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Mercedes: Felgen-Vorteil wegen Protest-Drohung dahin?
Seit Mercedes auf ein neues Felgendesign setzt, fährt Lewis Hamilton von Sieg zu Sieg - Ferrari hat vor Austin offenbar Druck dagegen gemacht
(Motorsport-Total.com) - Dass Mercedes beim Grand Prix der USA in Austin, Texas, nicht mehr so dominant war wie zuletzt in Singapur, Sotschi und Suzuka, könnte laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' mit einem möglichen Protest des Ferrari-Teams zu tun gehabt haben.
© Giorgio Piola
Mercedes' neues Felgendesign könnte der Schlüssel zum Erfolg gewesen sein Zoom Download
Mercedes hatte beim Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps in August in Zusammenarbeit mit Partner OZ ein neues Felgendesign eingeführt, das über zahlreiche kleine Löcher und Rillen an der Außenseite verfügt. Experten zufolge mit zweierlei Nutzen: Erstens wird so die Ableitung von Hitze aus den Reifen und aus den Bremsen begünstigt. Zweitens soll die Lösung auch aerodynamische Vorteile haben.
Zuletzt hatte die FIA im Jahr 2012 einen ähnlichen Ansatz des Red-Bull-Teams unterbunden. Die Argumentation lautete damals, es handle sich um bewegliche aerodynamische Hilfsmittel. Und solche sind bekanntlich nicht erlaubt. Mercedes hat den Ansatz jedoch neu interpretiert und damit vorerst grünes Licht von Charlie Whiting, dem Technischen Delegierten des Weltverbands, erhalten.
Vor Austin hat Ferrari dann um eine Klärung seitens der FIA gebeten, was das Mercedes-Design angeht. Die FIA sah keinen Handlungsbedarf und informierte beide Teams darüber. Bei solchen Auskünften handelt es sich jedoch in der Regel nur um unverbindliche Einschätzungen.
Mercedes wollte keinen Protest riskieren
Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' gab sich Ferrari damit nicht zufrieden. Im Raum stand sogar ein möglicher Protest nach dem Rennen, um das Berufungsgericht der FIA mit einer verbindlichen Klärung des Falls zu beauftragen.
Obwohl es von Ferrari keine konkrete Androhung eines solchen Protests gab, dürfte Mercedes im Hinblick auf den komfortablen WM-Stand entschieden haben, kein Risiko einzugehen und in Austin mit einem konventionelleren Felgendesign anzutreten.
Inwieweit sich das auf die Performance des F1 W09 EQ Power+ ausgewirkt hat, ist unklar. Aussagen von Lewis Hamilton, der als einziger der Topfahrer auf eine Zweistoppstrategie gesetzt hat, deuten jedoch darauf hin, dass Mercedes vom hohen Reifenverschleiß überrascht wurde. Das war bei Valtteri Bottas, der im Finish noch Sebastian Vettel überholen lassen musste, nicht anders.
"Wir waren zu einer Zweistoppstrategie gezwungen, weil bestimmte Dinge am Auto nicht ideal waren", gibt sich Hamilton kryptisch. "Als wir ins Rennen gegangen sind, wussten wir nicht genau, was uns erwartet. Hätten wir das Problem, das wir hatten, nicht gehabt, wäre unser Reifenverschleiß nicht annähernd so groß gewesen."
Auch wenn Ferrari weiterhin Bedenken hat: Whiting scheint in der Angelegenheit keinen Handlungsbedarf zu sehen. "Ich glaube nicht, dass eine Klärung notwendig ist. Das haben wir ja bereits getan. Jeder weiß, wie wir zu dem Thema stehen", sagt der Technische Delegierte der FIA, von 'Motorsport-Total.com' auf die Felgendiskussionen angesprochen.
Whiting sieht keinen Handlungsbedarf
Allerdings räumt er ein: "Es gibt wohl immer noch Meinungsunterschiede." Diese werde man bei der nächsten Sitzung der Technischen Arbeitsgruppe thematisieren und aus der Welt schaffen. Dass das Thema vor dem Berufungsgericht landet und für eine öffentliche Kontroverse sorgt, hält er aber für unwahrscheinlich.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat in den vergangenen Wochen mehrmals darauf hingewiesen, dass das Rennen in Spa-Francorchamps ein Wendepunkt war, was das Verständnis bisheriger Schwächen des Chassis angeht. Insbesondere beim Herausbeschleunigen aus La Source habe man ein Aha-Erlebnis gehabt. Seither fuhr Mercedes von Sieg zu Sieg. Bis Austin.
Die Klärung des Themas in der Technischen Arbeitsgruppe ist dennoch wichtig. Auch wenn Renault-Technikchef Nick Chester relativiert: "Dass Luft durch die Speichen abgeleitet wird, ist nicht total neu. Neu ist, dass die Luft immer weiter nach außen geblasen wird."
"Ich denke, dass es da für nächstes Jahr einige interessante Interpretationen geben wird", kündigt Chester an. "Bei den 2019er-Regeln ist das noch wichtiger, weil du mit dem neuen Frontflügel Schwierigkeiten hast, die Luft so weit nach außen zu leiten, wie du das gerne hättest. Dann innerhalb der Felgen mehr machen zu können, ist wichtig."
Dass die Meinungsverschiedenheit zwischen Ferrari und Mercedes zu einem handfesten Streit eskaliert, gilt als unwahrscheinlich. Die WM 2018 ist ohnehin entschieden, und für 2019 kann Ferrari locker nachrüsten. Allerdings muss dafür geklärt sein, ob die FIA den Ansatz weiterhin für legal hält oder nicht. Sonst wären alle Entwicklungsressourcen in diesem Bereich verschwendetes Geld.