Causa Ocon: Abiteboul kontert auf Wolffs Handschlag-Vorwurf
Wie sich Cyril Abiteboul gegen Toto Wolffs Vorwurf wehrt, Renault sei in Hinblick auf Esteban Ocons Wechsel wortbrüchig geworden und habe dessen Aus verschuldet
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ist sauer auf Renault: Per "Handschlag" sei er sich mit den Franzosen einig gewesen, dass Force-India-Pilot und Mercedes-Mann Esteban Ocon kommende Saison nach Enstone wechselt. Außerdem habe es ein "Gentleman's Agreement" und einen "nahezu fertigen Deal mit Renault" gegeben. Renaults Rückzieher sei dann aber "vielleicht nicht ganz so" gewesen, "wie man es im ordentlichen Geschäftsleben tut", wirft der Österreicher, der laut eigenen Angaben andere Gelegenheiten für Ocon verstreichen ließ, Renault das Formel-1-Aus für seinen Schützling vor.
Nun reagiert Renault-Geschäftsführer Cyril Abiteboul auf die Anschuldigungen. "Zum vielleicht ersten Mal in seiner Formel-1-Zeit läuft es für Toto nicht so, wie er will", stichelt der Franzose und deutet damit an, dass Wolff trotz der Mercedes-Dominanz auch damit leben müsse, nicht immer sein Ziel zu erreichen. Er selbst sei sich jedenfalls keiner besonderen Schuld bewusst: "Ich kann nur sagen, dass nie ein Vertrag unterschrieben wurde. Sonst hätte Toto das ja angefochten. Und ich finde, wir sollten Renaults Verantwortung in dieser Sache nicht übertreiben."
Was er damit sagen will? "Es stimmt, dass wir großes Interesse an Esteban hatten - das habe ich nie bestritten, und wir werden auch in Zukunft großes Interesse haben. Aber derzeit befindet er sich inmitten sehr gegensätzlicher Interessen. Renault ist dabei nur ein kleiner Faktor", erklärt Abiteboul, der sich am Ende für Daniel Ricciardo entschied.
Vielmehr sieht er einen großen Teil der Verantwortung bei Mercedes selbst. "Wir sollten die Situation bei Force India nicht vergessen - und die Rolle die Mercedes dabei gespielt hat", deutet Abiteboul an, dass es auch im Interesse von Wolff gelegen habe, dass Lawrence Stroll die von Sergio Perez in die Insolvenz geschickte Truppe übernimmt.
Dadurch konnte das Überleben des Mercedes-Kundenteams zwar gesichert werden, durch den Deal mit Perez und den Fixplatz für Lance Stroll sitzt der talentierte Ocon, der als Mercedes-Pilot für Renault oder Red Bull an Attraktivität verliert, aber zwischen den Stühlen.
Am Ende musste sich Wolff entscheiden, ob er Formel-2-Meister George Russell oder den scheidenden Force-India-Piloten bei Williams unterbringt - die Wahl fiel auf den jungen Briten, der mit seinen ersten Formel-1-Erfahrungen auch dann von der Entscheidung profitieren sollte, wenn Williams weiterhin am Ende des Feldes bleibt.