Windkanal zur Miete: Racing Point rückt näher an Mercedes heran
Racing Point als zweites Haas? Man selbst und Mercedes streitet das ab - Offen ist allerdings noch, was die neuen Regeln ab 2021 für das Team bedeuten werden
(Motorsport-Total.com) - Wie eng ist die Zusammenarbeit zwischen Racing Point und Mercedes aktuell? Und vor allem: Wie eng wird sie in Zukunft noch werden? Die ehemalige Force-India-Truppe bezieht aktuell Motoren, Getriebe und Hydraulik von den Silberpfeilen. Außerdem wird man in Zukunft auch den Windkanal von Mercedes verwenden. Bahnt sich hier eine ähnliche Kooperation wie zwischen Ferrari und Haas an?
"Wir werden nicht das Haas-Ferrari-Modell machen, weil Haas ein neues Team war", stellt Mercedes-Teamchef Toto Wolff klar, als er darauf angesprochen werden. Racing Point, beziehungsweise deren Vorgängerteam, sei dagegen schon lange mit dabei. Racing-Point-Technikchef Andrew Green bestätigt zwar, dass man "später im Jahr" in den Mercedes-Windkanal in Brackley umziehen werde.
Das geschehe jedoch "einzig aus Gründen der Effizienz", wie er betont. "Unsere Aeroabteilung sitzt in Brackley", erklärt er und ergänzt: "Es ist viel leichter, in Brackley [bei Mercedes] zu testen, als in Köln." Aktuell nutzt das Team noch den Toyota-Windkanal in Deutschland. Als sich die Möglichkeit geboten habe, bei Mercedes unterzukommen, sie das laut Green eine "offensichtliche Entscheidung" gewesen.
Sportlich war es für Racing Point kein leichter Start ins neue Jahr. Lediglich drei Punkte holte man in den ersten beiden Saisonrennen 2019, noch schlechter steht aktuell nur Williams da. "Es war ein schwieriger Start. Der Wettbewerb im Mittelfeld ist in diesem Jahr unglaublich eng - enger als seit einer langen Zeit", erklärt Green, der gesteht, dass man in diesem Kampf aktuell "etwas hinten" sei.
Schwierige Zeit 2018 wirkt noch immer nach
"Es ist nicht viel, aber ich glaube, dass unsere Schwachpunkte in den ersten beiden Rennen ziemlich zum Tragen gekommen sind", so Green. Man habe zwar "einen Plan", um wieder nach vorne zu kommen. Das werde aber "einige Zeit" dauern. Green erinnert daran, dass das aktuelle Auto im vergangenen Jahr entwickelt wurde, als das Team gerade eine ziemlich turbulente Phase durchlebte.
"Damals hatten wir ziemliche Probleme. Wir mussten damals einige Entscheidungen über das Auto und dessen Architektur treffen, obwohl wir nicht wussten, wie es mit dem Team weitergeht - ob es überhaupt noch ein Team geben würde", erklärt er. Zwar sei man dank der neuen Besitzer mittlerweile "viel besser" aufgestellt. Die Nachwirkungen der schwierigen Zeit 2018 spüre man aber noch immer.
"Wir können jetzt sagen, dass wir am Ende jedes Monats unsere Rechnungen bezahlen. Und ich glaube, das konnten wir noch nie behaupten. Das ist eine Sache weniger, über die wir uns Gedanken machen müssen", erklärt Green. Trotzdem gibt es hinter den Kulissen aktuell noch immer einige offen Fragen. So ist zum Beispiel noch nicht klar, wohin es mit dem Team ab 2021 gehen soll.
Zusammenarbeit mit Mercedes ab 2021 noch offen
Green bestätigt, dass es aktuell "viele Fragen" bezüglich der Zukunft der Formel 1 und damit auch des Teams gebe. Im Hinblick auf das neue Reglement ab 2021 erklärt er: "Wir möchten unser Team so aufbauen, dass es unter diesem Reglement das effektivste Team ist. Wenn die Regeln stehen, dann werden wir wissen, was wir zu tun haben." Könnte das eine noch engere Zusammenarbeit mit Mercedes bedeuten?
"Sie verwenden einige unserer Einrichtungen, und wir werden sehen, wo das 2021 hinführt", sagt Wolff. Sobald die neuen Regeln stehen, werde man "entscheiden, in welchen Bereichen wir zusammenarbeiten wollen, und wo das gemäß der Regeln möglich ist." Im Hinblick auf Haas erklärt er im diesem Zusammenhang: "Ich verstehe nicht, was an dem Haas-Ferrari-Modell eigentlich so schlecht sein soll."
Durch die enge Kooperation mit Ferrari habe man einem neuen Team den Einstieg in die Formel 1 ermöglicht, das aktuell "solide im Mittelfeld" kämpfen könne. "Das ist gut für die Formel 1", findet Wolff. Ein "Haas 2.0" soll aus Racing Point aber nicht werden. Der Österreicher betont noch einmal, dass das eigene Modell, das man aktuell fahre, "ganz anders" sei.