Toto Wolff: Keine schnelle Entscheidung im Fall Bottas
Der Mercedes-Teamchef will nicht überstürzt entscheiden, ob Valtteri Bottas seinen Sitz in der Formel-1-Saison 2018 behalten darf - "Offenen Fahrermarkt" beobachten
(Motorsport-Total.com) - In den Sommermonaten beginnt in der Formel 1 traditionell die "Silly Season". Wer fährt wo in der kommenden Saison, welcher Fahrer wird ersetzt, welcher schafft den Sprung zu einem Top-Team? Nachdem im vergangenen Jahr bis zu Nico Rosbergs überraschendem Rücktritt alles verhältnismäßig unspektakulär verlief, kommt mit Blick auf 2018 Schwung ins Karussell. So laufen Ende dieses Jahres beispielsweise die Verträge beider Ferrari-Fahrer aus, und auch bei Weltmeister-Team Mercedes ist ein Sitz offen.
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Macht Toto Wolff 2018 mit diesem Duo weiter? Valtteri Bottas (r.) muss zittern Zoom Download
Rosbergs Nachfolger, der Finne Valtteri Bottas, wurde von den Silberpfeil-Verantwortlichen lediglich mit einem Vertrag für die Formel-1-Saison 2017 ausgestattet. Der 27-Jährige muss mit konstanten Leistungen überzeugen und sich das Cockpit neben Lewis Hamilton weiterhin verdienen. Bislang gelingt das dem Ex-Williams-Piloten - nach sieben Rennen kann er bereits einen Rennsieg und die Pole-Position in Bahrain vorweisen. Doch wer glaubt, dass Bottas damit seinen Sitz für das kommende Jahr bereits sicher hat, hat die Rechnung ohne Mercedes-Teamchef Toto Wolff gemacht.
Der Österreicher betont am Rande der FIA-Sportkonferenz in Genf, dass er den Entschluss nicht vorschnell übers Knie brechen will. "Er (Bottas; Anm. der Red.) wusste, dass wir uns Zeit lassen würden mit einer Entscheidung über die Zukunft. Der Fahrermarkt ist 2018 und darüber hinaus offener als die vergangenen Jahre. Wir werden also nichts überstürzen", erklärt Wolff. Der 45-Jährige weiß natürlich um die ungeklärte Situation bei Ferrari und erlebt mit, wie beispielsweise Red-Bull-Juwel Max Verstappen von Rennwochenende zu Rennwochenende unzufriedener bei seinem Team wirkt.
Für Bottas ist die Lage dadurch alles andere als einfach, wie auch sein Boss versteht: "Es ist eine unkomfortable Situation für ihn. Er hat ziemlich viel Druck", so Wolff. Wohl auch deshalb beeilt er sich, seinem Piloten ein Lob für das bisher Gezeigte auszusprechen. "Für mich hat er in den ersten Rennen eine gute Leistung gezeigt. Er kam erst sehr spät zum Team und fährt gegen einen der besten Fahrer der Formel 1, der schon seit fünf Jahren bei uns ist", weiß er um die hohe Messlatte, die Hamilton dem Neuling legt. "Was er auf der Strecke geboten hat und wie er sich bei uns integriert hat, ist deshalb sehr positiv", so die Bewertung des Verantwortlichen.
Dennoch wird sich der Finne in den kommenden Rennen weiter steigern müssen, angesichts der Tatsache, dass Namen wie Vettel, Verstappen oder auch Fernando Alonso wie ein Damoklesschwert über ihm schweben. Dennoch habe Bottas keinen Grund, sich zu beschweren, so Wolff: "Er hat sich dazu entschieden, Williams zu verlassen und für Mercedes ein Jahr lang zu fahren. Seine Wahrnehmung als Rennfahrer ist dadurch bereits gestiegen, daher hat er mehr gewonnen als verloren. Das hat sich bereits bezahlt gemacht für ihn", unterstreicht der Österreicher die Vorteile.
Der WM-Drittplatzierte hatte bereits vor einigen Tagen angekündigt, um seinen Platz bei den Silbernen kämpfen zu wollen. "Fast jeder Fahrer möchte doch bei Mercedes landen, also muss ich Leistung zeigen, um bleiben zu dürfen. Mein Ziel ist eine langjährige Partnerschaft mit dem Team", zeigt er sich entschlossen. Was helfen könnte: Mercedes-Platzhirsch Hamilton lobt ihn bei jeder Gelegenheit über den grünen Klee und beschwört die Harmonie mit seinem neuen Kollegen. Der freilich liegt in der Fahrerwertung schon 36 Punkte hinter dem Briten und wurde ihm bislang nur selten gefährlich...