Arbeitsgruppe Überholen: Bessere Ansätze dank CFD-Technik
Mit einem Expertenteam arbeitet Ross Brawn daran, die Formel-1-Autos für Dirty Air weniger anfällig zu machen und setzt alle Hoffnungen in ein modernes CFD-Projekt
(Motorsport-Total.com) - Weil die Boliden breiter sind und mit mehr Abtrieb fahren, ist das Überholen in der Formel 1 2017 schwieriger geworden. Insbesondere das "Dirty Air"-Problem hat sich verschärft. Auf einigen Strecken führte das bereits zu einer deutlich niedrigeren Zahl an Überholmanövern als im Vorjahr. Um die Autos dahingehend zu optimieren, kündigte Formel-1-Sportchef Ross Brawn ein Expertenteam ins Leben zu rufen, das Lösungen erarbeiten soll.
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Das Überholen in der Formel 1 ist mit den neuen Regeln nicht einfacher geworden Zoom Download
Nun präzisierte der Brite, wie diese aussehen sollen und hob dabei die Bedeutung von CFD (Computational Fluid Dynamics) hervor. Dabei handelt es sich um eines der modernsten und wichtigsten Test- und Simulationswerkzeuge der Formel 1, das die Strömung der Luft um ein bestimmtes Bauteil per Computer genauestens berechnen kann. Diese Technologie habe in den vergangenen Jahr immense Fortschritte gemacht, betont Brawn.
"Das Potenzial dieser Computertechniken, um aerodynamische Prozesse zu analysieren, ist enorm gestiegen. CFD ist heutzutage ein wichtiger Faktor beim Design dieser Autos", sagt der 62-Jährige und erkennt einen klaren Vorteil im Vergleich zur Arbeit im Windkanal: "Das Tolle ist, dass man am Computer eine Szenerie mit zwei Autos darstellen kann. Über viele Jahre waren die Möglichkeiten dafür begrenzt. Denn der Windkanal ist dafür nicht ausgelegt."
Dank CFD sei aber genau das möglich, nämlich Formel-1-Autos beim Hinterherfahren oder Überholen zu simulieren. Deshalb bewertet Brawn dieses System als in vielerlei Hinsicht "akurater und repräsentativer", um das darzustellen, was auf der Strecke wirklich passiert. "Es ist dem Windkanal dahingehend weit überlegen", urteilt der britische Star-Ingenieur. Deshalb widme sich ein Teil der Arbeitsgruppe vor allem dieser Technik.
"Das Team besteht aus Experten für CFD. Sie erschaffen Modelle, die es uns ermöglichen, zwei Autos zusammen zu betrachten und uns die Effekte anzusehen, die die Aerodynamik am vorderen und am hinteren Auto hat", erklärt Brawn die Herangehensweise und umreißt das Ziel: "Wir versuchen damit, Autos herzustellen, die weniger sensibel auf das Hinterherfahren reagieren und deren Renntauglichkeit damit steigt."
Fotostrecke: Designstudie: Formel-1-Regeln 2017
So könnten die neuen Formel-1-Autos ab 2017 aussehen: Der Designer Andries van Overbeeke hat sich bereits vor Jahren in zwei Studien damit auseinandergesetzt, welche Auswirkungen die Regeländerungen auf die Autos haben könnten. Fotostrecke
Perspektivisch will man also Erkenntnisse darüber gewinnen, wie die Boliden konzipiert werden müssen, um weniger anfällig für Dirty Air zu sein und leichter überholen zu können. In der Vergangenheit hatte man dazu Experimente im Windkanal durchgeführt, erinnert sich Brawn. Doch weil die Technologie noch nicht so weit war, blieb der erhoffte Erkenntnisgewinn aus. Mit den neuen Möglichkeiten des CFD soll sich das ändern.