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Paddy Lowe: Warum Williams' Seuchenjahr gut für die Zukunft war
Williams ist in der abgelaufenen Formel-1-Saison Letzter geworden, und obwohl das nicht der Anspruch ist, sieht es Paddy Lowe positiv: Motivation für Veränderung
(Motorsport-Total.com) - Williams musste 2018 einen echten Absturz in der Formel 1 hinnehmen. Nach vier relativ guten Jahren fand man sich in dieser Saison ganz am Ende der Tabelle wieder und wurde sang- und klanglos Letzter, wofür es laut Technikchef Paddy Lowe "100 Gründe" gab. Der Brite will den Absturz aber nicht so schwarz sehen und verspricht, dass es mit dem Traditionsrennstall schon bald wieder aufwärts gehen wird.
Fans des Teams mussten schwierige Jahre hinnehmen. Dass die Glanzzeiten schon längst um sind, ist kein Geheimnis. 1997 gab es mit Jacques Villeneuve den letzten Weltmeistertitel, 2004 folgte durch Juan-Pablo Montoya der letzte Sieg in einer vielversprechenden Ära. Zwar gewann man 2012 mit Pastor Maldonado in Barcelona, doch Lowe kann den Erfolg gut einschätzen: "Das war ein Ausreißer."
Er sagt, dass Williams schon lange nicht mehr so an der Formel 1 teilnimmt, wie man teilnehmen muss: nämlich mit der Ambition zu gewinnen. Zwar sei das natürlich das Ziel von Williams, aber "in gewisser Weise haben wir nur das Feld aufgefüllt", so Lowe. Auch die guten Jahre am Anfang der Turboära sind für ihn nur ein Trugschluss: "Da wurde uns durch einen guten Motor geholfen. Andere Teams hatten ihre eigenen Gründe, warum sie kein gutes Jahr hatten." Sein Fazit: "Die Performance war schon lange nicht mehr dort, wo sie sein sollte."
Grundlegende Veränderungen nötig
2018 wurde das besonders deutlich. Bei zwei von 21 Rennen fuhr man überhaupt nur in die Top 10 und hatte nicht den Hauch einer Chance, ein besseres Ergebnis in der Konstrukteurs-WM einzufahren. "Ein extrem schwieriges Jahr", sagt Lowe, aber auch in gewisser Weise ein gutes. "Auch wenn das vielleicht seltsam klingen mag."
Fotostrecke: Die Williams-Story
Auf geht's ins Abenteuer Formel 1: Nach zwei erfolglosen Anläufen in der Königsklasse gründen Frank Williams (70 Prozent) und Patrick Head (30 Prozent) ihr eigenes Team. Mit einem March-Chassis steigt man beim Grand Prix von Spanien in die Weltmeisterschaft ein. Fotostrecke
Doch das Debakel hat allen bei Williams die Augen geöffnet, dass man so nicht weitermachen kann. Grundlegende Veränderungen müssen laut dem Technikchef her, und das Ergebnis habe den Grund und die Motivation dafür geschaffen. "Auf Rang zehn in der WM wird den Leuten bewusst, dass man viel Arbeit vor sich hat. Es sind keine kleinen Dinge, sondern man braucht grundlegende Veränderungen im Unternehmen, damit wir wieder nach vorne kommen, wo wir sein wollen", so Lowe.
Williams lebt von seinem guten Namen, doch die großen Erfolge wurden fast alle in den ersten 20 Jahren des Teams eingefahren - mittlerweile steht man bei 41. "Die Geschichte ist ein großer Wert, kann aber auch eine Bürde sein", sagt der Brite. Denn die Formel 1 sei ein schnelllebiges Geschäft und Erfolge von früher schnell verblasst. Sportlich nützen die Erfolge von damals heute nichts mehr.
Konkurrenz stärker denn je
"Wenn du nicht modernisierst und Dinge anders macht, dann wirst du zurückfallen", so Lowe. "Wir müssen viele Veränderungen vornehmen, und dieses Jahr hat dabei geholfen, den Fokus auf diese Notwendigkeit zu lenken. Das Gute ist: Alle begrüßen das und ziehen mit. Ich kann sagen, dass wir besser sein werden, weil das Schiff in die richtige Richtung lenkt."
Konkrete Zahlen will der Williams-Mann jedoch nicht nennen, denn er weiß, dass die Konkurrenz nicht schläft. Heutzutage seien alle anderen neun Teams ebenfalls sehr stark. "Die Formel 1 hat technologisch eine enorm starke Grundlage. Jedes Team hat die schlauesten Ingenieure von den besten Universitäten, sie werden von guten Management-Teams geleitet, alle sind gut strukturiert - und so war es nicht immer", meint er.
"Selbst Zehnter zu werden und Anschluss an das Feld zu haben, ist ein schwieriger Job, weil der Standard so hoch ist", so Lowe weiter. Daher weiß er, dass es nicht einfach wird, Williams wieder weiter nach vorne zu bringen. "Ich bin aber optimistisch, dass wir schon bald bessere Resultate einfahren werden."