt. Begründung: "Gerade deswegen, weil wir das Auto ganz schwer verstehen, auch immer noch, ist es wichtig, zu lernen auch für das nächste Jahr."
Man müsse der Realität ins Auge sehen und erkennen, dass im aktuellen W14 "einfach der Hund drin" sei, so wie schon beim W13 aus der Saison 2022. "Deswegen gehen wir von diesem Prinzip jetzt sehr stark weg", sagt Wolff. "Aber trotzdem ist [damit] immer noch viel zu lernen. Und wir sind Zweiter in der Konstrukteurswertung, und das mit einem soliden Abstand. Das ist gut."
Ob er deshalb optimistisch sei für 2024, wird Wolff an diesem Punkt gefragt. Er antwortet: "Ich bin nie optimistisch und das war auch in den vergangenen zehn Jahren so."
Hamilton ist motiviert wie eh und je
An Einsatz seitens der Fahrer mangelt es jedenfalls nicht. Lewis Hamilton etwa gibt an, er konzentriere sich ausschließlich "auf das Jetzt und darauf, dem Team dabei zu helfen, in Zukunft wieder Weltmeister zu werden".
Ein schwieriges Jahr wie 2023 könne Mercedes mittelfristig sogar Vorteile bringen, meint Hamilton: "Bei einer solchen Herausforderung lernst du dazu, und zwar mehr, als wenn du einfach vornewegfährst."
Auch Lewis Hamilton äußert sich hier nur vage: "Ich konzentriere mich auf das Jetzt und darauf, dem Team dabei zu helfen, in Zukunft wieder Weltmeister zu werden."
Was Mercedes in der schwierigen Saison 2023 lernt
Das gesamte Team teile diese Einstellung. "Jeder Einzelne gibt wirklich alles und nimmt Abwesenheiten von der Familie in Kauf, arbeitet sieben Tage die Woche. Ich versuche diesen Einsatz widerzuspiegeln", meint Hamilton.
"In der Vergangenheit ging es mehr um das Ziel als um den Weg dorthin. Jetzt weiß ich auch diesen Weg zu schätzen, die Probleme, die wir haben, die Höhen und Tiefen."
"Jedes Wochenende versuchst du etwas mit dem Auto zu machen, das das Auto nicht tun will. Aber das macht mir Spaß. Wenn das Auto mal mehr kann, dann mache ich gerne mehr daraus. Ich will, dass es so viel kann, dass wir wieder siegen können. Denn wir verlieren nicht gerne."
Hamiltons Nachbereitung bringt Fortschritte
Deshalb werde er die Saison 2023 in der Winterpause gründlich nachbereiten, gemeinsam mit Ingenieur Peter "Bono" Bonnington und Andrew Shovlin, dem Technischen Leiter an der Rennstrecke. "Wir werden uns anschauen, was funktioniert hat und was nicht funktioniert hat. Da muss man einfach ehrlich sein", sagt Hamilton. "Sowas schafft mehr Zeit für andere Dinge."
Die schwierigen Jahre seit 2022 und die interne Analyse hätten auf diese Weise bereits einige Optimierungen ermöglicht. Laut Hamilton sei die Kommunikation im Team "dramatisch besser geworden", weil man sich den eigenen Problemen gestellt habe. "Und das war ein interessanter Prozess für uns alle."