Newey über Schumacher: "Ist leider öfter zu weit gegangen"
Michael Schumacher sei ein exzellenter Pilot gewesen, aber sein Erfolgshunger hätte ihn zu Unsportlichkeiten getrieben - Was Mansell, Häkkinen und Vettel auszeichnete
(Motorsport-Total.com) - Adrian Newey hat in seiner Karriere als Formel-1-Designer alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Dennoch bedauert er, nie mit Rekord-Weltmeister Michael Schumacher das Team geteilt zu haben. "Zu den drei Fahrern, mit denen ich gerne gearbeitet hätte, zählt auf jeden Fall Michael. Er war ein herausragender Pilot", sagt Newey 'Sky Sports F1'. Als Technikguru bei Williams, McLaren und Red Bull lernte er Schumacher immer nur als Konkurrenten kennen: "Er war immer unser Feind."
Entsprechend kritisch betrachtet Newey die Karriere Schumachers: "Leider hat er einige Male danebengehauen. Ich denke, es war seinem Wettbewerbsgeist geschuldet, der dafür gesorgt hat, dass er einfach zu weit gegangen ist." Hintergrund der Aussagen sind unter anderem die Saisonfinals 1994 und 1997, als Schumacher seine Williams-Schützlinge Damon Hill respektive Jacques Villeneuve mit Rammstößen aus dem Titelrennen nehmen wollte und damit jeweils für einen Skandal sorgte.
Wenn es um den besten Formel-1-Piloten, mit dem er jemals gearbeitet hat, geht, hat Newey einige Namen auf der Liste. Auch den Nigel Mansells, mit dem er 1992 Weltmeister wurde. "Nigel sticht heraus - einfach, weil er eben Nigel war", schwärmt er. "Ich bin mit ihm immer gut klargekommen. Er hatte seine schwachen Tage, aber wenn er einen guten hatte, hat man es sofort gemerkt." Mansell, bekannt für seinen Kampfgeist und seine Fahrzeugbeherrschung, hätte "mit dem Auto getanzt".
Auch Damon Hill erwähnt Newey, obwohl es dem Champion von 1996 an Konstanz gemangelt hätte. "Er ist einfach ein großartiger Kerl", führt er menschliche Qualitäten ins Feld. "Seine Leistungen waren ein bisschen schwankend, wenn ich es extrem kritisch betrachte, aber bei einigen Rennen wie 1994 in Suzuka waren sie erstaunlich." Mika Häkkinen, den Newey bei McLaren zu zwei Formel-1-Kronen designte, sei die "Antithese zu allen anderen Fahrern" gewesen - wegen seines Schweigens.
Fotostrecke: Die Weltmeisterautos des Adrian Newey
Designguru Adrian Newey erschuf in seiner seit 1988 währenden Formel-1-Karriere 14 Autos, die WM-Titel einfuhren. Die Boliden, die er für Williams, McLaren und Red Bull auf das Zeichenbrett brachte, fuhren über 150 Grand-Prix-Siege ein. Wir zeigen die Geniestreiche des Briten. Fotostrecke
"Er hat fast nichts gesagt, aber er wusste genau, was er will. Wenn man sich die Zeit nahm, um ihm zuzuhören, und umsetzte, was er wollte, hat sich die Arbeit gelohnt", sagt Newey und meint, dass nur Kimi Räikkönen eine ähnliche Herangehensweise an den Tag gelegt hätte. Sebastian Vettel und Mark Webber beschreibt er als "großartige Paarung" bei Red Bull. Er lobt den Australier für seine Feinfühligkeit bei der Autoentwicklung, Vettel für seine vier Titel: "Was soll man da noch sagen?"
Ayrton Senna einzuordnen spart sich Newey, da er mit dem Brasilianer nur drei Rennen lang bei Williams zusammenarbeite, ehe er 1994 in Imola tödlich verunglückte. Nicht nur aus Sympathie nennt Newey auch einen engen Freund, nämlich die IndyCar-Legende Bobby Rahal. "Er war der erste Fahrer, zu dem ich eine enge Beziehung hatte. "Er ist ein super Typ, und war ein sehr guter, unterschätzter Fahrer."