Baku: Todt hat Vettel verziehen, weil er wie Schumacher ist
Jean Todt erklärt, warum man Sebastian Vettel wegen der Baku-Affäre nicht verurteilen sollte - Der ehemalige Ferrari-Teamchef verweist auf Michael Schumacher
(Motorsport-Total.com) - Immer wieder wird Sebastian Vettel mit seinem großen Kindheitsidol Michael Schumacher verglichen. Überraschend ist das nicht, denn spätestens seit Vettels Wechsel zu Ferrari drängt sich ein Vergleich der beiden mehrfachen Weltmeister aus Deutschland geradezu auf. FIA-Präsident Jean Todt hat nun verraten, dass die beiden nicht nur positive Dinge verbinden. Beide hätten auch schon die ein oder andere "Dummheit" in ihrer Karriere gemacht.
"Wissen Sie, ich bin sehr tolerant. Auch wenn jemand mal über die Stränge schlägt", erklärt Todt, als er im Gespräch mit 'Auto Bild motorsport' auf Vettels Ausraster in Baku in dieser Saison angesprochen wird. Dort rammte Vettel seinen WM-Rivalen Lewis Hamilton während einer Safety-Car-Phase bewusst, weil er das Gefühl hatte, Hamilton habe ihn zuvor bewusst auffahren lassen.
Vettel bekam daraufhin zunächst eine Stop-and-Go-Strafe und musste sich später öffentlich entschuldigen, was laut Todt "essenziell" war, um einer weiteren Strafe zu entgehen. Trotzdem nimmt er Vettel in Schutz und erklärt: "Ich mag es nicht, wenn Leute ein Verhalten bewerten, ohne die Emotionen und den Schmerz im Cockpit zu berücksichtigen. Ich kann so etwas sehr gut in Relation setzen."
Fotostrecke: Michael Schumacher: Die Ferrari-Jahre
Ein Anblick, an den sich die Konkurrenz erst noch gewöhnen muss: Nach zwei Weltmeistertiteln mit Benetton in den Jahren 1994 und 1995 wechselt Michael Schumacher 1996 zu Ferrari. Der Druck auf den Deutschen ist groß, schließlich wartet das italienische Traditionsteam seit 1979 auf einen Titel in der Fahrer-WM. Der damalige FIAT-Chef Gianni Agnelli drückt es angeblich so aus: "Wenn Ferrari mit Michael Schumacher nicht Weltmeister wird, dann werden wir es nie mehr." Fotostrecke
"Denn ich habe solche Situationen mit Michael Schumacher selbst erlebt", erinnert Todt, der bei Ferrari zwischen 1996 und 2006 bei Ferrari Teamchef von "Schumi" war. "Können Sie sich vorstellen, wie das in Jerez 1997 oder in Monaco 2006 war, als er im Quali diese Dummheit begangen hat? Menschen haben Schwächen, und die muss man akzeptieren", erklärt der heutige FIA-Präsident.
"Und wenn sie realisieren: Das hätte ich nicht tun sollen, dann muss man vergeben. So war es bei Sebastian", so Todt. Schumacher rammte beim WM-Finale 1997 seinen Rivalen Jacques Villeneuve, wofür ihm die Vize-Weltmeisterschaft in jenem Jahr aberkannt wurde. 2006 in Monaco "parkte" er seinen Ferrari auf der Strecke, um sich die Pole zu sichern. Auch hier wurde er für schuldig befunden und musste im Rennen von ganz hinten starten.