• 29. April 2023 · 13:34 Uhr

Franz Tost sagt leise Servus: Wie es jetzt für ihn weitergeht

Franz Tost hat am Samstagmorgen in Baku die Medien zu sich eingeladen, um über die Beweggründe für seinen Rücktritt am Jahresende 2023 zu sprechen

(Motorsport-Total.com) - 18 Jahre lang war Franz Tost Teamchef von AlphaTauri (davor unter dem Namen Toro Rosso), doch per Saisonende 2023 geht diese Ära zu Ende. Ein Rücktritt, der für viele Beobachter überraschend kommt, aber offenbar selbstbestimmt war. Mit 67 Jahren hält es der bekennende Workaholic für an der Zeit, die Formel 1 Formel 1 sein zu lassen und sich wichtigeren Themen im Leben zu widmen.

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Franz Tost hat nach 18 Jahren als Teamchef seinen Rücktritt erklärt Zoom Download

Zum Beispiel seiner großen Leidenschaft, dem Skifahren: "Als ich jung war", sagt Tost, "bin ich Skirennen gefahren. Aber die letzten 20, 30 Jahre hatte ich fürs Skifahren keine Zeit mehr. Die letzten drei Jahre hatte ich nicht einmal einen einzigen Tag auf der Piste." Und das ist für einen echten Tiroler eine mittlere Katastrophe ...

"Man muss sich ja nur den Kalender anschauen. Wir kommen Ende November, Anfang Dezember nach Hause. Meistens liegt im Dezember noch nicht genug Schnee. Die beste Zeit zum Skifahren ist Februar, März. Aber da testen wir. Dann fliegen wir nach Bahrain, Saudi-Arabien und Melbourne - und danach ist die Skisaison vorbei", bedauert er.

Tost ist 2006, als ihn Dietrich Mateschitz damit beauftragt hat, sich um das zweite Red-Bull-Team in der Formel 1 zu kümmern, nach Faenza gezogen. Jetzt will er zur Rente wieder in die Heimat übersiedeln. In Innsbruck und Wien, seinen beiden Lieblingsstädten, wie er sagt, hat er vor, die nächsten Jahre zu verbringen.

Ob er sich auch die Zeit für einen Nebenjob nimmt, steht noch nicht fest. AlphaTauri bietet ihm zwar eine Stelle als Berater an, aber ob er das Angebot annimmt, lässt Tost derzeit offen: "Wir diskutieren darüber."

Tost: Habe nicht vor, mich einzumischen

Fest steht, dass er seinen Nachfolgern Laurent Mekies (Teamchef) und Peter Bayer (Geschäftsführer) nicht dreinreden wird: "Ich bin keiner, der Peter und Laurent bei der Arbeit über die Schulter schauen wird. Das sind gute Leute - die wissen, was sie tun. Wenn sie kommen, werde ich einen Monat oder so da sein, für den Übergang. Aber dann werde ich mich zurückziehen. Zu 100 Prozent."

"Es ist mein persönlicher Wunsch, dass das Team den nächsten Schritt macht und ein neues Level erreicht. Ich bin jetzt seit 18 Jahren da. Es war immer schon meine Vorstellung, einmal neue Leute reinzubringen. Die Formel 1 ist sehr schnelllebig. Jetzt sollen das andere machen. Und ich bin sicher, die können das viel besser als ich. Drum halte ich besser den Mund", grinst Tost.

Dabei strotzt der Fitnessfanatiker, der fast jeden Morgen joggen geht, vor Energie. Die hohe Arbeitslast in seinem Job ist nicht der Grund für seinen Rücktritt: "Ich mag die Herausforderung, ich mag den Druck. Das war nicht das Problem. Zumindest ist es für mich kein Problem", stellt er klar.

Warum der Marko-Job kein Thema ist

Gute Voraussetzungen also, um den Job seines Landsmannes Helmut Marko als Motorsportkonsulent des Red-Bull-Konzerns zu übernehmen? Immerhin ist Marko gerade 80 Jahre alt geworden - und angeblich ohne seinen langjährigen Freund und Chef Dietrich Mateschitz nicht mehr ganz so glücklich innerhalb der Strukturen der beiden Rennställe.

Doch derartigen Gerüchten erteilt Tost eine klare Absage: "Helmut will bleiben. Am liebsten für weitere 80 Jahre! Ich habe absolut keine Absicht, diese Arbeit zu übernehmen, denn er hat gesagt, dass er das weitermacht. Nein, das ist nicht der Plan."


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Langeweile werde trotzdem nicht aufkommen: "Ich habe viel zu tun, wofür in der Vergangenheit nicht die Zeit geblieben ist. Nicht nur Skifahren, sondern generell in die Berge gehen. Und es gibt ein paar andere Geschäfte, in die ich früher mehr involviert war und um die ich mich wieder mehr kümmern kann. Ich bin sicher, dass mein Arbeitstag trotzdem weniger Stunden haben wird!"

Loyalität hat immer Mateschitz gegolten

Nach fast zwei Jahrzehnten als Teamchef in der Formel 1 ist es an der Zeit, auch mal zurückzublicken. Tost ist ein Mann, dem Werte wie Stolz oder Ehre nicht viel bedeuten. Loyalität aber ist ihm enorm wichtig. Und seine Loyalität habe immer Dietrich Mateschitz gegolten.

Wenn Tost vom 2022 verstorbenen Red-Bull-Gründer spricht, bekommt er heute noch leuchtende Augen. Der schönste Moment seiner Zeit in der Formel 1 sei gewesen, "als mich Dietrich Mateschitz angerufen und mir gesagt hat, dass ich jetzt nach Italien gehe".

"Und dann als ich dort ankam und sah, wie es ausgesehen hat. Ich konnte nicht glauben, dass das die Infrastruktur eines Formel-1-Teams sein soll. Dann haben wir das Team aufgebaut. Es war nicht nur ein Highlight. Die Menschen in Faenza waren immer schon voller Leidenschaft. Mit denen was aufzubauen, das war eine große Freude."

"Mateschitz hat gesagt, ich muss junge Fahrer ausbilden", erinnert sich Tost. "Vettel hat Rennen und Weltmeisterschaften gewonnen. Aber auch Verstappen oder Daniel Ricciardo oder Sainz und Gasly. Es ist schön zu sehen, wie sich Yuki gerade entwickelt, und Nyck wird da auch hinkommen. Ich denke, das haben wir ganz gut hinbekommen."

Vettel & Gasly: Die zwei Sternstunden

Das heutige AlphaTauri-Team, ursprünglich als Minardi gegründet und Ende 2005 von Red Bull übernommen, war von Anfang an als Kaderschmiede konzipiert. Dem Erfolg des großen Bruders Red Bull Racing wurde vieles untergeordnet. Doch Sebastian Vettel gewann in Monza 2008 den ersten Grand Prix überhaupt für Red Bull in der Formel 1, und Pierre Gasly gelang 2020 an gleicher Stelle ein weiterer Sieg.

In Faenza gibt es heute zwei Treppenhäuser, die an die beiden Sternstunden erinnern: eine Vettel-Stiege und eine Gasly-Stiege, wie Tost im Jahr 2022 während einer Fabrikstour auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de verraten hat.


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Seine Bilanz: positiv. "Mit Ausnahme von letzter Saison und des Beginns dieser Saison war ich zufrieden", sagt er. "Das Team hat 2022 gute Fortschritte gemacht, nachdem es am Anfang nirgends war, und auch jetzt war unsere Performance sehr schlecht. Ich hoffe, dass uns die in die Wege geleiteten Änderungen wieder in die richtige Richtung bringen. Derzeit sieht es nicht so schlecht aus."

Franz Tost wurde am 20. Januar 1956 in Trins in Tirol geboren. In seinen Anfangsjahren im Motorsport war er selbst Rennfahrer und gewann 1983 die Österreichische Formel-Ford-Meisterschaft. Anschließend studierte er Sportmanagement und arbeitete für die Walter-Lechner-Rennfahrerschule. Dort machte er sich im Business einen Namen.

Das führte zu weiteren Jobs, unter anderem als Teamchef beim Formel-3-Team WTS von Willi Weber. Für Weber betreute er unter anderem Nachwuchsfahrer wie Ralf Schumacher. Von 2000 bis 2005 war Tost dann Einsatzleiter des BMW-Formel-1-Programms, ehe er von Mateschitz zum Teamchef von Toro Rosso ernannt wurde.

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