Zandvoort stellt klar: Formel-1-Rennen im Jahr 2020 dürfte nichts kosten
In Zandvoort zeigt man sich mittlerweile offen für ein Geisterrennen, hat allerdings klare Bedingungen - Für die Kosten müsste die Formel 1 dabei selbst aufkommen
(Motorsport-Total.com) - Am vergangenen Wochenende hätte die Formel 1 erstmals seit 35 Jahren wieder in Zandvoort fahren sollen. Doch die Coronakrise machte dem großen Comeback einen Strich durch die Rechnung, der Grand Prix ist aktuell auf unbestimmte Zeit verschoben. Unklar ist, ob die Königsklasse 2020 überhaupt noch in den Niederlanden fahren wird - und ob man das dort überhaupt möchte.
Nachdem Grand-Prix-Boss Jan Lammers zunächst erklärte, dass ein Geisterrennen ohne Zuschauer für ihn keine ernsthafte Option sei, sagte Streckenchef Robert van Overdijk zuletzt, dass man nun doch über genau dieses Szenario nachdenken müsste. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' rudert Lammers nun zurück und erklärt, dass er damals nicht für den Grand Prix gesprochen habe.
"Das war meine persönliche Meinung als Motorsportenthusiast", stellt er klar und erklärt, dass auch er offen dafür sei, ein Rennen ohne Zuschauer zu veranstalten, wenn man der Formel 1 damit helfen könne. "Das heißt aber nicht, dass wir Geld dafür ausgeben können", betont Lammers, der klare Bedingungen für ein mögliches Geisterrennen in Zandvoort in diesem Jahr hat.
Formel 1 müsste für Geisterrennen zahlen
Er erinnert daran, dass man ohne Zuschauer keine Einnahmen habe, gleichzeitig aber "viel Zeit und Energie" aufwenden müsse, um einen Grand Prix auf die Beine zu stellen. Man sei bereit dazu, "um dem Sport zu helfen", so Lammers, der aber gleichzeitig klarstellt: "Für den Circuit Zandvoort muss es verantwortungsvoll sein - vor allem in finanzieller Hinsicht."
Verstappen und Albon: Road Trip nach Zandvoort
Auf dem Weg nach Zandvoort führt Max Verstappen seinen Teamkollegen Alex Albon auf einem Road Trip durch seine Heimat Niederlande Weitere Formel-1-Videos
"Um es ganz simpel zu sagen: Es sollte uns kein Geld kosten", sagt Lammers und erklärt: "Wenn FOM und Liberty also ohne Fans in Zandvoort fahren wollen, dann müssen sie für alle operativen Kosten aufkommen. Und das ist ziemlich viel Geld." In Zandvoort würde man also nicht nur darauf bestehen, die Renngebühr im zweistelligen Millionenbereich nicht zahlen zu müssen - im Gegenteil.
Liberty müsste sogar draufzahlen, um fahren zu können. Lammers glaubt, dass auch andere Strecken der Formel 1 dieses Konzept anbieten, die ursprünglich gar nicht im Kalender standen - unter anderem auch Hockenheim. "Sie bieten vermutlich an, ein Rennen kostenlos oder zum Selbstkostenpreis auszutragen. Das gleiche gilt für Imola und einige andere Strecken", so Lammers.
Ob Comeback nach 35 oder 36 Jahren ...
Er glaubt, dass die genannten Strecken sich dadurch eine dauerhafte Rückkehr in den Kalender erhoffen - zu vergünstigten Konditionen. "Sie werden sagen: 'Wir haben euch in der Coronakrise geholfen.' Und sie werden versuchen, das kommerziell zu nutzen", vermutet Lammers. Er persönlich könnte aber darauf verzichten, 2020 auf Biegen und Brechen einen Grand Prix auszutragen.
Eine virtuelle Runde im umgebauten Zandvoort
Eine fliegende Runde im umgebauten Zandvoort aus der Perspektive des niederländischen Grand-Prix-Helden Max Verstappen in einem Red-Bull-Auto! Weitere Formel-1-Videos
"Es dauert vielleicht ein Jahr länger, aber ob wir nach 35 oder 36 Jahren zurückkommen, das macht nach so einer langen zeit keinen großen Unterschied mehr", zuckt er die Schultern und erklärt: "Es ist vielleicht besser, wenn das Coronavirus hinter uns liegt und wir ein normales Event organisieren können." Ziel in Zandvoort sei weiterhin "eine große Party mit tausenden von Leuten."
Das ist in der Coronakrise natürlich aktuell nicht realisierbar. Für Lammers ist das allerdings kein Weltuntergang. Er versucht, die Situation einzuordnen und betont: "Es ist schade, aber echte Dramen sind Flugzeugabstürze oder Menschen, die die Coronakrise nicht überleben. Wir organisieren nur ein Sportevent. Natürlich steckt eine Menge Geld drin, aber wir müssen demütig bleiben."