Malaysia: Formel-1-Comeback nur bei besserem Racing
Im Oktober fährt die Formel 1 zum letzten Mal in Sepang: Der Streckenchef macht das Reglement 2014 für den Zuschauerschwund verantwortlich
(Motorsport-Total.com) - Am 1. Oktober findet vorerst der letzte Grand Prix von Malaysia statt. Seit 1999 gastiert die Formel 1 ununterbrochen auf dem Sepang International Circuit. Seit dem gleichen Jahr besucht auch die Motorrad-WM diese Strecke. Im neuen Kalenderentwurf für 2018 fehlt Malaysia. Schon Ende 2016 nahm der Streckenbetreiber Gespräche über ein vorzeitiges Vertragsende auf. Mit Liberty Media einigte man sich schließlich, den Deal ein Jahr früher zu beenden.
Trotz Sponsoring von Mineralölkonzern Petronas ging die Rechnung für die Streckenbetreiber nicht mehr auf. Laut Streckenchef Razlan Razali seien die Verkaufszahlen seit 2014 kontinuierlich gefallen, und die Zuschauerzahlen vor dem Fernseher seien so niedrig wie noch nie. Zudem seien die Kosten der Austragung laut Sportminister Khairy Jamaluddin zu hoch, während gleichzeitig zu wenig Geld reinkommt. Auf der anderen Seite boomt die MotoGP. Die Zuschauerzahlen steigen Jahr für Jahr an. 2016 besuchten an drei Tagen rund 160.000 Fans die Strecke.
Deswegen konzentriert sich Sepang in Zukunft auf die Motorrad-WM. Ein Comeback der Formel 1 ist aber nicht ausgeschlossen. "Wenn alle Boxen abgehakt sind, nehmen wir sie zurück. Wir wollen sehen, dass die Formel 1 wieder aufregend wird", so Razali bei 'Autosport'. "Die neuen Besitzer müssen die Kontrolle über die Formel 1 und das Racing zurückerlangen. Bernie hatte etwas die Kontrolle an die FIA verloren."
Der Streckenchef nimmt sich auch kein Blatt vor den Mund und nennt den Grund für die sinkenden Zuschauerzahlen: "Die drastischen Regeländerungen 2014 waren der Beginn der Abwärtsspirale. Das Racing war nicht mehr aufregend, und das wirkte sich beim Interesse vor dem Fernseher und an der Strecke aus. Sie müssen es wieder aufregend gestalten. Warten wir ab, was das neue Management machen wird."
Fotostrecke: Neue Formel-1-Strecken seit 2000
24.09.2000: Grand Prix der USA in Indianapolis. Das erste Premierenrennen der Formel 1 nach der Jahrtausendwende ist eigentlich keines. Einen Großen Preis der USA hatten schon mehrere Rennstrecken ausgerichtet, und zwischen 1950 und 1960 zählte das Indianapolis 500 zur Formel 1. Doch 2000 gingen die Piloten erstmals auf der 4,129 Kilometer langen Strecke an den Start, die das berühmte Oval mit einem Straßenkurs verbindet. Fotostrecke
Im Vorjahr besuchten nur 45.000 Fans das Formel-1-Rennen. Zur MotoGP kamen alleine am Sonntag 95.000 - also doppelt so viele. Problematisch war auch die Programmierung des Rennkalenders. Die Formel 1 fuhr am 2. Oktober 2016, die MotoGP vier Wochen später. Auch wenn die Ticketpreise im Vergleich relativ günstig waren, sind zwei Topevents so knapp beisammen nie ideal. Bis inklusive 2015 gastierte die Formel 1 in Malaysia noch im Frühling.
Die Verschiebung in den Herbst sorgte für ein weiteres Problem, denn das Stadtrennen in Singapur findet nur zwei Wochen davor statt. "Zwei Formel-1-Rennen in Südostasien killt den Sport. Es wäre viel besser, wenn wir abwechselnd fahren könnten", meint Razali. Das Nachtrennen in Singapur entwickelte sich in wenigen Jahren zu einer Perle im Formel-1-Kalender, die auch für Liberty Media ein wichtiges Aushängeschild in Asien ist.
Laut Razali gab es von Singapur eine Anfrage, ob man alternierend mit Sepang fahren könnte. Das soll aber zu einem Zeitpunkt gewesen sein, als das Nachtrennen noch in Planung war. "Das war bevor ich diesen Job hatte und scheinbar haben wir abgelehnt. Würde ich darüber nachdenken, wenn es wieder eine Option wäre? Ja, das würde ich!" Ob sich diese Möglichkeit in absehbarer Zukunft ergeben wird, scheint unwahrscheinlich.
Bleibt nur noch die Möglichkeit, in Sepang offizielle Formel-1-Tests zu absolvieren. Die MotoGP nutzt die Strecke traditionell im Februar für offizielle Testfahrten, um dem kalten Europa zu entkommen. Wäre das auch für die Formel 1 denkbar? "Ich bin mir nicht sicher, ob Fans kommen würden und die Autos bei Testfahrten beobachten wollen", meint Razali bei 'Autosport'. "Es könnte auch ein Kostenproblem werden. Die MotoGP bezahlt uns für die Tests, also konnten wir den Fans freien Eintritt bieten. Ich bin mir nicht sicher, ob das auch bei der Formel 1 der Fall wäre."