Veranstalter teilt mit: GP Australien findet doch statt!
Die Formel 1 schlittert in ihre größte Blamage seit dem US-Grand-Prix 2005 in Indianapolis: Erste Fahrer reisen bereits ab, Rennen findet aber statt
(Motorsport-Total.com) - Chaos total beim Saisonauftakt der Formel 1 in Melbourne: Nach stundenlangem Warten auf die offizielle Bestätigung für die Absage des Grand Prix von Australien (Formel 1 2020 live im Ticker!) hat der Veranstalter am Freitagmorgen völlig überraschend bekannt gegeben, dass die Veranstaltung aus seiner Sicht wie vorhergesehen stattfinden wird.
Medien auf der ganzen Welt haben am Donnerstagabend Ortszeit in Melbourne bereits verkündet, was auch 'Motorsport-Total.com' von mehreren Quellen bestätigt wurde, nämlich dass sich die FIA und die Teams darauf geeinigt haben, den Grand Prix abzusagen. Zuerst war die 'BBC' dran, später folgten unter anderem 'auto motor und sport', die 'Bild'-Zeitung oder auch die Nachrichtenagentur 'Reuters'.
FIA-Präsident Jean Todt soll beim entscheidenden Meeting via Telefon aus Europa zugeschaltet gewesen sein, Ross Brawn die Interessen von Liberty Media vertreten haben. Bis Freitagmorgen Ortszeit galt es als gesetzt, dass der Grand Prix nicht stattfinden wird.
Doch dann der Hammer in Form einer Stellungnahme der Australian Grand Prix Corporation (AGPC): Die Tore öffnen wie geplant um 8:45 Uhr Ortszeit (22:45 Uhr deutscher Zeit am Donnerstagabend), und um 9:10 Uhr werde es mit den ersten Rahmenserien losgehen. Alle Teile der Veranstaltung werden "wie geplant" stattfinden, heißt es in dem Statement.
Sollte sich am Programm doch noch was ändern, werde man das zeitnah bekannt geben.
Was dahinter steckt, ist vermutlich ein Showdown auf dem Rücken der Menschen in Melbourne, deren Gesundheit während der Coronavirus-Pandemie aufs Spiel gesetzt wird. Und dabei geht es, wie so oft in der Formel 1, in erster Linie ums Geld.
Der ehemalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone erklärt gegenüber 'F1-Insider.com' die Zusammenhänge: "Es kommt immer darauf an, wer am Ende offiziell absagt. Wer es auch immer ist, er muss die Verantwortung, auch die finanzielle, übernehmen. Und das will im Moment anscheinend niemand tun."
Sprich: Die Formel 1 will nicht aussteigen, weil sie dann keine Grand-Prix-Gebühr von der AGPC kassieren würde. Die AGPC will nicht absagen, weil sie dann für eine No-Show zahlen muss. Die Teams wollen keinen Rückzieher machen, weil sie dann von der Formel 1 für die Absage verantwortlich gemacht werden könnten.
Kurzum: Wer als Erster zurückzieht, der verliert viel Geld. Wäre aber, und auch das muss nach einer verrückten Nacht in Melbourne erzählt werden, der moralische Gewinner.
Ein FIA-Sprecher erklärt dem angesehenen Journalisten Mark Hughes: "Damit wir absagen können, müssten weniger als zwölf Autos zur Teilnahme bereit sein. Ansonsten kann die FIA nicht absagen, weil es zu viele kommerzielle Vereinbarungen gibt, die bedeuten würden, dass wir dann haftbar wären."
Dass das Rennwochenende wie ein ganz normaler Grand Prix ablaufen wird, gilt inzwischen als ausgeschlossen. Nach dem Rückzieher von McLaren gibt es offenbar weitere Teams, die nicht antreten wollen. Mercedes und Ferrari sind bisher nicht im Paddock aufgetaucht, und Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen sitzen bereits im Flieger nach Hause in die Schweiz.
'Motorsport-Total.com' hat vier Teams um 21:45 Uhr deutscher Zeit die Frage gestellt, ob sie am Rennwochenende teilnehmen werden, falls die Veranstaltung bis dahin nicht abgesagt ist. Kein einziges Team hat darauf bisher geantwortet.
Wie die Affäre weitergeht, kann im Ticker "Paddock live" auf 'Motorsport-Total.com' verfolgt werden. Eins steht aber jetzt schon fest: Für die Formel 1 ist es ein Freitag der 13., der seinem Namen voll gerecht wird.
Und noch etwas ist fix: Die Provinz Victoria hat entschieden, keine Zuschauer an die Rennstrecke zu lassen. Wenn überhaupt, dann findet der Grand Prix also unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Übrigens: Die Formel-1-Aktie FWONK ist in den vergangenen 30 Tagen von 47,09 auf 28,61 US-Dollar gecrasht. Tendenz weiter fallend. Kein Wunder, dass bei Liberty Media offenbar einige Herren extrem nervös sind ...