• 14. August 2023 · 08:56 Uhr

Marko: Red Bull beim Motor für 2026 "meilenweit" vor Ferrari und Audi

Helmut Marko versichert, dass Red Bull keine Schwierigkeiten mit dem eigenen Motorenprogramm habe und deswegen Stimmung gegen das neue Reglement mache

(Motorsport-Total.com) - Das Motorenreglement ab der Formel-1-Saison 2026 ist weiterhin ein Streitthema. Während vor allem Red Bull sich dafür ausspricht, bei den beschlossenen Regeln noch einmal nachzubessern, sind die meisten anderen Hersteller in der Königsklasse gegen Anpassungen.

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Helmut Marko im Gespräch mit Kevin Hermann und Christian Nimmervoll Zoom Download

Mercedes-Teamchef Toto Wolff äußerte sogar den Verdacht, dass Red Bull öffentlich Stimmung gegen das Reglement mache, weil man mit dem eigenen Motorenprogramm im Hintertreffen sei. Ab 2026 werden die Bullen erstmals mit einem eigenen Motor antreten.

Im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' stellt Helmut Marko nun klar, dass diese Behauptung Unsinn sei. "Ich glaube nicht, dass wir technisch im Hintertreffen sind. Wir haben Leute von Ferrari, Mercedes, Renault und Cosworth [für die Motorenabteilung] geholt", betont der Österreicher.

"Wir haben Ford als Partner auf dem Sektor. Wir haben beim Verbrenner absolute Topleute. Und wir haben auf der Elektroseite zwei ganz helle Köpfe", sagt Marko und ergänzt, dass auch Red Bulls neue Motorenfabrik in Milton Keynes "State of the Art" sei.

Im Hinblick auf den aktuellen Stand bei der Entwicklung für den 2026er-Motor verrät er zudem: "Im August läuft noch ein kompletter Verbrennungsmotor mit MGU-K und Batterie. Da sind wir meilenweit vor Audi, wir sind meilenweit vor Ferrari, und Mercedes ist in etwa gleich auf."

Marko: Uns geht es um "richtig guten Sport"

Tatsächlich erklärte beispielsweise Formel-1-Neueinsteiger Audi vor einigen Monaten: "Die erste Hybrid-Antriebseinheit, bestehend aus Verbrennungsmotor, Elektromotor, Batterie und Steuerungselektronik, soll noch in diesem Jahr auf dem Prüfstand laufen."

Dieser Punkt ist bei Red Bull Powertrains laut Marko bereits früher erreicht. Er stellt klar: "Wir sind einfach leidenschaftliche Racer, und wir machen uns Sorgen. Wir sind nicht in der Formel 1, um reich zu werden. Wir wollen, dass es wieder richtig guten Sport gibt. Und da haben wir Bedenken."

Die Kritik am Reglement habe nichts mit eigenen Problemen zu tun. Vielmehr erklärt Marko: "Die Formel 1 ist letztendlich eine Show. Wir müssen dem Publikum was bieten. Da kann es nicht sein, dass wir in Monza auf den Geraden zurückschalten müssen. Da ist eine gewisse Diskrepanz."


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Auch hier gehen die Meinungen allerdings auseinander. Während Toto Wolff der Ansicht ist, dass es "keine reale Befürchtung" sei, dass die Piloten 2026 wirklich auf den Geraden zurückschalten müssen, weil ihnen die Hybridpower ausgeht, hat Marko offenbar andere Informationen.

"Nach jetzigem Stand der Technik ist das so", behauptet er und erklärt: "Jeder Autohersteller erzählt, dass die Batterie halb so schwer sein und die doppelte Reichweite haben wird in drei Jahren. Aber das ist nicht Fakt." Daher solle man noch einmal über die Aufteilung zwischen Verbrennungs- und Elektromotor nachdenken.

Warum Marko auch ein Sicherheitsrisiko sieht

Aktuell ist angedacht, dass beide jeweils 50 Prozent der Gesamtleistung beisteuern. Doch Makro betont: "Mit sieben oder zehn Prozent weniger elektrischer Systemleistung würde man das ausgleichen. Wir haben ja E-Fuels. Wir könnten doch den Verbrenner auf 60:40 umschichten."

Und der Österreicher sieht noch ein weiteres Problem, wenn so viel Leistung vom elektrischen Teil der Powerunit kommen soll: "Das Gewicht ist ein Sicherheitsrisiko. Der Silverstone-Unfall, den Max [Verstappen] 2021 hatte, kann mit so einer schweren Batterie ganz anders ausgehen."


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"Eine Batterie birgt immer gewisse Risiken. Wir haben jetzt schon Autos, die sich vom Gewicht und den Ausmaßen dem Sportwagenniveau nähern. Die Rennstrecken bleiben aber gleich. Die müssten wir alle einen Meter breiter machen, um mit der Entwicklung der Autos Schritt zu halten", betont er.

"Da sollten wir ansetzen. Die Autos müssen wieder leichter und kleiner werden", findet Marko. Doch das ist mit dem geplanten Reglement nicht möglich. "Wenn du dann 30 Liter Sprit brauchst, nur um die Batterie zu laden, dann ist vom Ansatz her etwas falsch", so Marko.

Wer schließt sich der Red-Bull-Kritik noch an?

"Dass du dann das Auto aerodynamisch so abspecken musst, dass es keinen Luftwiderstand mehr hat, führt dazu, dass der Effekt des Windschattens verloren geht", fürchtet er und verrät interessanterweise: "Es gibt Marken, die haben die gleichen Bedenken."

Öffentlich äußerte bislang nämlich lediglich Red Bull so klar Kritik. "[Frederic] Vasseur pflegt seine Liebesaffäre mit Toto [Wolff] weiter", schmunzelt Marko im Hinblick auf die Teamchefs von Ferrari und Mercedes und erklärt: "Daher ist bei Ferrari wenig Widerhall."

In der Tat hatte Vasseur vor einigen Wochen erklärt, dass es noch viel zu früh sein, um wegen der neuen Regeln für 2026 in Panik zu verfallen. "Bei Renault wissen sie nicht, was sie tun", schickt Marko zudem noch einen kleinen Gruß an den ehemaligen Red-Bull-Motorenpartner.

"Verbündete haben wir derzeit noch nicht", gesteht er daher, doch zwischen den Zeilen lässt er zumindest die Möglichkeit offen, dass sich andere Hersteller der Kritik von Red Bull noch anschließen könnten. "Und das liegt nicht daran, dass wir das nicht in den Griff kriegen", betont er noch einmal.

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