"Silly Season" treibt wilde Blüten: Tritt Kimi Räikkönen doch zurück?
Muss Kimi Räikkönen seine Karriere in der Formel 1 doch Ende 2020 beenden? Auf dem Transfermarkt warten alle auf die Entscheidung von Red Bull ...
(Motorsport-Total.com) - Eigentlich galt es schon als so gut wie sicher, dass Kimi Räikkönen seine Formel-1-Karriere auch 2021 bei Alfa Romeo fortsetzen wird. Doch in Portimao ist überraschend wieder Bewegung in die "Silly Season" gekommen, und eine der möglichen Folgen könnte sein, dass der "Iceman" doch zurücktreten muss.
© Motorsport Images
Kimi Räikkönen hat bisher nicht verraten, ob er seine Karriere fortsetzen wird Zoom Download
Spekuliert und getuschelt wird derzeit viel hinter den Kulissen der Formel 1. Den Wahrheitsgehalt diverser Gerüchte zu verifizieren, ist allerdings schwierig. Geredet wird viel, aber verbindlich äußern möchte sich kaum jemand. Dementsprechend sind viele der im Umlauf befindlichen Varianten mit großer Vorsicht zu genießen.
Unter anderem hat Williams-Teamchef Simon Roberts mit seinem Auftritt bei der FIA-Pressekonferenz am Freitag, wo er George Russell und Nicholas Latifi im Kreuzverhör mit den bohrenden Journalisten nicht explizit für 2021 bestätigen wollte, Spekulationen entgegen seiner eigentlichen Intention nicht kleingehalten, sondern zusätzlich angefacht.
Denn Sergio Perez, so eines der vielen Gerüchte, soll mit Williams verhandeln, und das könnte Russell das Cockpit kosten. Bei Mercedes geht man jedoch nach wie vor davon aus, dass der hauseigene Junior 2021 Williams fahren wird, und auch Russell selbst hat seine ganz eigene Theorie dazu, wie Perez-Williams plötzlich zum Thema werden konnte.
Russell unterstellt: Perez-Lager sorgt für Unruhe
"Ich glaube, dass diese Spekulationen vielleicht vom Perez-Lager gefüttert werden, die versuchen, Druck auf die hinteren Teams auszuüben, oder sogar wegen des Red-Bull-Cockpits. Das ist meine Ansicht", sagt der 22-Jährige und stellt klar: "Ich habe einen Vertrag, muss mir keine Sorgen machen und konzentriere mich auf meinen Job."
Und selbst wenn Williams den Vertrag kündigen sollte, kann sich Russell auf Toto Wolff verlassen. Der bietet ihm als Plan B an: "Sollte George durchrutschen, würde ich ihn mit Freude bei uns aufnehmen, als sensationellen Ersatzfahrer. Ich würde ihm ein mega Testprogramm zusammenstellen und ihn bestmöglich für einen Wahnsinnsspaß 2022 vorbereiten."
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Tatsache ist, dass Perez aktuell die Königsfigur auf dem Transfermarkt ist. Er gilt als zuverlässig und schnell - und bringt gleichzeitig einen ansehnlichen Sponsorenetat mit. Bei Red Bull macht er sich Hoffnungen auf das Cockpit von Alexander Albon (auf das auch Nico Hülkenberg spitzt), und mit Williams soll sein Manager Julian Jakobi zumindest Kontakt aufgenommen haben.
Bei Haas hingegen, so vermeldet es zumindest "Radio Fahrerlager", deutet inzwischen alles auf Mick Schumacher und Nikita Masepin hin. Also entweder Red Bull, Williams oder eine andere Rennserie? "Perez hat, glaube ich, auch noch eine andere Option", spekuliert Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber 'Motorsport-Total.com'.
Das kann eigentlich nur Alfa Romeo sein. Dort wiederum kann ein Cockpit von Ferrari besetzt werden. Das ist vertraglich so geregelt. Das zweite schien für Räikkönen reserviert zu sein. Aber der 41-Jährige kostet relativ viel Geld, während Perez mit seinen Sponsoren sogar Budget mitbringen würde. Darüber zumindest nachzudenken, könnte Frederic Vasseur niemand verübeln.
Russell zu Red Bull? Laut Marko totaler Unsinn ...
Die Variante, dass Perez doch bei Williams andockt und Russell stattdessen als zweiter Fahrer zu Red Bull wechseln könnte, löst bei Marko indes nur ungläubiges Grinsen aus: "Russell hat einen Zehnjahresvertrag mit Toto Wolff. Das ist für uns kein Thema", winkt er ab. Und auch Wolff glaubt, dass es für Russell und Williams "nicht schlecht aussieht".
"Es gibt viele Theorien darüber, ob er bleibt oder nicht, und es gibt Fahrer auf dem Markt, richtig gute Jungs, die ein bisschen Budget mitbringen", räumt der Mercedes-Teamchef ein. "Aber ich glaube, der Grund, warum die neuen Investoren bei Williams eingestiegen sind, ist, dass sie konkurrenzfähig sein wollen. [...] Ich glaube, dabei kann George eine Rolle spielen."
"Er liefert gute Leistungen ab, das Team mag ihn. Wenn ich Williams wäre, würde ich ihn behalten", sagt er. "Sollte es anders kommen, müssen wir es nehmen, wie es ist. Wenn er bleibt, dann müssen wir nächstes Jahr entscheiden, wie es mit ihm weitergeht. Wenn nicht, dann wird das natürlich unmittelbar jetzt zum Thema. Schauen wir mal, was passiert."
Das Williams-Team, sagt Russell selbst, habe ihm versichert, dass man "keine Ahnung" habe, woher die Perez-Gerüchte auf einmal kommen: "Sie waren in Portimao und ich habe mit ihnen gesprochen. Sie haben gesagt: 'Mach dir keine Sorgen.'" Und auch von Wolff habe er gehört: "Du wirst nächstes Jahr in der Startaufstellung sein. Ich stehe hinter dir."
Wolff: Motoren werden für Williams nicht teurer
"Meiner Meinung nach wird einfach sehr viel spekuliert", sagt Russell. "Ich glaube wie gesagt, dass das von anderen Leuten verbreitet wird. Aber wie schon gesagt: Ich gehe davon aus, dass alles gut wird. Aus meiner Sicht wurde die Situation vom Team hundertprozentig klargestellt. Spätestens Ende nächster Woche sollte Klarheit herrschen."
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Sollte entgegen aller Beteuerungen doch Perez kommen und der Mercedes-Junior auf der Strecke bleiben, hätte das für die Zusammenarbeit zwischen Williams und Mercedes keine Konsequenzen: "Ich respektiere die Unabhängigkeit von Williams", sagt Wolff und stellt klar: "Es würde die Beziehung nicht beschädigen. Es wäre enttäuschend, aber ich würde es verkraften."
"Vielleicht würde ich den Preis für die Motoren um 300 Prozent erhöhen", lacht Wolff und erklärt ernsthaft: "Kann ich gar nicht, weil wir ja einen Fünfjahresvertrag für die Power-Units haben und das zwei getrennte Angelegenheiten sind. Die Verträge bestehen, und wir werden sie einhalten. So machen wir das bei Mercedes."
Sollte, wie von Russell angekündigt, Ende dieser Woche endgültig Klarheit darüber herrschen, dass Perez nicht kommt, bleiben für den Mexikaner dann mutmaßlich nur noch zwei Möglichkeiten in der Formel 1: Red Bull und Alfa Romeo. Sollte es Alfa Romeo werden, wäre das vermutlich das Ende der Karriere von Räikkönen.
Allerdings: Die "Silly Season" treibt gerade verrückte Blüten, und selbst Schumacher/Masepin bei Haas sind Stand heute nicht offiziell bestätigt. Gut möglich, dass am Ende doch alles ganz anders kommt. Spätestens wenn klar ist, was Red Bull macht, könnte ein Dominosteinchen nach dem anderen fallen. Doch Red Bull will sich auch in Imola noch nicht festlegen.