Formel-1-Technik: Das von Ferrari und Red Bull inspirierte Alpine-Update
Wie sich Alpine bei seinem Silverstone-Update von den Formel-1-Rivalen Ferrari und Red Bull hat inspirieren lassen und was alles neu ist am Alpine A522
(Motorsport-Total.com) - Ein neuer Unterboden, neue Seitenkästen und eine neue Motorhaube: Alpine hat zum Formel-1-Rennen in Silverstone 2022 (den Grand Prix hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!) ein großes Update am A522 eingesetzt. Und mit seinen jüngsten Modifizierungen am Auto von Fernando Alonso und Esteban Ocon orientiert sich das Team auch an Lösungen von Ferrari und Red Bull.
Das Interessante daran ist: Alpine hat sich für sein Fahrzeug von beiden Topteams inspirieren lassen und unterschiedliche Ansätze in sein Design eingebaut. Doch der Reihe nach.
Ganz vorne am Seitenkasten hat der Alpine jetzt eine noch stärkere Taille. Die Seitenkästen sitzen jetzt also noch straffer um die dort verwendeten Komponenten wie Kühler und Elektronik.
Die Seitenkasten-Form hat Alpine von Ferrari
Oben auf dem Seitenkasten ist das erste "Zitat" zu erkennen, nämlich die "Badewannen"-Form, wie sie Ferrari schon seit Saisonbeginn für seinen Seitenkasten am F1-75 benutzt. Das bedeutet: Die Außenkante des Seitenkastens ist leicht erhöht, es entsteht eine abgesenkte Fläche zwischen Außenkante und Motorhaube. Und das sieht eben aus wie eine Badewanne.
Passend dazu und wie beim Vorbild von Ferrari hat Alpine die Kühlschlitze oben im Seitenkasten ebenfalls an die neue Kontur angepasst. Damit wurde einerseits die Ableitung der Hitze optimiert, andererseits erfüllt die neue Anordnung der Kühlschlitze auch aerodynamische Funktionen.
Das "Regalbrett" von Red Bull und AlphaTauri
Weiter oben ist eine "Regalbrett"-Lösung zu erkennen, wie sie seit Silverstone auch beim Red Bull RB18 zu sehen ist. In Verlängerung des Cockpitschutzes Halo hat Alpine eine waagrechte Fläche entlang der Motorhaube geschaffen, die den Luftstrom noch effizienter nach hinten ableiten soll, und das im Zusammenspiel mit dem umgebauten Seitenkasten.
Alpine hat bisher schon auf eine solche waagrechte Fläche gesetzt, aber die war bislang weniger stark ausgeprägt. Jetzt wirkt das Design stark angelehnt an die Konstruktion, die Red Bulls Schwesterteam AlphaTauri bereits seit Saisonbeginn verwendet.
Bei Alpine bewirkt die Überarbeitung vor allem einen flacheren und leicht angehobenen Luftauslass am Heck, der wiederum in Kombination mit einem ebenfalls neuen Beam-Wing (seit Baku im Einsatz) unter dem Heckflügel zu betrachten ist.
Weitere Neuerungen am Unterboden
Ergänzend dazu hat Alpine diverse Modifizierungen am Unterboden vorgenommen. Hierbei handelt es sich um reine Leistungsverbesserungen auf der Unterseite und bei den Venturi-Kanälen. Man ist also schlicht auf mehr Abtrieb aus.
Aber: Genau wissen wir es erst, wenn wir einmal einen Blick von unten auf den Unterboden kriegen. Nur so lässt sich nachvollziehen, welche Änderungen im Einzelnen umgesetzt wurden und mit welcher Intention.
Wichtig scheint Alpine aber der Bereich rund um den Übergang von Unterboden zu Diffusor zu sein. Am entsprechenden Ansatzpunkt ist jetzt ein Knick im Unterboden zu erkennen (roter Pfeil). Als Konsequenz daraus ergeben sich weitere Änderungen weiter hinten wie zum Beispiel im Bereich direkt vor dem Hinterrad (blauer Pfeil).
Eine interessante Kleinigkeit findet sich außerdem hinten am Seitenkasten, kurz vor dem Übergang zum Unterboden. Dort sieht man seit Silverstone eine kleine Delle (grüner Pfeil). Diese Delle dürfte dabei helfen, den Luftstrom gezielt nach hinten abzuleiten.
Und anhand der neuen Metallverstärkungen im Unterboden lässt sich erahnen, dass Alpine den Unterboden noch standfester machen wollte - womöglich als Reaktion auf zu wenig Stabilität und zugunsten einer noch konstanteren Straßenlage.