Alonso gibt zu: Erfolglosigkeit schmerzt in allen Belangen
Seit 2014 ohne Podest, seit 2013 ohne Sieg, seit elf Jahren ohne WM-Titel - Die ausbleibenden Erfolge schmerzen - Wie Alonso seine Motivation hochhält
(Motorsport-Total.com) - In Aserbaidschan durfte sich Fernando Alonso über die ersten WM-Punkte in diesem Jahr freuen. Doch für einen zweimaliger Weltmeister und 32-fachen Grand-Prix-Sieger sind neunte Plätze nicht das, worüber man sich freut. "Die fehlenden Siege beschädigen die Kariere, die Motivation und die Freude", sagt Alonso bei 'Sky Sports F1'. Die Zahlen untermauern seinen Frust. Seit Ungarn 2014 stand der Spanier nicht mehr auf dem Podest. Sein letzter Sieg datiert auf den Mai 2013, als Alonso einen triumphalen Heimsieg in Barcelona feierte.
Seine beiden WM-Titel liegen schon mehr als ein Jahrzehnt in der Vergangenheit. Damals war ein Max Verstappen neun Jahre alt und ein Lance Stroll erst acht! Die Erfolglosigkeit schlägt sich auch in den ewigen Bestenlisten nieder. Lewis Hamilton hat 28,57 Prozent seiner Rennen gewonnen. Damit liegt der Brite hinter Michael Schumacher (29,55 Prozent) auf Platz zwei. Sebastian Vettel kommt auf 24,06 Prozent und Alonso nur auf 11,39 Prozent.
"Seit 2013 habe ich nicht gewonnen, das ist frustrierend", sagt der Spanier offen und versucht seine Pleiten zu relativieren: "Gleichzeitig schaue ich auf andere Fahrer. Nico Hülkenberg, Daniel Ricciard oder auch Max Verstappen, die super talentiert sind. Auch sie haben in den vergangenen Jahren nur drei oder vier Podestplätze erobert. Mercedes hat alles dominiert, derzeit sind es Ferrari und Mercedes. Alle anderen Fahrer sind in der gleichen Situation wie ich."
Fotostrecke: Die Karriere von Fernando Alonso
Zwei WM-Titel und 30 Grand-Prix-Siege hat Fernando Alonso errungen, dazu in der Formel 1 geschätzte 150 Millionen Euro verdient - aber angefangen hat alles im Go-Kart, hier im Alter von zarten neun Jahren. Fotostrecke
Dass Alonso in seiner Karriere schon mehrfach falsche Entscheidungen bei der Wahl des Cockpits getroffen hat, steht auf einem anderen Blatt. Auf Fragen nach einer Trennung von McLaren antwortete er in Baku ausweichend: "Ich bin mit Scheidungen nicht glücklich. Es liegt an ihnen. McLaren und Honda müssen das beantworten. Ich bevorzuge die siegfähigen Autos. Es ist egal, welcher Motor im Heck steckt."
Wie gut ist das McLaren-Chassis?
Ein Hoffnungsschimmer ist am kommenden Wochenende beim Grand Prix von Österreich eine neue Motorausbaustufe von Honda. Diesen Spec-3-Antrieb probierte Alonso schon im Baku im Freitagstraining aus. Nun soll sie auf der Power-Strecke in Spielberg im Rennen in beiden Autos zum Einsatz kommen. "Ich kann bestätigen, dass wir im Bereich Leistungsabgabe einen Schritt gemacht haben", so Motorenchef Yusuke Hasegawa.
Bei McLaren schiebt man die Erfolglosigkeit auf Honda. Doch wie gut ist das Chassis des MCL32 wirklich? "Es ist schwierig zu sagen", grübelt Alonso und sagt soviel: "Wir haben unsere Analysen und vergleichen die GPS-Daten mit den anderen Teams. Deshalb wissen wir, wo wir gewinnen und wo wir verlieren. Man kann sagen, dass wir auf Chassis-Seite und in den Kurven sehr konkurrenzfähig sind. Wie konkurrenzfähig wir mit einem anderen Antrieb wirklich wären, ist schwierig zu wissen."
Um die Motivation hochzuhalten, muss sich Alonso an Kleinigkeiten orientieren. Er wird auch nicht müde zu betonen, dass er 2017 besser fährt denn je. "Ich habe in einer Saison noch nie einen so großen Vorsprung auf meinen Teamkollegen gehabt", feuert er eine Breitseite gegen Stoffel Vandoorne ab. "Er hat alle Serien bis zur Formel 1 gewonnen, und in diesen Serien wurde mit identischen Autos gefahren. Ich habe eine sehr gute Referenz. Wahrscheinlich fahre ich so gut wie nie. Das ist okay, um die Motivation und den Erfolgshunger aufrecht zu halten."
"Trotz der Ergebnisse weiß man, dass man sich in einem guten Moment seiner Karriere als Fahrer befindet. Man lernt in seiner Karriere sehr viel. Wenn ich gegen mich selbst von vor zehn Jahren fahren würde, wäre ich genauso schnell, aber damals machte man hier und da Fehler. Jetzt weiß man, wann man pushen muss und wann man konservativer sein muss", spricht Alonso auch Themen wie Spritsparen und Reifenmanagement an. "Man lernt in seiner Karriere so viel, dass man zu einem besseren Fahrer wird. Auch in Indianapolis habe ich einige Sensoren aktiviert. Wenn man dann in sein gewohntes Auto zurückkehrt, ist man besser."