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Angeblich zwei Treffen: Wie heiß ist Binottos Flirt mit Hamilton?
Laut Medienberichten hat sich Lewis Hamilton mit Ferrari-Boss John Elkann getroffen, Toto Wolff nimmt diese aber gelassen hin: "Bin total okay damit"
(Motorsport-Total.com) - Ein auf den ersten Blick harmloses Zitat von Mattia Binotto in der FIA-Pressekonferenz am Freitag in Abu Dhabi sorgt einen Tag später für Schlagzeilen in der Formel 1. Lewis Hamilton sei "ein außergewöhnlicher, großartiger Fahrer", hat der Ferrari-Teamchef gesagt, und dass es ihn "glücklich" mache, zu wissen, dass Hamilton für 2021 auf dem Markt ist.
Ein heißer Winterflirt oder nur eine etwas flapsige Formulierung eines italienischsprachigen Schweizers, der im Englischen versucht, die richtigen Worte zu finden? Die italienische Presse ist jedenfalls alarmiert. Hamilton und Ferrari, was ist da im Busch? Die 'Gazzetta dello Sport' behauptet zu wissen: Es hat bereits erste Gespräche gegeben.
Die Sportzeitung, in Branchenkreisen zwar als enthusiastisch, aber nicht unseriös bekannt, berichtet sehr konkret von zwei Treffen zwischen Hamilton und Ferrari-Vorstandschef John Elkann, die 2019 stattgefunden haben sollen. Auch Piero Ferrari, Zehn-Prozent-Shareholder und Sohn des legendären Enzo Ferrari, heißt es, sei ein glühender Hamilton-Fan.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass Hamilton mit ihm bereits offen darüber gesprochen hat, dass es der Traum eines jeden Rennfahrers ist, einmal für Ferrari zu fahren. Etwas, was Wolff seinem Superstar nie übel genommen hat. Aber würde er auch Gespräche mit den obersten Ferrari-Chefs so relaxt sehen?
Wolff: "Null Problem" mit Ferrari-Gesprächen
"Ich bin total okay damit", nickt er, von 'Motorsport-Total.com' konkret damit konfrontiert. "Wir leben in einer freien Welt. Und mir ist klar, dass jeder seine Karriere-Optionen ergründen und die besten Entscheidungen für sich selbst treffen muss." Sollte es stimmen, dass Hamilton sich mit Elkann getroffen hat, hätte er "null Problem" damit, sagt Wolff.
"Ich wünsche mir, dass unsere Beziehung weitergeht. Aber im Leben weißt du nie. Ich bin da sehr offen. Ich habe angefangen, die Tatsache zu akzeptieren, dass jeder eigene Ziele hat und nach den bestmöglichen Chancen für seine Karriere sucht", sagt der Österreicher.
Wolff unterstreicht, dass es - wie in einer guten Mann-Frau-Beziehung - jedem freistehe, andere Möglichkeiten zu ergründen. Im Vordergrund steht für ihn, über etwaige "Seitensprünge", um es metaphorisch zu formulieren, offen sprechen zu können. Insofern bringt ihn die aktuelle Situation nicht aus der Fassung: "Ich sehe das total entspannt."
"Rennfahrer wollen immer im besten Auto sitzen", sagt Wolff. Wenn Mercedes das weiterhin anbieten könne, "bin ich hundertprozentig überzeugt, dass wir die beste Fahrerpaarung in unserem Auto haben werden." Mit Hamilton habe er "eine einvernehmliche Beziehung", grinst Wolff. Und mit der sei er "sehr glücklich".
Mercedes hat es schließlich selbst in der Hand, die Zukunft zu formen. Auch nach prominenten Abgängen wie etwa jenem von Technikchef Paddy Lowe ist das Team nicht zusammengebrochen, sondern nur noch stärker geworden. Und, um weiterhin auf der metaphorischen Ebene zu bleiben: Auch andere Väter haben hübsche Söhne.
Jos Verstappen zum Beispiel, seit Jahren einer, der mit Wolff immer wieder Kaffee trinken geht, wie man das offiziell nennt. Max Verstappens Vertrag läuft Ende 2020 aus. Die Frage, ob es mit ihm bereits Gespräche über 2021 gegeben habe, beantwortet Wolff nicht konkret mit "Ja" oder "Nein" - auch wenn er klarstellt: Mercedes' Priorität ist Hamilton.
"Loyalität und Integrität sind absolute Nummer 1 auf unserer Liste. Lewis' Position und seine Ziele zu verstehen wird der Schlüssel für unsere Entscheidung sein. Wir gehen sicher nicht auf einen Angeltrip, um nach potenziellen Fahrern zu fischen, bevor Lewis und ich dieses Gespräch hatten. Und das hat noch nicht stattgefunden."
Nachvollziehbar, dass Ferrari Interesse zeigt ...
Wolff behauptet, das ungewöhnlich offene Lob von Binotto für Hamilton in der Pressekonferenz habe ihn nicht überrascht. Weil es logisch sei, dass ein Team wie Ferrari sich für einen sechsmaligen Weltmeister interessiert. "Man kann davon ausgehen, dass Mattia, wenn sein Vorstand mit am Tisch sitzt, auch nichts Schlechtes [über Hamilton] sagt."
Hamilton jedenfalls nimmt den Flirt dankend an. Ferrari sei "ein Team, das ich in all den Jahren immer sehr geschätzt habe. Den Respekt von jemandem zu gewinnen, der dort sehr hoch in der Hierarchie steht, ist etwas Positives."
Auf die konkrete Nachfrage, ob Ferraris Lob reine Zeitverschwendung sei (weil er seine Zukunft bei Mercedes sieht), antwortet Hamilton: "Es ist nie Zeitverschwendung, zu jemandem nett zu sein." Und lacht: "Ich glaube, das ist das erste Kompliment, das ich in diesen 13 Jahren je von Ferrari gehört habe!"
Auch der Brite befeuert die Gerüchteküche, wenn er etwa sagt: "Wer weiß, was am Fahrermarkt passiert nächstes Jahr?" Denn: Die Verträge praktisch aller Topfahrer laufen Ende 2020 aus. Und während Charles Leclerc von Ferrari nicht mehr wegzudenken ist, erlebt Sebastian Vettel sportlich gerade keine Hochphase.
Wolff lässt all das kalt - und bekennt sich zu Hamilton: "Für mich hat oberste Priorität, diese erfolgreiche Reise fortzusetzen. Wir profitieren von einem gesunden Verhältnis zueinander." Insofern sieht er auch keinen Grund, sich in Bezug auf die Fahrerwahl unter Druck setzen zu lassen, nur um lästige Medienberichten wie diesen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
"Ich sehe nicht, dass es Schaden anrichtet, wenn wir nicht schnell entscheiden", winkt er ab. "Ich weiß, dass wir 2020 die beste Fahrerpaarung haben wollen. Die 'Silly Season' wird bald anfangen, die Gespräche werden beginnen. Ob wir unsere Fahrerpaarung im April, Juli oder Oktober kennen, ist nicht wichtig."
Und vielleicht, spekulieren manche, ist längst alles unter Dach und Fach und die Unterschrift unter Hamiltons neuen Vertrag nur noch Formsache. Ein Wechsel zu Ferrari, so attraktiv er auch erscheinen mag, hat einen großen Haken: Ein ganzes Leben als Mercedes-Markenbotschafter, um ein einmaliges Vermächtnis zu vermarkten, wäre dann wohl dahin ...