Mario Andretti: Dieser Amerikaner hat das Zeug zum Formel-1-Star!
Mario Andretti wünscht sich wieder einen erfolgreichen Amerikaner in der Formel 1 und hat genau den geeigneten Kandidaten im Sinn: IndyCar-Sieger Colton Herta
(Motorsport-Total.com) - Wann sehen wir den nächsten US-Amerikaner in der Formel 1? Mit Haas gibt es ein amerikanisches Team, mit Austin und Miami im kommenden Jahr sogar zwei Rennen, und zudem wird die Serie von Liberty Media in amerikanischer Hand geführt - und trotzdem gibt es schon lange keinen Fahrer aus den Vereinigten Staaten mehr in der Königsklasse.
Mit Scott Speed und Alexander Rossi versuchten sich in diesem Jahrtausend lediglich zwei Amerikaner in der Formel 1. Beide konnten für Toro Rosso und Manor-Marussia jedoch keinen einzigen WM-Punkt holen.
Ex-Weltmeister Mario Andretti hat nun jedoch einen geeigneten Kandidaten gefunden, den er gerne in die Formel 1 holen würde. Er ist überzeugt: Mit ihm könnte man das Interesse in den USA wieder entfachen. Die Rede ist von Colton Herta, der am gestrigen Sonntag das IndyCar-Rennen in Saint Petersburg für sich entschieden hat.
Andretti sieht Formel-1-Qualität
"Ich sehe Formel-1-Qualitäten bei ihm", sagt Andretti im Gespräch mit der globalen Edition von 'Motorsport.com'. Der 21-Jährige, der für das Andretti-Team an den Start geht, sei ein großartiger Qualifyer und habe Rennen in Austin und Laguna Seca mit purem Speed gewonnen. "Keine Strategie, kein Benzinhaushalten", so Andretti. "Und er gewinnt bei den IndyCars gegen die Besten wie Scott Dixon und Will Power."
"Ich bin wirklich ein Fan von Colton", betont der Ex-Weltmeister, der sich die Rennen immer von Hertas Box aus anschaut. "Er bleibt einfach ruhig und gelassen. Das liebe ich. Und er passt sich an alles an. Das ist ein wichtiger Schlüssel", schwärmt er. "Andere beschweren sich, dass es zu rutschig oder zu windig sei, aber er macht einfach sein Ding."
Gerne würde Andretti sehen, wie sich Herta in der Formel 1 schlagen würde. "Ich pushe wie verrückt für Colton", sagt er und bewundert den Youngster für seinen Schritt, mit 15 Jahren alleine nach Großbritannien gegangen zu sein. Dort wurde er auf Anhieb Dritter in der Formel 4 und feierte auch auf Formel-3-Niveau gute Erfolge, bevor er in die USA zurückging.
Die Formel 1 sei aber weiter sein großes Ziel, sagt Andretti. "Aber er ist sehr ruhig und bescheiden. Er drängt da auf nichts."
Würde das US-Interesse boomen?
Den Schritt sollte er aber lieber früher als später wagen - und er dürfe nicht mit einem Hinterbänkler sein: "Wir brauchen einen Amerikaner in einem Spitzenteam, nicht am Ende ohne Chance. Dann würden die Amerikaner die Formel 1 lieben", sagt Andretti und würde etwa für Mercedes eine gute Chance sehen.
"Mercedes verkauft hier eine Menge Autos. Das ist ein riesiger Markt. Man stelle sich nur vor, was sie mit ihm erreichen könnten. Dann würden auch die Einschaltquoten steigen. Aber es muss innerhalb eines Jahres passieren oder sie könnten ihn für zu alt halten."
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Ein Problem könnte jedoch die Superlizenz darstellen: Aktuell hätte er in den vergangenen drei Jahren 36 der notwendigen 40 Punkte zusammen. Durch die wegen Corona eingeführte neue Regel, dass man die besten drei der vier zurückliegenden Jahre zusammenrechnen darf, müsste er in dieser Saison mindestens Gesamtfünfter in der IndyCar-Serie werden, um die Punkte zu holen.
Das ärgert Andretti: "Ich meine, dieses russische Kind (Nikita Masepin; Anm. d. Red.) bekommt eine Superlizenz, aber der Kerl, der hier auf einem Topniveau ist, nicht? Da läuft etwas falsch!"
Nach zwei Saisonläufen liegt Herta auf dem vierten Gesamtrang der IndyCar-Serie.