So sehen die Formel-1-Autos 2022 aus: Bilder, Video, Fakten
Die Zukunft der Formel 1 ab der Motorsport-Saison 2022: Wie die Bodeneffekt-Fahrzeuge künftig aussehen und was der Designwechsel bewirken soll
(Motorsport-Total.com) - Neuer Look für die Formel 1: Zur Saison 2022 greift ein neues Technisches Reglement, das Auswirkungen auf das Design der Rennwagen hat. Im Zentrum steht der sogenannte Ground-Effect (zu Deutsch: Bodeneffekt), der in der Formel 1 schon in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren eine entscheidende Rolle gespielt hat. Nun gibt diese Konstruktionsweise ihr Formel-1-Comeback.
Konkret bedeutet das: Das aerodynamische Grundkonzept der Formel-1-Autos wird verändert, und das mit dem Ziel, die sogenannte Dirty-Air für nachfolgende Fahrzeuge zu verringern. Und wenn es für einen Hintermann weniger störende Luftturbulenzen gibt, dann steigen die Chancen auf Zweikämpfe. So zumindest die Theorie der Regelmacher um Formel-1-Sportchef Ross Brawn.
Dazu wird der Unterboden der Formel-1-Autos umgekrempelt. Bisher war eben dieser flach und ging im Bereich der Hinterrad-Aufhängung in einen Diffusor über. Diffusor und Heckflügel sorgten im Zusammenspiel für einen Großteil des aerodynamischen Anpressdrucks eines Formel-1-Fahrzeugs, mit dem negativen Nebeneffekt von Dirty-Air für nachfolgende Autos.
Was neu ist an den Formel-1-Autos 2022
Deshalb werden zur Formel-1-Saison 2022 sogenannte Venturi-Kanäle in den Unterboden integriert. Diese Kanäle setzen an der Schulter der Seitenkästen an, führen hin zu einem Doppeldiffusor im Heck und generieren den bereits beschriebenen Bodeneffekt. Das heißt: Die Luft zwischen Unterboden und Fahrbahn wird stärker beschleunigt, was mehr Anpressdruck schafft. Die Formel-1-Autos 2022 kommen daher mit kleineren Heckflügeln aus.
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Parallel dazu werden auf der Höhe der Vorderräder zusätzliche Luftleitbleche angebaut, um die an den Rädern entstehenden Luftverwirbelungen möglichst gering zu halten. Das erhöht die Effektivität der Venturi-Kanäle und reduziert außerdem die Dirty-Air. Dazu passt auch das bereits vereinfachte Konzept der Frontflügel seit 2019.
Wie Brawn und seine Kollegen in einer Studie ermittelt haben, wird das neue Autokonzept mehr Racing zulassen. Wo für einen nachfolgenden Fahrer durch Luftturbulenzen bisher 45 Prozent Anpressdruck verloren gegangen sind, sollen es ab 2022 nur noch fünf bis zehn Prozent sein. Oder anders formuliert: Hinterherfahren wird ab 2022 nicht mehr so sehr bestraft wie bisher.
FIA-Experten erklären ihren technischen Ansatz
Nikolas Tombazis als Technischer Leiter des Automobil-Weltverbands (FIA) erklärt: "Wir wollen Zweikämpfe wieder möglich machen, ohne dass gleich die Reifen abbauen und der Angreifer nur ein begrenztes Zeitfenster hat, in dem er attackieren kann."
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Und apropos Reifen: Hier erfolgt ebenfalls eine Umstellung, weg von 13-Zoll-Rädern und hin zu 18-Zoll-Rädern, mit weiteren Auswirkungen auf das Erscheinungsbild der Fahrzeuge.
Laut Formel-1-Sportchef Brawn dient all dies dem Zweck, das Design der Formel-1-Autos wieder ansprechender zu gestalten. Brawn will "Autos, die aufregend aussehen, schon im Stillstand", so sagt er. Außerdem habe man Wert darauf gelegt, dass die neue Generation der Grand-Prix-Fahrzeuge "erheblich robuster" sein werde.
2022: Die Formel 1 wird langsamer
Unterm Strich schlagen sämtliche Änderungen auch bei der Rundenzeit zu Buche. Tombazis verweist auf die entsprechende FIA-Studie, wonach die Formel 1 ab 2022 "etwa drei bis dreieinhalb Sekunden pro Runde" langsamer sein werde. "Das war für uns aber nicht das Entscheidende", betont er. "Uns geht es darum, ein Auto zu haben, das besseres Racing ermöglicht."
Dieses hier beschriebene Auto hätte ursprünglich bereits in der Formel-1-Saison 2021 sein Debüt geben sollen. Aufgrund der Coronakrise aber haben die Verantwortlichen früh im Jahr 2020 beschlossen, die Einführung des neuen Technischen Reglements auf 2022 zu verschieben. Die eigentlich für 2021 geplanten Änderungen greifen also erst mit einem Jahr Verzögerung.
Der Ground-Effect kehrt also fast genau vier Jahrzehnte nach seinem Verbot in die Formel 1 zurück. Zur Saison 1983 hatte die Rennserie einen flachen Unterboden eingeführt, weil die Bodeneffekt-Fahrzeuge mit ihren seitlichen Schürzen vor allem in schnellen Kurven sehr hohe Geschwindigkeiten erreicht hatten. Dies hatte 1982 zu einigen schweren Unfällen geführt. Aus Sicherheitsgründen erfolgte damals besagte Regeländerung.