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Trotz großem Rückstand: Ferrari stellt Entwicklung des SF90 nicht ein
Mattia Binotto erklärt, warum Ferrari noch nicht alle Ressourcen auf die Saison 2020 verlagern wird - Auch auf 2021 muss man bereits in diesem Jahr ein Auge haben
(Motorsport-Total.com) - Einen WM-Titel wird Ferrari auch in der Formel-1-Saison 2019 mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht gewinnen. 150 Punkte fehlen der Scuderia in der Konstrukteurs-WM bereits auf Mercedes, in der Fahrer-WM liegt Sebastian Vettel 94 Zähler hinter Lewis Hamilton. Trotzdem versichert Teamchef Mattia Binotto, dass man das Jahr nicht vorzeitig abhaken werde, um sich auf die Saison 2020 zu konzentrieren.
"Uns fehlt maximaler Abtrieb", erklärt Binotto im Hinblick auf den SF90 und versichert: "Wir suchen [für 2020] nach mehr Abtrieb - auch schon beim aktuellen Auto." Auch in der zweiten Saisonhälfte soll es demnach weitere Updates für den SF90 geben. "Sollten wir uns auf das Auto für das nächste Jahr konzentrieren? Das denke ich nicht", stellt Binotto klar.
Er erinnert daran, dass die Regeln in der Saison 2020 stabil bleiben. "Was auch immer wir in diesem Jahr schaffen, davon wird auch das nächstjährige Auto profitieren", erklärt er. Selbst dann, wenn man die Lücke zu Mercedes in den kommenden Monaten nicht mehr schließen sollte, wären die Ressourcen also nicht komplett verschwendet. Doch auch Binotto weiß, dass es ein schmaler Grat ist.
2019, 2020, 2021: Drei Projekte gleichzeitig
Es sei eine "schwierige Aufgabe", die Ressourcen in den kommenden Wochen auf die Saisons 2019, 2020 und auch 2021 zu verteilen. Denn im Herbst soll das neue Reglement für die übernächste Saison finalisiert werden. Ab diesem Zeitpunkt muss man bei Ferrari - und auch bei allen anderen Teams - also gleich drei Projekte parallel im Auge behalten.
Laut Binotto müsse man "ohne Frage" auch 2019 bereits auf 2021 schauen. Ansonsten läuft man angesichts der umfangreichen Regeländerungen Gefahr, bereits in Rückstand zu geraten, lange bevor die Saison angefangen hat. Ferrari steht damit eine anstrengende Zeit bevor, doch Binotto betont, dass die Moral im Team trotz der Misserfolge in der ersten Saisonhälfte weiterhin gut sei.
Tatsächlich sei der Zusammenhalt in Maranello momentan sogar die große "Stärke" von Ferrari. Zudem erinnert er daran, dass man 2019 noch immer keinen Sieg eingefahren habe. Das alleine dürfte noch einmal für zusätzliche Motivation sorgen. In der zweiten Saisonhälfte wolle man nun damit anfangen, mehr Abtrieb ans Auto zu bringen, und 2020 soll beim neuen Boliden "noch mehr" Abtrieb folgen.
"Wir wissen, dass sich auch unsere Gegner weiterentwickeln", warnt Binotto. Daher reiche es nicht aus, auf das Abtriebsniveau zu kommen, das die Gegner jetzt bereits haben. Denn auch die werden beim neuen Auto noch einmal nachlegen. Binotto erklärt zudem: "Ich denke nicht, dass der maximale Abtrieb unsere einzige Schwäche ist. Das wäre unfair gegenüber den Leuten in Maranello."
Andersons Theorie: Fehlen Giovinazzi und Kwjat?
Aktuell gibt es in Maranello mehr als nur eine Baustelle. Technikexperte Gary Anderson ist in seiner neuen Kolumne auf 'Autosport' zum Beispiel aufgefallen: "Ich glaube, dass Ferrari auf den weicheren Reifen zu viel Untersteuern hat. Das kommt häufig vor, und wir wissen, dass Mercedes und Red Bull vorne etwas mehr Grip haben." Das habe sich besonders beim vergangenen Rennen in Ungarn wieder gezeigt.
Doch Anderson glaubt, dass Ferrari hinter den Kulissen noch ein weiteres Problem haben könnte. Er hat bemerkt: "In der Vergangenheit hat Ferrari vom Freitag auf den Samstag einen größeren Schritt gemacht als die meisten anderen Teams. Aber das scheint in diesem Jahr nicht mehr so zu sein. Entweder startet Ferrari einfach stärker in die Wochenenden und hat dadurch nicht mehr so viel Luft nach oben."
"Oder sie profitieren nicht mehr so sehr von den Simulationen über Nacht", so Anderson. Hier kommen Antonio Giovinazzi und Daniil Kwjat ins Spiel, die 2018 die Aufgaben im Simulator übernommen haben. "Vielleicht haben sie einen besseren Job gemacht als die Optionen in diesem Jahr?", fragt sich Anderson. 2019 teilen sich diese Aufgabe Pascal Wehrlein, Brendon Hartley, Antonio Fuoco und Davide Rigon.
So oder so sei es ein "enttäuschender Start ins Jahr für Ferrari" gewesen. Die Scuderia ist mittlerweile seit zehn Monaten sieglos. Den letzten Triumph feierte noch Kimi Räikkönen beim Großen Preis der USA im Oktober 2018. Aktuell droht Ferrari damit die erste sieglose Saison seit 2016.