Romain Grosjean: Mercedes-Test ist "die Kirsche auf der Sahnetorte"
Romain Grosjean fiebert seiner letzten Ausfahrt in einem Formel-1-Auto entgegen: Wie er den Mercedes-Test angehen will und was ihm dieser Chance bedeutet
(Motorsport-Total.com) - Im Juni bekommt Romain Grosjean auf seiner Heimstrecke in Le Castellet noch einmal die Gelegenheit, in ein Formel-1-Auto steigen. Genau sieben Monate nach seinem Feuerunfall in Bahrain darf er sich im Rahmen eines privaten Testtages ans Steuer von Lewis Hamiltons Mercedes aus dem Jahr 2019 setzen.
"Es war alles Toto", sagt Grosjean über diese einmalige Gelegenheit und meint Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der die Testmöglichkeit für den Franzosen einfädelte.
Im Podcast 'Beyond The Grid' erinnert sich Grosjean: "Als ich in Bahrain in meinem Krankenhausbett lag, hat mir jemand geholfen, die Sachen auf meinem Handy zu öffnen, weil ich keine Finger mehr hatte, die ich benutzen konnte."
Wie es zum exklusiven Formel-1-Test mit Mercedes kam
"Und dann sagten mir Freunde: 'Oh, Toto sagt, du könntest einen Test in einem Mercedes haben, wenn du es nicht zurück nach Abu Dhabi schaffst.' Und ich sagte: 'Oh, okay, das ist super cool!' Zu dem Zeitpunkt hat es mir natürlich sehr gut gefallen. Aber ich wollte zurück nach Abu Dhabi, bis zu dem Tag, an dem es nicht mehr möglich war."
Wenig später, als Grosjean wieder zu Hause und sich erholt hatte, erhielt er einen Anruf von Mercedes. "Es hieß: 'Okay, hier sind die Daten, an denen wir es machen könnten. Die Sitzanpassung wird an diesem Datum sein, du könntest auch ein bisschen im Simulator fahren, und wie passt das zu dir und bist du bereit dafür?'"
Klar, dass der Franzose nicht lange zögerte. "Verdammt noch mal, natürlich habe ich Lust! Es ist eine unglaubliche Chance. Ich bin immer noch ein Formel-1-Fan. Ich sehe mir immer noch die Rennen an", hält der 35-Jährige fest.
"Jetzt darf ich das Weltmeisterauto von 2019 fahren, das am Ende gar nicht so weit vom 2020er entfernt ist - dem wahrscheinlich schnellsten Formel-1-Auto, das je gebaut wurde. Und ich fahre es ohne Druck, ohne dass ich bestimmte Dinge testen oder ein Programm durchgehen muss. Es geht vor allem darum, Spaß zu haben."
Demorunden auf der Heimstrecke "für viele Leute wichtig"
Trotzdem sagt Grosjean auf die Frage, wie hart er pushen will: "100 Prozent!" Dabei freut er sich nicht nur auf den besagten Testtag am 29. Juni, sondern auch auf die Demorunden, die er schon am 27. Juni auf dem Circuit Paul Ricard drehen darf, bevor seine ehemaligen Fahrerkollegen an selber Stelle im Rennen um den Sieg kämpfen.
"Ich denke, es wird für viele Leute wichtig sein, mich in einem Formel-1-Auto zu sehen, nachdem was mir passiert ist. Sie mögen mich geliebt haben, sie mögen mich gehasst haben. Aber was mir passiert ist, wünscht man niemandem", sagt Grosjean.
"Für mich selbst, meine Familie und Freunde wird es etwas ganz Besonderes sein, Romain wieder in einem Formel-1-Auto zu sehen, selbst wenn es nur fünf Runden beim Grand Prix von Frankreich ist. An diesem Tag heißt es einfach: 'Hey, Leute, seht mal, ich bin hier. Ich bin am Leben. Ich fahre in einem Formel-1-Auto. Ich genieße es.'"
Tragischer Feuerunfall findet so noch versöhnliches Ende
Über Bahrain spricht Grosjean rückblickend als "schrecklichen Tag", aber auch "eine der positivsten Erfahrungen meines Lebens". Nicht zuletzt, weil sie es ihm ermöglicht, das Formel-1-Kapitel in einem Weltmeister-Mercedes abzuschließen. "Ich würde sagen, es ist die Kirsche auf der Sahnetorte", gesteht der Franzose.
"Mein Kapitel in der Formel 1 ist vorbei, und viele Leute haben mir beim ersten Rennen der Saison geschrieben: 'Oh, das muss hart sein, zuzusehen' und so weiter. Und ich bin so: 'Nein, eigentlich ist es cool.' Ich genieße es, die Rennen zu sehen."
"Es ist ein guter Kampf zwischen Max (Verstappen; Anm. d. R.) und Lewis. Wer wird wohl gewinnen? Es ist ziemlich aufregend. Das Mittelfeld ist super eng. Ich bin glücklich, wenn ich es sehe. Und ich habe kein schlechtes Gefühl dabei, denn wie gesagt, mein Kapitel ist so gut wie abgeschlossen", hält Grosjean fest.
Er fährt mittlerweile IndyCar. "Aber natürlich einen zusätzlichen Tag in einem Auto wie dem Mercedes zu haben, zum Spaß, für mich selbst... das ist unglaublich!"