Zweites Formel-1-Rennen in den USA? Domenicali betont "großes Interesse"
Die Formel 1 träumt von einem zweiten Grand Prix in den USA: Wo könnte das Rennen stattfinden? - Formel-1-Boss Domenicali betont "großes Interesse"
(Motorsport-Total.com) - Seit 2012 ist die Formel 1 wieder in den Vereinigten Staaten von Amerika präsent. Zuvor war die Beziehung zu den USA jahrelang angespannt, die europäische Königsklasse nach dem Fiasko in Indianapolis 2005 abgeschrieben. Nun möchte Formel-1-Boss Stefano Domenicali einen neuen Versuch einer Expansion in Übersee wagen. Kann ein zweites US-Rennen gelingen?
Mit der Übernahme der Formel 1 durch Liberty Media 2017 war eine Ausweitung der Geschäfte in den USA ein logischer nächster Schritt. Allerdings gelang es Chase Carey drei Jahre lang nicht, einen zweiten Grand Prix in seinem Heimatland zu etablieren.
Sein Nachfolger betont nun, dass die zukünftige Strategie sehr wohl eine größere Präsenz in den USA beinhalte - "mit mehr als einem Grand Prix", so Domenicali vor wenigen Wochen. Das Rennen in Austin, Texas, sei enorm wichtig für die Formel 1, betont der Italiener.
Zweites US-Rennen: Die zwei heißesten Kandidaten
"Das wird es auch in Zukunft sein. Wir diskutieren mit ihnen über eine Erneuerung unseres Vertrags." Trotz finanzieller Schwierigkeiten hat sich der Grand Prix in Austin zu einem beliebten Event bei den Fans entwickelt. Ein zweites Rennen war lange in Miami vorgesehen, die Pläne wurden bislang allerdings nicht realisiert.
Schon 2019 sollte erstmals ein Stadtrennen in der Metropole ausgetragen werden, die Pläne wurden allerdings von Anrainern blockiert. Das führte zur Abänderung des Streckenlayouts und zur Verschiebung der Premiere. Dennoch ist Liberty Media weiterhin an dem Rennen interessiert.
Mit den Eigentümern des NFL-Vereins Miami Dolphins will die Formel 1 ein Rennen rund um das Hard Rock Stadion des Teams realisieren. Dadurch könnte die Nutzung von öffentlichen Straßen vermieden werden. Trotz dieser Zusammenarbeit findet sich Miami auch 2021 nicht im Kalender.
Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in den USA
1959, als das Indy 500 zum vorletzten Mal zur Formel-1-WM zählt, betritt man parallel erstmals neuen US-Boden: Auf dem Flugplatzkurs in Sebring im Bundesstaat Florida wird am 12. Oktober der erste Grand Prix der USA ausgetragen. Das Rennen ist das Saisonfinale 1959. Sieger: Der Neuseeländer Bruce McLaren, der mit seinem Cooper mit der Startnummer 9 von Startplatz zehn ins Rennen ging. Fotostrecke
Domenicali betont, dass Miami das am weitesten fortgeschrittene Projekt sei - was die Diskussionen mit der Formel 1 betrifft, aber auch die tatsächliche Möglichkeit einer Realisierung. Liberty Media scheint jedoch keine Eile zu haben, das Projekt in die Tat umzusetzen. Stattdessen setzt man auf eine langfristige, nachhaltige Planung.
"Es sind verschiedene andere Regionen Amerikas involviert, aber nicht auf einem solchen Level, dass ich sagen könnte: 'Ja, die sind [in der Auswahl].' In den nächsten Monaten werden wir entscheiden, was möglich sein wird." Er schließt weder eine Rotation von mehreren Rennen aus, noch zwei fixe Rennen in den USA.
Ein weiterer Kandidat hat bereits in der Vergangenheit Formel-1-Rennen ausgetragen: Indianapolis. 2019 wurde die Anlage von Roger Penske übernommen, er zeigte sich interessiert daran, die Königsklasse in den Nudeltopf zurückzuholen.
US-Interesse an der Formel 1 weiterhin hoch
"Wir wollen neue Möglichkeiten schaffen. Wofür können wir [die Strecke] nutzen? Können wir hier ein 24-Stunden-Rennen fahren? Ein Formel-1-Rennen? Was können wir machen? Es ist ein großartiges Asset", meinte Penske damals. Von 2000 bis 2007 wurde auf der legendären Strecke bereits der US-Grand-Prix ausgetragen.
Das Interesse scheint beiderseits vorhanden zu sein, schon im Vorjahr hat dies Ex-Formel-1-Boss Carey betont. "Es ist natürlich eine der ikonischen Rennstrecken. Es ist Teil der Triple Crown: Monaco, Le Mans und Indy. Das zeigt, was diese Strecke bedeutet. Es ist eine besondere Strecke."
Mit einer bereits bestehenden Rennstrecke zusammenzuarbeiten, würde der Formel 1 viele Vorteile bescheren. Die Wunden des Fiaskos im Jahr 2005 sind nun zum größten Teil verheilt, die Serie genießt mittlerweile wieder ein höheres Ansehen.
Das spiegelt sich auch in TV-Einschaltquoten wider: Die Zahlen von ESPN blieben im Vorjahr fast unverändert, obwohl kein US-Rennen gefahren wurde und die europäischen Startzeiten für US-Fans meist sehr frühe Rennstarts zur Folge hatten.
"Ich kann garantieren, dass es großes Interesse an der Formel 1 in den USA gibt", betont Domenicali. Trotz der Umgestaltung des Vorjahreskalenders mit europäischen Strecken, die zuvor selten bis nie ein Rennen ausgetragen hatten, bleibt der Fokus der Formel 1 klar auf einem zweiten US-Rennen.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es diese Tradition bereits in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahre gegeben hat. In der Saison 1982 wurden gar drei Rennen auf US-amerikanischen Grund ausgetragen: USA West (Long Beach), USA Ost (Detroit) und Las Vegas.
"Amerika muss jeden Tag mit News gefüttert werden"
Miami und Indianapolis scheinen derzeit die zwei US-Austragungsorte mit den größten Chancen zu sein, es gibt aber auch andere Strecken, die diese Chance ergreifen könnten. In Long Beach ist die Formel 1 zuletzt im Jahr 1983 gefahren, danach übernahm die IndyCar.
Andere Strecken, wie etwa Barber oder Road America, erscheinen schon ein wenig unrealistischer. Doch Domenicali möchte sich alle Türen offen halten und das Thema nicht nur eine Woche vor dem Formel-1-Rennen in Austin öffentlich thematisieren.
"Amerika muss jeden Tag mit Formel-1-Neuigkeiten gefüttert werden", meint der Formel-1-Boss. Es sei daher falsch, nur eine Woche rund um das Austin-Rennen die weiteren Möglichkeiten der Rennserie in Übersee öffentlich zu diskutieren - "und dann zu schweigen".
"Wir haben bereits einen Plan für eine starke Kommunikation in den USA. Wir müssen Informationen kontinuierlich über die richtigen Kanäle verbreiten. Es wird zwar eine lange Anlaufzeit in Form von Investitionen brauchen, aber es wird sich auszahlen", ist er überzeugt.