Binotto: Warum protestiert Mercedes dann nicht gegen Racing Point?
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto mit der nächsten verbalen Breitseite gegen Formel-1-Konkurrent Mercedes, dieses Mal mit Bezug auf Racing Point
(Motorsport-Total.com) - Toto Wolff hat sich unlängst darüber beschwert, dass ein "Hauptgegner" im vergangenen Jahr den Mercedes W10 mittels 3D-Kamera abgescannt habe. Red Bull bestreitet diese Vorwürfe, und auch Ferrari will es nicht gewesen sein. Und nun legt Ferrari-Teamchef Mattia Binotto verbal nach, weil sich gerade Mercedes Sorgen über mögliche Nachahmer mache.
Angesprochen auf die entsprechenden Vorwürfe von Wolff, sagte Binotto in der Pressekonferenz vor dem Italien-Grand-Prix mit Verweis auf den "rosa Mercedes" von Racing Point: "Ein komplettes Design zu kopieren, das geht gegen den Spirit. Wir reden hier von geistigem Eigentum. Und wenn ich an Mercedes' Stelle wäre, ich hätte Protest gegen jemanden eingelegt, der mich kopiert hat."
Das hat Mercedes bekanntlich nicht getan, wohl aber Renault und (unter anderem) Ferrari. Und das italienische Traditionsteam will dabei bleiben, obwohl Renault wieder Abstand nehmen will von seiner Berufung.
Ferrari lässt "Copygate" nicht auf sich beruhen
Ferrari-Teamchef Binotto erklärt: "Ja, ich kann bestätigen, dass wir unseren Protest aufrechterhalten. Wir haben Berufung eingelegt gegen die Entscheidungen der Sportkommissare aus den vergangenen Rennen."
Sein Team sei überzeugt davon, "dass das, was Racing Point in diesem Jahr getan hat, nicht richtig ist", so sagt es Binotto. Eine 1:1-Kopie eines Rennwagens der Konkurrenz widerspreche den "Prinzipien unseres Sports".
Fotostrecke: Alle Formel-1-Autos von Racing Point und den Vorgänger-Teams
Das Team aus Silverstone, das heute Aston Martin heißt, begann 1991 unter dem Namen Jordan. Im Modell 191 fährt Michael Schumacher in Spa sein erstes Formel-1-Rennen. Fotostrecke
Mit der Berufung gegen das bisherige Racing-Point-Urteil wolle Ferrari "Klarheit von der FIA" erhalten, "ob auf technischer Seite entsprechende Regeln oder Direktiven für 2021 [und darüber hinaus] erstellt werden", meint Binotto. "Wenn wir sicher sind, dass es nicht möglich sein wird, eine Kopie zu bauen, dann sind wir bereit, unsere Berufung zurückzuziehen."
Und Binotto stellt klar: Hier gehe es um mehr als bloß um das Kopieren einzelner Bauteile. "Dass man sich die Autos der Konkurrenz anschaut, das gehört zum Formel-1-Geschäft dazu", meint er. "Das ist meiner Meinung nach nichts Schlechtes."