• 11. November 2019 · 15:24 Uhr

Ralf Schumacher: Habe mich immer für Michael gefreut - und umgekehrt!

Ralf Schumacher spricht über den ersten Doppelsieg eines Bruderpaares in der Formel 1 - Mit Michael war die Arbeit aber selten Teil der privaten Gespräche

(Motorsport-Total.com) - Der 10. Juni 2001 ist ein historischer Tag in der Formel 1. Zum allerersten Mal in der Geschichte wurde ein Brüderpaar Erster und Zweiter in einem Formel-1-Rennen. Doch anders als es die damalige Epoche vermuten lässt, stand nicht Rekordweltmeister Michel Schumacher ganz oben auf dem Podest, sondern Bruder Ralf, der in Kanada seinen zweiten Grand-Prix-Sieg feiern durfte.

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Michael und Ralf Schumacher freuen sich über den Doppelerfolg in Kanada 2001 Zoom Download

Der damalige BMW-Williams-Pilot kann sich an das Podest selbst gar nicht mehr erinnern, wie er im Podcast 'Beyond the Grid' zugibt. Sein Sohn David, aktuell selbst in der Formel 3 unterwegs, habe ihm aber erst vor kurzem die Bilder dazu gezeigt und ihm diese besondere Zeremonie ins Gedächtnis gerufen.

An das Rennen selbst erinnert sich Schumacher aber: Er siegte, weil er seinen Bruder beim Boxenstopp überholen konnte, als er länger draußen blieb. Zuvor hatte er es im Zweikampf mehrfach vergeblich versucht. "Ich konnte einfach nicht an ihm vorbeigehen", sagt er. Denn trotz mutmaßlich stärkstem Motor war der Ferrari auf den Geraden besser. "Aerodynamisch hatten wir eher ein Garagentor", lacht der Deutsche.

Doch nachdem er in San Marino sein erstes Rennen gewonnen hatte, konnte Ralf Schumacher seinen zweiten Sieg vier Rennen später folgen lassen. Und obwohl Michael das Rennen verloren hatte, konnte er sich über den Sieg seines Bruders und den historischen Doppelerfolg freuen.

Arbeit war privat nie ein Thema

"Es gab nie ein Problem", erinnert sich der damalige BMW-Williams-Fahrer. "Für alles, was Michael erreicht hat, habe ich mich sehr für ihn gefreut. Das war großartig. Aber es war genau umgekehrt, wenn ich schnell war oder ein gutes Wochenende hatte."


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Doch als Ralf Schumacher selbst größere Erfolge einfuhr und zeitweise auch im WM-Kampf mit dabei war, wurde es etwas schwieriger, weil sich jeder für sein Team, seine Partner und seine Sponsoren verantwortlich fühlte. Von daher war die Formel 1 privat nie ein Thema: "Auch beim Abendessen haben wir nie über Motorsport oder das Auto gesprochen", sagt er. "Am Ende des Jahres manchmal."

Nur zu Beginn von Ralfs Karriere bei Jordan hätten sich die Brüder mit der ein oder anderen Geschichte ausgetauscht. "Aber ich könnte mich nicht erinnern, dass wir jemals über irgendwelche Details gesprochen hätten. Dafür waren wir zu konkurrenzfähig", meint er.

Keine Zeit zum Reflektieren

Insgesamt zehn Jahre waren die Schumacher-Brüder gemeinsam in der Formel 1 unterwegs, doch an vieles kann sich der Jüngere nicht mehr erinnern. "Ich muss wirklich sagen, dass es sehr schade ist, dass man manchmal vergisst, die Dinge zu genießen", sagt er heute. Denn obwohl es damals deutlich weniger Rennen gab als heute, hetzten auch die Piloten in der Schumacher-Zeit von einem Termin zum anderen.

"Wir hatten entweder ein Rennen oder einen Test", sagt er. Da blieb für ihn einfach keine Zeit, um mal Dinge sacken oder richtig durch den Kopf gehen zu lassen. "Ich war in einem Jahr wohl 62 oder 63 Tage nur zu Hause, meine Ex-Frau hat das mal nachgezählt", sagt Schumacher.

Seit dieser Saison ist der 44-Jährige wieder im Formel-1-Zirkus aktiv. Neben seiner Tätigkeit als Teamchef von Formel-4-Rennstall US Racing kommentiert er für Sky Deutschland regelmäßig an den Formel-1-Wochenenden. Bruder Michael kämpft weiterhin um seine Genesung nach seinem schweren Skiunfall im Dezember 2013.

Ralf selbst weiß, was er Michael zu verdanken hat. "Die Frage ist, ob ich es in die Formel 1 geschafft hätte, wäre Michael nicht gefahren", sagt er. Die Antwort ist aber auch für ihn nur Spekulation. "Aber so wie es gelaufen ist, war es okay."

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