F1-Alternative für Frauen soll kommen - und stößt auf Kritik
Ein britisches Unternehmen will ab 2019 eine eigene Rennserie für Frauen an den Start bringen, doch die Pläne stoßen bereits jetzt auf deutliche Kritik
(Motorsport-Total.com) - Noch im Oktober hatte die ehemalige Formel-1-Testfahrerin Carmen Jorda mit ihrem Vorschlag einer eigenen Frauen-Formel-1 für Aufregung unter ihren Kolleginnen gesorgt, doch laut einem Bericht der Nachrichtenagentur 'Press Association' soll 2019 genau diese kommen. Ein Unternehmen aus London plant demnach, in zwei Jahren eine eigene Rennserie für Rennfahrerinnen aufgebaut zu haben.
Die Pläne der SHE Championship - so der ursprünglich angedachte Name der Serie - sehen sechs Rennen vor, von denen fünf in Europa und eines in Amerika stattfinden sollen. Der Meisterin würde ein echter Formel-1-Test versprochen werden. Es heißt, dass viele bekannte Fahrerinnen bereits von den Organisatoren kontaktiert worden seien, allerdings herrscht noch große Skepsis, weil sich viele Frauen im nicht geschlechtergetrennten Motorsport beweisen wollen.
Was die Formel 1 angeht, herrschte in der Vergangenheit jedoch noch einiges an Nachholbedarf. Mit Maria Teresa de Filippis und Lella Lombardi nahmen in der 68-Jährigen Formel-1-Geschichte gerade einmal zwei Frauen an einem Grand-Prix-Rennen teil, andere versuchten vergeblich sich zu qualifizieren - zuletzt Giovanna Amati 1992. Mit Susie Wolff nahm eine Frau in jüngster Vergangenheit zumindest am Freitagstraining teil - allerdings hat die Schottin ihre Karriere mittlerweile beendet.
Toto Wolff: Frauenserie untergräbt Fahrerinnen
Aufgrund der schlechten Aussichten auf einen weiblichen Fahrer ließ sich die ehemalige Lotus-Entwicklungspilotin Carmen Jorda zuletzt zu Aussagen hinreißen, dass es eine eigene Frauen-Formel-1 braucht, damit Mädchen im Motorsport erfolgreich sein können. "Es ist nicht fair, mit Männern verglichen zu werden, weil wir niemals auf dem gleichen Niveau konkurrieren werden", hatte sie gemeint.
Fotostrecke: Susie Wolff: Die Karriere einer Frauenhoffnung
Susie Wolff hängt ihren Helm an den Nagel. Die 32-jährige Schottin gibt für das Saisonende 2015 ihren Rücktritt vom aktiven Motorsport bekannt. Lange Zeit galt Wolff als heißeste Kandidatin für eine weibliche Pilotin in der Formel 1, doch die letzte Hürde zur Stammpilot zu nehmen, gelang ihr nicht. Wir zeigen euch die spannende Karriere von Susie Wolff in unserer Fotostrecke. Fotostrecke
Damit zog sich die Spanierin jedoch den Zorn ihrer Kolleginnen auf sich. Diese wehrten sich vor allem in den Sozialen Netzwerken deutlich gegen die Aussagen Jordas, die in 44 GP3-Rennen übrigens keinen einzigen Punkt holte. Dementsprechend verhalten soll die Resonanz auf die mögliche Frauen-Formel-1 auch noch sein, weil sich die meisten Frauen gegen die Männer durchsetzen wollen.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff - Ehemann von Ex-Pilotin Susie Wolff - hat sich britischen Medien gegenüber ebenfalls negativ zu einer Geschlechtertrennung geäußert: "Eine reine Frauen-Meisterschaft würde bedeuten, dass man aufgibt, dass Frauen in der Formel 1 auf hohem Level gegen Männer fahren können. Es untergräbt, wozu Frauen in der Lage sind", sagt der Österreicher, der der Meinung ist, dass es Frauen im Motorsport mit Männern aufnehmen können.
Pippa Mann: Frauenserie "lächerlich"
Das Problem sei derzeit einfach, dass prozentual zu wenige Frauen den Weg in den professionellen Motorsport finden, wodurch die Chance geringer ist, dass es eine ganz nach oben schafft. "Wir haben von Zeit zu Zeit starke Performances von Frauen gesehen, aber wir brauchen mehr von ihnen, dann werden wir auch Mädchen haben, die auf hohem Niveau fahren und konkurrenzfähig genug sind, um in der Formel 1 anzutreten", so Wolff.
Eine Fahrerin, die die geplante Meisterschaft ablehnt, ist Pippa Mann. Die Britin, die sich vor allem in der IndyCar-Serie einen Namen gemacht hat, bezeichnet die Pläne als "lächerlich" und hat keine Lust, dabei mitzumachen: "Ich kenne viele Fahrerinnen - einige von ihnen Rennsieger - in normalen, nicht getrennten Serien, die aufgrund von Budgetproblemen nicht mehr fahren können. Trotzdem denken die Leute, dass es die Antwort ist, Geld für eine Trennung auszugeben", schüttelt sie den Kopf.
Mann würde es lieber sehen, wenn die Organisatoren mit ihrem Geld weibliche Piloten unterstützen, damit sich diese eine Karriere im richtigen Motorsport aufbauen können. Ob die Frauen-Formel-1 am Ende wirklich kommen wird, bleibt abzuwarten. "Es wird einige Monate keine Verkündung geben, da wir eine Menge Forschung betreiben und unsere Strategie aufstellen", betont ein Sprecher laut 'Press Association'. "Etwas von Grund auf richtig aufzubauen, benötigt viel Zeit."