Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Treffen mit Stroll in Gstaad: Was steckt hinter den Vettel-Gerüchten?
Lawrence Stroll möchte Sebastian Vettel unbedingt als Leithammel für sein Aston-Martin-Team engagieren, doch Vettel hat sich noch nicht entschieden
(Motorsport-Total.com) - Die Zukunft von Sebastian Vettel ist in der Formel 1 weiterhin Gegenstand von Spekulationen. Am Dienstag schrieb die 'Bild'-Zeitung: "Vettel klar mit Aston Martin!" Doch laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' ist der angebliche Sensationstransfer von Rot zu Rosa noch lange nicht so fix, wie er von manchen Medien vermeldet wird.
Klar ist inzwischen aber, dass Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer vergangenes Wochenende geflunkert hat, als er, von 'Motorsport-Total.com' gefragt, ob er Vettel eine definitive Absage erteilen könne, erklärte: "Wir haben langfristige Verträge mit beiden Fahrern. Da wäre es nur logisch, dass wir keinen Platz haben."
Denn es ist noch gar nicht so lange her, so pfeifen es zumindest die Spatzen von den Dächern, dass Vettel bei Lawrence Stroll in Gstaad eingeladen war, wo der Eigentümer des Racing-Point-Teams und des Sportwagenherstellers Aston Martin ein Feriendomizil hat. Stroll soll Vettel sogar schon einen unterschriftsreifen Vertragsentwurf vorgelegt haben.
Nur: Unterschrieben hat Vettel laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' noch nicht. Bis 31. Juli, so berichtet es die 'Bild'-Zeitung, kann Racing Point den bis 2022 laufenden Vertrag mit Sergio Perez gegen Bezahlung einer millionenschweren Ablösesumme vorzeitig auflösen. Wenn das stimmt, ergibt sich daraus ein Ultimatum für Vettels Ja oder Nein zu Racing Point (beziehungsweise Aston Martin).
Vettel: Deadlines und Ultimaten lassen ihn kalt
Aber Vettel hat nicht vor, seine Zukunftsentscheidung von anderen abhängig zu machen: "Ich sehe nicht ein, warum ich mich von außen unter Druck setzen lassen soll", unterstreicht er im Interview mit dem 'ORF' und meint damit "Umstände und Entscheidungen, die rundherum getroffen werden. Vielmehr ist es meine eigene Entscheidung. Und die habe ich noch nicht getroffen."
Was "Vernünftiges" und "Ordentliches" muss es sein, stellt Vettel klar, wenn er seine Karriere fortsetzten soll. Da stellen sich viele im Paddock die Frage: Genügt ein Team, das sich mit einem B-Mercedes gerade vor der FIA verantworten muss, weil Renault unterstellt, mit geistigem Eigentum getrickst zu haben, seinen hohen Ansprüchen?
GP Steiermark: Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat
Oder wartet er dann doch lieber, ob nicht überraschend woanders eine Tür aufgeht? Franz Tost etwa glaubt nicht, dass die Variante Vettel zurück zu Red Bull vom Tisch ist: "Ich würde mal abwarten und schauen, wie die Saison läuft. Wenn sich ein viermaliger Weltmeister empfiehlt, kommt ein Topteam an ihm eigentlich nicht vorbei", wird der AlphaTauri-Teamchef von 'F1-Insider.com' zitiert.
Gerhard Berger, gemeinsam mit Tost beim "Wunder von Monza" im Jahr 2008 Vettels erster Teamchef, widerspricht. Er glaubt an die Variante Racing Point: "Ich habe zu einem Journalisten gesagt: So, wie das im Fahrerlager hinter der Hand diskutiert wird, ist das wahrscheinlich auch schon irgendwo gelaufen", so Berger am Montag im Interview mit 'ServusTV'.
"In der Formel 1", spekuliert er, "ist es meistens so, dass die Themen oft schon erledigt sind, wenn sie diskutiert werden. Darum kann ich mir gut vorstellen, dass Sebastian bei Racing Point auftauchen wird. Das könnte für ihn die einzige Alternative sein, wo er sagt: 'Mit dem Ding kann ich auch Rennen gewinnen.'"
Berger: Tür zu Red Bull ist für Vettel verschlossen
Für Berger war "von Anfang an klar, dass Red Bull nicht nach Sebastian Ausschau halten wird. Red Bull schaut immer auf junge, aggressive, nachkommende Rennfahrer, und nimmt immer diese Leute rein, wo die Zukunft noch vor ihnen liegt. Darum habe ich von Anfang an nicht dran geglaubt, dass da eine große Diskussion entstehen wird."
"Bei Mercedes ist es dasselbe. Solange Lewis dort ist, wird dort kein Platz sein für Sebastian. Lewis ist dieses Jahr wieder im besten Auto, kann wieder Weltmeister werden und den Rekord von Michael Schumacher einstellen. Dann wird er sicherlich auch versuchen, einen draufzulegen. Warum sollte der das Team wechseln oder aufhören, wenn er alle Rekorde brechen kann?"
"Ich würde mir nicht wünschen, Sebastian irgendwo im Mittelfeld zu sehen", sagt der DTM-Chef. Racing Point wäre aus seiner Sicht aber kein Abstieg ins Mittelfeld. Das Team habe beim Grand Prix der Steiermark "eine hervorragende Leistung abgegeben. Mit einem Sebastian im Auto wäre das, gar keine Frage, noch einmal besser gewesen."
Was für Vettel und Aston Martin spricht: Szafnauer hat bei seinem Dementi in der FIA-Pressekonferenz am Freitag im Konjunktiv formuliert ("wäre nur logisch"), statt ein klares Nein zu Vettel zu Protokoll zu geben. Und sogar Vettel selbst deutet im 'ORF' an, dass Verträge das eine sind, tatsächliche Varianten aber oftmals etwas ganz anderes.
Auf die Frage, welche Möglichkeiten er denn nach all den öffentlichen Absagen von Mercedes, Red Bull und Aston Martin noch habe, antwortet Vettel: "Das wird sich zeigen. Man kann's einerseits leicht beantworten, im Sinne von: Welche Verträge sind gemacht und welche nicht?" Das "andererseits" lässt er offen ...
Vettel: Rücktritt noch 2020 ist "keine Option"
Klar ist: Vettel hat keinen Zeitdruck. "Vorm Saisonstart nächstes Jahr wäre schon gut, wenn man was wüsste", lacht er. Einen Rücktritt bereits vor dem Ende seines Ferrari-Vertrags, wie manche vermuten, schließt der 33-Jährige aus: "Da aufzustecken oder zu sagen, jetzt reicht's mir, verfrüht, das ist keine Option."
Fotostrecke: Österreich: Fahrernoten der Redaktion
Charles Leclerc (6): Den Teamkollegen abschießen ist ein absolutes No-Go im Rennsport. Die Redaktion ist sich einig: Für solche Fälle existiert die Note 6 in unserem System. Vermutlich würde uns der Monegasse, der sich am Sonntag als "Arschloch" bezeichnete, hier sogar selbst zustimmen ... Fotostrecke
"Wenn's was Vernünftiges gibt, dann ist es interessant. Und wenn's nichts Vernünftiges gibt, ist es eher uninteressant. Eigentlich sehe ich das recht einfach", erklärt er. "Ich habe in der Vergangenheit in dem Sport sehr viel erreicht. Und natürlich ist es dann auch mein Ziel, weiter was zu erreichen."
"Wenn ich darauf schauen würde, dass ich meinen Geldbeutel möglichst aufstocke, dann hätte ich wahrscheinlich jetzt schon einen Sitz. Aber das ist nicht das Ziel. Sondern mir ist bewusst, dass ich in den vergangenen Jahren sehr viel Erfolg hatte, aber auch sehr großes Glück hatte, gut zu verdienen. Geld hat in der Hinsicht nie eine Rolle gespielt, und spielt auch jetzt keine Rolle."
"Sondern vielmehr die Sache", so Vettel weiter. "Es soll was Rundes und was Gescheites sein. Und wenn's das nicht ist, dann muss ich ehrlich genug mir gegenüber sein: Vielleicht war's das?" Auch eine einjährige Auszeit schließt er nicht aus: "Im Moment ist alles möglich. Ich denke, dass die nächsten Wochen und Monate da mehr Aufschluss geben."
Kein Rücktritt im Sky-Interview mit Brundle
Übrigens: Medienberichte, wonach er in einem Sky-Interview am Hungaroring schon seinen Rücktritt verkünden könnte, sind völlig an den Haaren herbeigezogen. Sky-Experte Martin Brundle hatte mit der Bemerkung, Vettel habe ihn um ein Interview gebeten, für Aufregung im Internet gesorgt und die Fantasie einiger Fans angeregt.
Aber Vettel stellt gegenüber 'F1-Insider.com' richtig: "Eigentlich war ein Interview mit Sky in Österreich geplant. Das mussten wir zugunsten des ORF auf Ungarn verschieben. Darum ging es in dem Gespräch mit Brundle und um nichts anderes. Das ist etwas übertrieben dargestellt worden."
Übrigens: Was dafür und dagegen spricht, dass Sebastian Vettel 2021 zu Racing Point beziehungsweise Aston Martin wechselt, ist eines der zentralen Themen der aktuellen Ausgabe des Formel-1-Podcasts 'Starting Grid' mit Chefredakteur Christian Nimmervoll und den beliebten Moderatoren Kevin Scheuren und Ole Waschkau.
Dass Stroll sen. Vettel als Zugpferd für sein Aston-Martin-Projekt womöglich lieber hätte als Perez, ist nachvollziehbar. Dass er einen viermaligen Weltmeister als perfekten Mentor für seinen Sohn Lance sieht, liegt auf der Hand. Und ein weltweit bekannter Formel-1-Star Vettel, der im British Racing Green vor dem Aston Martin DBX von Werbewänden lächelt, ergibt auch wirtschaftlich Sinn.
Doch es gibt auch Gründe, die gegen einen Wechsel von Vettel zu Aston Martin sprechen, und die werden in dem Podcast erörtert. Neugierig geworden? Starting Grid gibt's im Audioplayer von Motorsport-Total.com und Formel1.de zum Download, als kostenloses iTunes-Abo oder auch direkt beim Producer meinsportpodcast.de.