Warum Daniel Ricciardo 2019 doch bei Red Bull bleibt
Bei einem Treffen in Graz haben Helmut Marko und Daniel Ricciardo den Grundstein für einen Verbleib des Australiers beim Red-Bull-Team gelegt
(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo wird laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' auch 2019 für Red Bull Formel 1 fahren. Der Grundstein für einen neuen Vertrag wurde am Mittwoch vor dem Grand Prix von Österreich (Formel 1 2018 live im Ticker) bei einem Treffen zwischen dem Australier und Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko gelegt.
"It's getting closer", antwortete Ricciardo auf der Showbühne am Grazer Hauptplatz auf die Frage nach seiner Unterschrift, die er letztendlich nur ins Goldene Buch der Stadt setzte. Und Marko bediente sich beim einem Mediengespräch grinsend einer von Mercedes totgetrampelten Formulierung, als er sagte, es seien "nur noch Details" zu klären. Dabei hatten beide ein vielsagendes Lächeln im Gesicht - und kein knallhartes Pokerface.
Bereits am Mittwochmorgen, also vor seinem Treffen mit Ricciardo, hatte Marko im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' erklärt, dass er nicht finde, dass der 29-Jährige auf dem Transfermarkt in einer guten Position sei. Danach sah es nämlich lange aus, als er sich die Optionen Mercedes und Ferrari offenhielt, falls dort etwas passieren sollte, McLaren ihn wollte und das Red-Bull-Angebot immer noch als Sicherheitsnetz auf dem Tisch lag.
Mercedes und Ferrari: Fahrer 2019 stehen fest
Aber diese Ausgangslage hat sich in den vergangenen Tagen dramatisch verändert. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' haben sich Mercedes und Lewis Hamilton endlich geeinigt, Valtteri Bottas wird ebenfalls bleiben, und Ferrari plant für 2019 mit Charles Leclerc als Teamkollege für Sebastian Vettel. Bleibt nur noch McLaren als Alternative - und das wäre sportlich momentan ein Abstieg für einen, der Weltmeister werden will.
"Ich finde nicht, dass Daniel in einer guten Position ist", sagt Marko über Ricciardo. "Mercedes und Ferrari haben einen Nummer-1-Fahrer, der klar deklariert ist." Außerdem war seiner Meinung nach das Interesse von Ferrari nie so heiß, wie es in der Gerüchteküche den Anschein hatte: "Ich weiß, dass Ricciardo kein Angebot von Ferrari bekommen hat."
Marko betont auch, dass es eine Vereinbarung zwischen Ricciardo und Ferrari, für einen gewissen Zeitraum nur exklusiv miteinander zu verhandeln, seines Wissens "nie gegeben" habe. Der lose Kontakt mit Ferrari bestand offenbar über einen ehemaligen Rechtsanwalt Ricciardos, der zu diesem Zweck reaktiviert wurde. Marko äußert sich dazu freilich nicht.
Kein freies Cockpit bei Renault
Bliebe rein theoretisch noch Renault. Aber: "Renault wird, soweit ich weiß, bei den aktuellen Fahrern bleiben." Und Marko muss es eigentlich wissen, schließlich ist mit Carlos Sainz ein Red-Bull-Fahrer an Renault ausgeliehen, und Nico Hülkenberg hat noch einen Vertrag bis Ende 2019. Und: "Vor allem glaube ich, dass Renault nicht in den Budgetregionen spielt, die sich Ricciardo vorstellt."
Letztendlich, das wird klar, ist es vor allem eine Frage des Geldes. "Wir wollen ihn, aber nicht um jeden Preis", so Marko am Mittwochmorgen. Und präzisiert auf Nachfrage, dass er "Preis" wirklich im finanziellen Sinn meint: "Es schaut momentan so aus, dass Preis wirklich Preis ist, ja."
Doch zwischen unserem Interview am Morgen und dem Grazer Showevent am Nachmittag fand in Markos Büro am Schlossberg die vielleicht entscheidende Verhandlungsrunde statt. "Wir haben die Gelegenheit heute genutzt", bestätigt Marko das Gespräch und ergänzt: "Um Daniels Worte zu verwenden: Es rückt näher. Nur noch Details." Auch Ricciardo bestätigt: "Wir haben jetzt ein bisschen mehr geredet."
Red Bull zahlt stark prämienorientiert
Wie weit die Vorstellungen am Mittwochmorgen noch auseinandergeklafft sind, ist nicht bekannt. Red-Bull-Philosophie ist, dass der Verhandlungsspielraum bei den Erfolgsprämien wesentlich größer ist als beim Basisgehalt. Das ist bei Max Verstappen ganz ähnlich, dessen bereits im Vorjahr unterschriebener Vertrag dem Vernehmen nach stark prämienorientiert ausgelegt ist.
Verstappen war in den Verhandlungen mit Ricciardo eines der Probleme für Red Bull. Denn Ricciardo fordert zurecht eine Gehaltserhöhung, wenn er weiß, dass sein Teamkollege substanziell mehr verdient, aber weniger Siege und WM-Punkte auf dem Konto hat.
Das will Marko so nicht stehen lassen: "Erstens: Die Gehaltszahlen, die bei Verstappen durch die Gegend schwirren, stimmen nicht", sagt er. "Dass Verstappen voriges Jahr unterschrieben hat, hat einen gewissen Vorteil gebracht. Sonst wären wir im Worst Case für 2019 ohne Fahrer dagestanden. Ricciardo wollte sich nicht binden. Auch verständlich nach den zehn Jahren mit uns. Er wollte sich umschauen."
Red Bull wollte sich für 2019 absichern
Der Eindruck, der 2017 entstanden ist, nämlich dass Red Bull Verstappen Priorität über Ricciardo eingeräumt habe, sei demnach falsch. Auch mit Ricciardo habe man zur gleichen Zeit gesprochen: "Wir wollten die Situation vermeiden, dass wir 2019 eventuell ohne Topfahrer dastehen. Max und sein Management waren bereit, sich bis 2020 zu binden. Das haben wir gemacht. Das war für uns immens wichtig."
"Und jetzt ist Daniel in einer Situation, dass er sportlich keine Alternative zu uns hat. Das hat er sich wahrscheinlich auch anders vorgestellt", so Marko.
Ein paar Stunden später standen dann beide lächelnd auf der Showbühne in Graz. Offenbar dürfte Ricciardo klar geworden sein, dass er keine attraktiven Alternativen zu Red Bull hat. Nicht mehr. "Es rückt näher. Es ist noch nicht ... Aber es wird kommen. Bald. Der Zeitpunkt ist nicht mehr weit weg", sagt er.