• 19. Februar 2021 · 17:55 Uhr

Yuki Tsunoda in der Formel 1: So hat ihm ein alter Toro-Rosso-Bolide geholfen

Yuki Tsunoda hat die Möglichkeit genutzt, einen alten Toro-Rosso-Boliden zu testen - Das hat dem Japaner auf seinem Weg in die Formel 1 geholfen

(Motorsport-Total.com) - AlphaTauri wird in der Formel-1-Saison 2021 auf Yuki Tsunoda setzen, der den Russen Daniil Kwjat ersetzt. Der Japaner hat sich in den Nachwuchsserien wacker geschlagen und jeweils nur ein Jahr in der Formel 3 und Formel 2 verbracht. Der heute 20-Jährige landete vergangene Saison auf dem dritten Platz der Formel-2-Gesamtwertung. Des Weiteren hat er in einem älteren Toro-Rosso-Boliden erste Formel-1-Luft geschnuppert.

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Yuki Tsunoda ist bereit für sein F1-Debüt Zoom Download

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie und den strengen Hygieneregeln war es dem Team nicht möglich, Tsunoda die traditionellen Einsätze im ersten Freien Training eines Formel-1-Grand-Prix zu bieten. Deshalb hat AlphaTauri von der Regel gebrauch gemacht, ein altes Formel-1-Auto zu Testzwecken einzusetzen und Tsunoda erste Meter im Fahrzeug zu ermöglichen.

Bevor Tsunoda - wie auch Mick Schumacher und Nikita Masepin für Haas - sein erstes Formel-1-Rennen bestreiten wird, darf er natürlich noch im aktuellen AlphaTauri Platz nehmen. Er wird an 1,5 Tagen beim offiziellen Test und beim Filmtag im Auto sitzen. Das gesamte Testpaket, das für Tsunoda geschnürt wurde, soll ihm helfen, sich schnell in der Welt der Königsklasse zurechtzufinden.

Doch auch das Team muss den 20-jährigen Rookie erst einmal kennenlernen. Die verschiedenen Tests in einem zwei Jahre alten Formel-1-Auto haben geholfen, das Teambuilding innerhalb des Rennstalls voranzutreiben.

Motorenlieferanten verhinderten vorige Testfahrten

AlphaTauri hat dieses Vorgehen nicht erfunden: Seit der Automobil-Weltverband (FIA) die Regel eingeführt hat, dass alte Formel-1-Fahrzeuge ohne Einschränkungen getestet werden dürfen, haben viele Teams jungen Fahrern so erste Kilometer in den Autos ermöglicht. Jedoch konnte AlphaTauri in Vergangenheit nicht auf diese Möglichkeit zurückgreifen, da das Team mehrmals den Motorenlieferanten gewechselt hat.

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Der Youngster bereitet sich akribisch auf sein Debüt vor Zoom Download

Zwischen 2013 und 2017 gab es gleich mehrere Lieferantenwechsel: Los ging es mit dem Abschied von Ferrari zu Renault. Anschließend kehrte das Team zu den Italienern zurück, nur um wenig später wieder mit den Franzosen zu kooperieren. Im Jahr 2018 schloss das Team dann einen Deal mit Honda. Jetzt kann AlphaTauri auf ein zwei Jahres altes Auto zurückgreifen, weil es noch immer mit den Japanern zusammenarbeitet.

Teammanager Graham Watson sagt: "Als Team haben wir erstmals die Möglichkeit, ein altes Auto zu nutzen. Zuvor haben wir immer wieder unseren Motorenlieferanten gewechselt. Aufgrund der Stabilität mit Honda sind wir jetzt an einem Punkt angelangt, ein zwei Jahre altes Auto zu besitzen, für das wir auch einen Motor haben. Das hat für uns gut geklappt und wir haben Yuki die Möglichkeit geben können, in dem Auto Runden zu drehen."

Tsunoda als Garant für Erfolg?

AlphaTauri hofft auf Erfolge in der Formel 1 und Tsunoda soll dabei eine wichtige Rolle spielen. Der Japaner nimmt die Rolle als Teamkollege von Pierre Gasly ein, der jetzt als erfahrener Pilot das Team führen muss - im Alter von nur 25 Jahren. "Er hat wirklich viel Talent", sagt Watson über Tsunoda. "Er hat nicht viele Rennen in Europa bestritten, war aber in der Formel 3 recht stark. Vergangenes Jahr hat er sich fast gegen Schumacher und Masepin durchgesetzt. Er verdient seine Chance."


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Tsunoda saß erstmals eine Woche nach dem Grand Prix auf der Traditionsrennstrecke in Imola in einem alten Formel-1-Auto. In Abu Dhabi folgte ein weiterer Test im 2020er-Modell des Rennstalls. Anschließend ging es dann wieder ans Steuer des alten Autos, in dem er ganze vier Tage Kilometer abspulte.

"Wir haben zwei Tage in Imola getestet und dann noch zwei in Misano", so Watson. "Ich weiß nicht wie, aber wir haben an allen vier Tagen unter blauen Himmel arbeiten können. Es gab nur ein wenig Wind. Da sind wir wirklich einem Projektil ausgewichen!"

Besser vorbereitet als die anderen Rookies

Deshalb ist sich der Teammanager auch sicher, dass Tsunoda "sehr gut vorbereitet" in seinen ersten Formel-1-Grand-Prix starten wird. Ende Februar wird es noch weitere drei Testtage für Tsunoda und Gasly in Imola geben, die sie sich untereinander aufteilen werden.

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Tsunoda möchte seinen Teamkollegen Pierre Gasly schlagen Zoom Download

Doch warum braucht der Japaner vor seinem Formel-1-Debüt so viele Runden in einem alten Auto? Watson erklärt: "Es geht darum, Kilometer abzuspulen und die Komplexität des Lenkrads zu verstehen. Außerdem soll er das, was auf Seite der Ingenieure los ist, nachvollziehen können."

Laut Watson hat sich Tsunoda seit dem Test in Abu Dhabi massiv weiterentwickelt. "Er hat dort gute Arbeit gemacht, aber er reift immer weiter, je öfter er am Steuer eines Autos sitzt", sagt der Teammanager, der von der Auffassungsgabe seines Youngsters begeistert ist.

"Er ist ein junger Kerl, gerade einmal 20 Jahre alt. Er hat bisher gute Arbeit für uns gemacht. Wenn es zum Testen nach Bahrain geht, wird er seit vielen Saisons sicher der Rookie sein, der die meisten Kilometer gefahren haben wird."

Tsunoda hat die Prozesse verinnerlicht

Ein weiterer Vorteil der Tests auf leeren Strecken ist, dass AlphaTauri die Ablaufpläne für ein Wochenende ohne Ablenkung durchgehen kann. Das Team konnte sich Zeit lassen, den Japaner auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten. Sobald Tsunoda in einem aktuellen Boliden sitzt, ist die Zeit zu kostbar, um Testkilometer für Basiswissen zu verschwenden.


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Die Ingenieure haben Tsunoda bereits auf die stressigen Aufgaben vorbereite. Watson erklärt: "Ich glaube nicht, dass die Leute nachvollziehen können, wie schnell viele Dinge gehen. Du hast einen Ingenieur, der dir ins Ohr brüllt, den Schalter zu verstellen, oder den Modus in 'default' zu stellen." Das Team hat den Rookie mit vielen unnötigen Änderungen am Lenkrad bombardiert, damit er im Fall der Fälle vorbereitet ist.

Der Rennstall hat Tsunoda auch verschiedene Set-ups testen lassen, damit er ein Grundverständnis dafür bekommt, was verschiedene Federn, Fahrzeughöhen und Abtriebslevel mit einem Formel-1-Auto machen. So habe er zumindest schon einmal eine Ahnung, wie sich ein Fahrzeug anfühlen muss, glaubt Watson.

"Es ist ein Luxus, so ein altes Auto nutzen zu können", stellt Watson klar, der Tsunoda gegenüber Schumacher im Haas im Vorteil sieht. "Schumacher hat eine Fahrt im Ferrari machen können, aber seine Erfahrung ist im Vergleich zu der von Yuki sehr klein. Das ist ein Vorteil für Yuki und das gesamte Team. Er hat viel Erfahrung und wir können darauf vertrauen, was er uns an Feedback gibt. Das gilt natürlich auch umgekehrt."

Die Reifen der Knackpunkt für junge Fahrer

Für einen Formel-1-Rookie ist das Management der Reifen ein echter Knackpunkt. Während der Testfahrten sind keine originalen Pirelli-Reifen erlaubt. Dennoch hat Tsunoda mit den alternativen Pneus erste Erfahrungen gesammelt, mit den Reifen umzugehen.

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Der Japaner ist mit seinen 20 Jahren der erste Fahrer in der Formel 1, der in den 2000er geboren wurde Zoom Download

"Das könnte einer der größten Vorteile sein", so Watson. "Wenn die jungen Kerle in den Sport kommen, verbrennen sie in den ersten Runden erst einmal die Reifen und schreien nach einem neuen Satz. Diese Erfahrung kann also sehr wertvoll sein."

Obwohl es keine Formel-1-Rennreifen sind, kommen die Testreifen aus dem Hause Pirelli, weshalb Tsunoda zumindest einen Eindruck davon bekommen hat, was ihn im Rennen erwartet. "Er hat gelernt, das Maximum aus den Reifen herauszuholen, ohne sie zu zerstören. Das war ein gutes Grundtraining", meint der Teammanager.

Watson sieht Tsunodas Stärken im Qualifying: "Vielleicht liege ich falsch, aber er hat in der Formel 2 noch ein paar Zehntel gefunden, wenn es die anderen nicht mehr geschafft haben. Das sehen wir auch, wenn er im Formel-1-Auto sitzt. Er weiß, wo er noch Zeit finden kann, das ist ein gutes Zeichen."

Neue Heimat für den Japaner?

Tsunoda verbringt aktuell viel Zeit in Europa, wird sich aber wohl keine permanente Wohnung im Umfeld des AlphaTauri-Werkes in Italien suchen. "Es gibt in der Nähe von Faenza einen Golfkurs mit einem Hotel. Da stecken wir ihn rein", erklärt Watson. "Es ist ein tolles Hotel, aber ich denke, dass er sich langweilt."

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Der Japaner hat viele Testkilometer im alten Toro-Rosso-Auto auf dem Buckel Zoom Download

Allein ist der Japaner aber nicht, da sein Physiotherapeut Noel Carroll bei ihm ist. Carroll hat vergangenes Jahr mit Kwjat zusammengearbeitet und kennt die Formel 1 daher wie seine Westentasche. Die beiden müssen laut Watson jetzt aber erst einmal eine Beziehung aufbauen. Bisher würde das Gespann gut funktionieren.

Tsunoda selbst sei, so Watson, kein großer Fan von Fitnessstudios. "Es ist Teil seines Jobs, also muss er damit umgehen", stellt der Teamchef klar. "Er gibt wirklich alles. Sie nutzen hier das Studio im Werk, um täglich drei bis vier Stunden zu trainieren. Dann bleiben sie im Hotel."

Langfristig sieht Watson den Japaner in der Nähe von Milton Keynes, um den Simulator regelmäßig nutzen zu können. In der britischen Stadt ist das Mutterteam Red Bull zuhause. Das AlphaTauri-Werk im italienische Faenza wäre in diesem Fall nur wenige Flugstunden entfernt.

Das Team lernt den Japaner kennen

Tsunoda hat das Team in Faenza bereits kennengelernt. Die Mannschaft habe eine Menge Vertrauen in den Youngster, sagt der Strippenzieher. "Er ist trotz seines Alters sehr fokussiert", so der Teammanager. "Er hat eine Menge Selbstvertrauen, was wirklich sehr positiv ist. Ich dachte erst, er sei ein kleiner junge, aber er hat ein hohes Selbstbewusstsein, ohne dabei arrogant zu sein."

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Yuki Tsunoda ist einer von drei Rookies in der F1-Saison 2021 Zoom Download

Der Japaner hat in den Medien ein großes Ziel ausgegeben: Er möchte seinen Teamkollegen Gasly schlagen. Mit der Einstellung kann Watson sehr gut leben, denn in der Formel 1 werden Fahrer an ihren Teamkollegen gemessen. Deshalb sei es Tsunodas "Job", Gasly zu schlagen, so der AlphaTauri-Teammanager.

Bis er das schafft, wird Tsunoda aber noch eine Menge lernen müssen. Watson ist sich sicher, dass der 20-Jährige eines Tages seinen ersten größeren Unfall haben wird und den wegstecken muss. Vom Talent des Neuzugangs ist er aber überzeugt. Er sagt: "Franz Tost ist ein großer Fan von Tsunoda und der weiß, wovon er spricht, wenn es um Fahrer geht."

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