Showfaktor in der Formel 1: Fans gespalten, US-Unternehmen begeistert
Die Amerikanisierung und der zunehmende Showfaktor in der Formel 1 sind nicht jedermanns Sache - Fans sind gespalten, US-Unternehmen hingegen begeistert
(Motorsport-Total.com) - Pompöse Shows, ausufernde Fahrerpräsentationen und mehr Fokus auf das Geschehen abseits der Strecke: Liberty Media treibt die Amerikanisierung der Formel 1 voran und spaltet damit das Fanlager der Königsklasse. Während die einen die neuen Showelemente mögen, halten andere Fans sie für übertrieben und überflüssig. Die US-Unternehmen hingegen scheinen den neuen Ansatz der Formel 1 zu begrüßen.
Die Formel 1 steht vor der Herausforderung, neue Fans zu gewinnen und die Medien mit neuen Trends zu bedienen. Einige Fans warnen jedoch davor, dass die Qualität des Rennsports und des Rennwochenendes darunter leidet, sodass Hardcore-Fans vergrault werden. Trotz des gespaltenen Fanlagers erlebt die Königsklasse in den USA einen Boom, da viele Unternehmen auf den Zug aufspringen und in der Motorsport-Serie werben.
Spomotion Analytics hat eine Sponsorenanalyse für die Formel 1 durchgeführt, die zeigt, dass noch nie in der Geschichte des Sports so viele US-Unternehmen in der Formel 1 engagiert waren. In der Saison 2022 wurde erstmals die Marke von 100 US-Unternehmen überschritten, die im Fahrerlager für ihre Produkte und Dienstleistungen warben. Als Liberty Media die Formel 1 übernahm, waren es gerade einmal 44 Unternehmen.
In der Winterpause 2022/23 ging die Zahl der beteiligten Unternehmen etwas zurück, da einige Partnerschaften nicht verlängert wurden. Zu Saisonbeginn waren es 98 Unternehmen, bis zum Grand Prix von Miami stieg die Zahl wieder auf 105 an. Mit dem dritten US-Rennen in Las Vegas dürfte die Zahl der US-Sponsoren weiter steigen.
Die Anzahl der Unternehmen ist eine Sache, aber wie hat sich das Kräfteverhältnis von Europa in Richtung USA entwickelt? Tatsache ist, dass mit 105 US-Unternehmen mehr amerikanische Marken in der Formel 1 vertreten sind als europäische aus dem Kernmarkt. "Das Gleichgewicht zwischen den USA und den fünf Kernländern in Europa - Großbritannien, Italien, Schweiz, Deutschland und Frankreich - hat sich verändert", sagt Björn Stenbacka von Spomotion.
"Es gibt 104 offizielle Team- und Serienpartner aus Großbritannien, Deutschland, Italien, Frankreich und der Schweiz. Damit haben die USA derzeit die Nase vorn." Der Trend zeigt: Die USA sind auf dem Vormarsch, während sich europäische Partner aus dem Sport zurückziehen. Allein aus Deutschland haben sich im Winter sechs Unternehmen aus dem Sport verabschiedet - drei Marken hatten direkte Verbindungen zu Mick Schumacher.
McLaren hat den US-Markt stark bedient und zählt derzeit 25 US-Unternehmen zu seinen Partnern. Kein anderes Team hat mehr US-Sponsoren als die Briten. Aber auch Red Bull hat in Nordamerika neue Kooperationen geschlossen. Die Zahl der US-Partner hat sich in den vergangenen zwei Jahren auf 18 Partnerschaften verdoppelt. Dass in Miami kein Prominenter, sondern Hard-Rock-Vorsitzender Jim Allen die Zielflagge schwenken durfte, ist ein weiteres Indiz für die neue Macht der US-Unternehmen.
Das Unterhaltungs- und Lifestyle-Unternehmen ist nicht nur über Red Bull mit der Königsklasse verbunden, sondern auch Namensgeber des Hard Rock Stadiums in Miami und Sponsor des Grand Prix von Las Vegas. In Miami sagt Allen: "Wir behandeln IndyCar und NASCAR mit Respekt, aber das hier ist es auf einer anderen Ebene. Wir fühlen uns geehrt, ein Teil davon zu sein. Miami und Las Vegas sind internationale Ziele und das ist der Schlüssel zum Erfolg."
Während die Formel 1 versucht, sowohl Hardcore-Fans als auch Gelegenheitszuschauer zufrieden zu stellen, steht für die Sponsoren der Unterhaltungsfaktor an erster Stelle. Allen erklärt: "Bei jeder Sportveranstaltung gibt es Sport und Wettbewerb, aber wir brauchen auch den Unterhaltungswert." Deshalb, so Allen, sei die Formel 1 in den USA auf dem Vormarsch, weil sowohl das Produkt auf der Rennstrecke als auch die Show abseits der Piste funktioniere.