Esteban Ocon: Mit dem Renninstinkt ist es wie mit dem Radfahren
Mit der Verpflichtung bei Renault geht für Esteban Ocon "keine leichte Zeit" zu Ende - Was der Formel-1-Rückkehrer sich vorgenommen hat und für Nico Hülkenberg hofft
(Motorsport-Total.com) - Am vergangenen Donnerstag machte Renault die Verpflichtung von Esteban Ocon für die Formel-1-Saison 2020 offiziell. Was Nico Hülkenberg um seinen Verbleib in der Königsklasse zittern lässt, kommt für Ocon einer Erlösung gleich. Denn seit dieser Saison sitzt der Franzose auf der Ersatzbank.
Als Mercedes-Ersatzfahrer arbeitet der 22-Jährige aktuell vor allem im Hintergrund. "Es war keine leichte Zeit, immer im Schatten zu stehen, obwohl ich hart mit dem Team gearbeitet habe", sagt er selbst im Interview mit 'Sky'-Experte Martin Brundle. "Das war nicht einfach, aber es hat sich ausgezahlt."
Und das meint Ocon nicht nur in Bezug auf seinen Werksplatz bei Renault, sondern auch die Erfahrungen, die er bei Mercedes sammeln durfte: "Mit diesem Team, dem aktuellen Weltmeister zusammenzuarbeiten, ist unbezahlbar. Das Wissen, das ich mir hier angeeignet habe, wird mir in der Zukunft zugute kommen."
Ocon versichert: "Bin überhaupt nicht enttäuscht"
"Natürlich ist vieles ein Geheimnis", weiß er, "aber wenn ich auch nur ein kleines Bisschen davon mit zu Renault nehme, wird das schon eine große Hilfe sein." Eigentlich sollte Ocon bereits 2019 beim französischen Hersteller andocken, dort gab man dann aber doch Daniel Ricciardo in letzter Minute den Vorzug.
Nun wechselt Ocon gewissermaßen mit einem Jahr Verspätung zu Renault. Bei Mercedes selbst hat man wegen der Verlängerung von Valtteri Bottas keinen Platz für ihn. Enttäuscht sei er deshalb aber nicht. "Man muss bedenken, dass ich ja komplett raus war aus der Formel 1, was für einen Fahrer schrecklich ist", betont er.
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"Die Chance zu haben, in einem konkurrenzfähigen Auto zurückzukommen, mit einem Team, das sich hohe Ziele steckt, ist fantastisch. Dafür kann ich nur dankbar sein." Bei Renault wird er sich zuallererst mit Teamkollege Ricciardo messen müssen, der in der Formel-1-Saison 2020 sein zweites Jahr in Gelb fährt.
Renault-Neuzugang setzt sich klare Ziele für 2020
Ocon weiß: "Er wird hochgeschätzt, was toll ist. Als Fahrer will man sich ja immer mit den Besten messen. Und er zählt dazu. Für mich ist es eine tolle Gelegenheit zu sehen, wozu ich im Stande bin." Sorgen darüber, dass ihm nach so langer Abstinenz der Biss oder die Zweikampfstärke fehlen könnte, hat er nicht.
"Ich glaube nicht, dass es etwas ist, das man verliert. Mit dem Renninstinkt ist es wie mit dem Radfahren", sagt der künftige Renault-Pilot. Man verlernt es nicht. Aus seiner Sicht wird es mehr darauf ankommen, sich an das Team, die neue Umgebung und das neue Auto zu gewöhnen. Dabei hat er schon klare Ziele.
"Im nächsten Jahr wird es darum gehen, um den vierten Platz zu kämpfen und die Lücke zur Top 3 zu schließen", blickt Ocon voraus. "Das Ziel wird natürlich sein, auch mal ein Podium zu erreichen." Das war Renault seit dem Wiedereinstieg in die Formel 1 im Jahr 2016 bisher kein einziges Mal vergönnt.
Ocon über Hülkenberg: "Hat Formel-1-Cockpit verdient"
Bevor der Neuzugang darum kämpft, das zu ändern, wird Ocon weiterhin seinen Aufgaben bei Mercedes nachgehen. "Je länger ich in diesem Jahr noch hier bleiben und weiter lernen kann, umso besser", sagt er. "Wir werden sehen, wann ich tatsächlich wechsle. Aber im Moment zählt Mercedes auf mich."
Für Hülkenberg hofft er indes auf eine Lösung: "Ich war im Vorjahr in derselben Lage, damals wurde ich gewissermaßen durch Daniel ausgestochen. Es gibt nur 20 Sitze und damit nicht genug Platz für jeden. Ich hoffe aber, dass Nico etwas findet. Er ist ein toller Kerl und verdient einen Platz in der Formel 1."