• 12. Februar 2023 · 12:10 Uhr

"Absurd": Scharfe Kritik an hohen Lizenzgebühren der FIA

Die Gebühren, die die FIA von Fahrern und Teams kassiert, sind dramatisch gestiegen - und viele fragen sich: Was passiert eigentlich mit dem Geld?

(Motorsport-Total.com) - Die FIA kassiert von den Fahrern und Teams der Formel 1 für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2023 Lizenzgebühren in der Höhe von fast 27 Millionen US-Dollar. Zu viel, finden Kritiker. Allein das Weltmeisterteam Red Bull überweist inklusive Superlizenzgebühren der beiden Fahrer fast acht Millionen Dollar an den Automobil-Weltverband FIA.

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Max Verstappen und FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem bei der FIA-Gala 2022 Zoom Download

"Ich finde die Summe absurd", sagt der amtierende Titelträger Max Verstappen. Dabei will er sich gar nicht beschweren - und er hat auch keinen Grund dazu. Zwar kostet seine FIA-Superlizenz fast eine Million Dollar. Aber die zahlt das Team: "Ich fürchte, wir müssen das zahlen, wenn ich unseren Vertrag richtig im Kopf habe", bestätigt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko.

Die Gebühr für die Superlizenz setzt sich aus einer Grundgebühr in der Höhe von 16.236 Dollar (inklusive Versicherung) zusammen, die alle Fahrer bezahlen müssen, plus 2.100 Dollar für jeden in der Formel-1-Saison 2022 gewonnenen WM-Punkt.

Die FIA selbst bestätigt auf Anfrage keine offiziellen Angaben zu der Höhe der Gebühren, laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' wurde die Punktgebühr aber für 2023 von 1.623 auf 2.100 Dollar erhöht.

Warum die Superlizenz immer teurer wird

Darüber sind nicht alle Fahrer glücklich. Vor allem nicht Verstappen, der am stärksten zur Kasse gebeten wird: "Ich finde es nicht richtig, dass wir so viel bezahlen müssen. In anderen Sportarten ist das auch nicht der Fall. Und es werden immer mehr Rennen", sagt er - und die Lizenzgebühren damit immer teurer.

2018 gab es in der Formel 1 noch 21 Rennen, keine Sprints und keine Bonuspunkte für die schnellste Rennrunde. Der Bonuspunkt wurde 2019 eingeführt, 2021 folgten die Sprints, und 2023 werden bereits 23 Rennen gefahren. Die Lizenzgebühren, die die Fahrer bezahlen müssen, wurden deswegen aber nicht reduziert.

In der WM werden 2023 um 443 Punkte mehr vergeben als noch 2018. Zwei Rennen mehr bedeuten 204 Punkte extra, dazu kommen 216 Punkte aus sechs Sprints und 23 Bonuspunkte für schnellste Rennrunden. Macht unterm Strich 930.300 Dollar zusätzlich für die FIA. Und nicht nur Verstappen fragt sich: Nutzen die FIA-Funktionäre die Änderungen, um sich finanziell zu bereichern?

Denn die FIA kann eigentlich nicht knapp bei Kasse sein. 2001 hat der Verband 309 Millionen Dollar dafür kassiert, die kommerziellen Rechte an der Formel 1 für 100 Jahre abzutreten (damals an die von EM.TV kontrollierte Formel-1-Holding SLEC). Dazu bezahlt die Formel 1 jedes Jahr "Servicegebühren" für die sportliche Durchführung der Weltmeisterschaft.

FIA-Institut gibt es seit 2016 nicht mehr

Ursprünglich hatte die Fahrergewerkschaft GPDA einer drastischen Erhöhung der Superlizenzgebühren unter der Bedingung zugestimmt, dass diese zweckgebunden in die Sicherheit im Motorsport investiert wird. Der damalige FIA-Präsident Max Mosley hatte dafür 2004 das FIA-Institut gegründet, ausgestattet mit knapp zwei Millionen Dollar Jahresbudget.

Das war eine sinnvolle Sache. Aus dem Institut sind vor allem in den Anfangsjahren, unter der Leitung von Sid Watkins und Richard Woods, relevante Entwicklungen entstanden; unter anderem das HANS-System, der Halo-Bügel, die Einführung von Sensoren zur Messung von Unfallkräften oder auch einer Datenbank, in der alle schweren Unfälle zu Analyse- und Dokumentationszwecken verzeichnet werden.

Doch Ende 2016 wurde das FIA-Institut aufgelöst, und seither vermissen die Fahrer jene Transparenz, die ihnen Mosley einst und zuletzt auch der neue FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem vor seinem Amtsantritt versprochen hatten.

Das betrifft übrigens nicht nur die Lizenzgebühren: Viele fragen sich auch, was mit dem Geld passiert, das die FIA als Strafen von Fahrern und Teams einkassiert.

Christian Horner: Kritik an der FIA

Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Der meinte bereits am Rande der FIA-Gala 2022 im Dezember: "Ich habe vor ein paar Tagen die Rechnung erhalten. Unglaublich. Mir war gar nicht bewusst, wie viel wir der FIA für die ganzen Punkte zahlen müssen!"

Von den Teams kassiert die FIA eine Grundgebühr in der Höhe von 617.687 Dollar, plus weitere 6.174 Dollar pro Punkt. Bei Red Bull beläuft sich das auf 6.242.636 Dollar. Dazu bezahlen auch noch Verstappen und Sergio Perez ihre Superlizenzgebühren. Bei Verstappen übernimmt diese das Team; ob auch bei Perez, ist nicht bekannt.

Die Kluft zwischen den größten und kleinsten Einzahlern geht dabei weit auseinander. Während das Weltmeisterteam Red Bull inklusive Fahrer 7.869.008 Dollar an die FIA überweisen muss, liefert etwa Williams (mit Alexander Albon und Logan Sargeant) gerade mal 707.951 Dollar beim Verband ab - also um 91 Prozent weniger.

Dass die FIA die Fahrer und Teams zur Kasse bittet, wie das sonst in keinem anderen Profisport der Welt der Fall ist, ist übrigens nicht zum ersten Mal Gegenstand von Diskussionen hinter den Kulissen. Als die Superlizenzgebühren vor 2013 auf 10.000 Dollar Grundgebühr plus 1.000 Euro pro Punkt erhöht wurden, gehörte etwa Jenson Button zu den lautesten Kritikern.

Dabei war die Formel 1 damals, zumindest im Vergleich zu heute, ein regelrechtes Schnäppchen. Verstappen hätte nach damaliger Gebührenordnung um 499.400 Dollar weniger bezahlen müssen - obwohl in dieser Rechnung mehr Rennen, Sprints und Bonuspunkte für schnellste Rennrunden noch gar nicht berücksichtigt sind ...

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