Gretchenfrage der "Triple Crown": Monaco oder Formel-1-WM?
Welche Legenden wie knapp am Grand Slam des Motorsports dran waren, warum Juan Pablo Montoya noch kann aber nicht will und Graham Hill über allen steht
(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hat sich die "Triple Crown" des Motorsports zu seinem Ziel gesetzt. Welche Rennen und Titel der Grand Slam umfasst, darüber streiten sich die Gelehrten. Klar ist: Die 24 Stunden von Le Mans und die 500 Meilen von Indianapolis sind dabei. Doch ob in der Formel 1 der WM-Titel oder der Sieg beim Monaco-Grand-Prix zählt, bleibt Ansichtssache. Gut für den Spanier: Er hat beides in der Tasche. Genau wie Graham Hill, der als einziger Fahrer alle vier Pokale geholt hat.
Der Brite sagte einst, für ihn sei nicht der Erfolg im Fürstentum entscheidend, sondern der Gesamtsieg in der Königsklasse. Alonso denkt ähnlich und Jacques Villeneuve schließt sich an - verständlicherweise, denn der Kanadier triumphierte nie an der Cote d'Azur, dafür aber 1997 am Jahresende. "Die WM zählt", unterstreicht er im Gespräch mit 'Reuters'. "Monaco ist kein einzelnes Rennen und Teil der Formel 1. Le Mans und das Indy 500 kann man solo fahren, das geht nicht mit Monaco."
Streng genommen gehören die Events aber zur Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) und zur IndyCar-Serie. Es sind lediglich ihre Struktur sowie die Herangehensweise der Hersteller und Teams, die es erlauben, als Gast teilzunehmen. Eigene Reglements und Autos gibt es an der Sarthe genau wie auf dem Brickyard. Auch wenn Villeneuves Argument etwas hinkt: Seine Sichtweise würde viele Formel-1-Weltmeister ohne Monaco-Erfolg der "Triple Crown" ein Stück näher bringen.
Die Le-Mans-Sieger Mike Hawthorne und Phil Hill sowie die Indianapolis-Champions Jim Clark, Mario Andretti und Emerson Fittipaldi - alle bekamen nie den Händedruck von Fürst Rainier III. oder Fürst Albert II. und die Gratulation "I'm glad it's you" zu hören. Sollte diese Ehre mehr zählen als der Titel, würden Vorkriegslegende Tazio Nuvolari, Maurice Trintignant und Bruce McLaren (alle in Le Mans erfolgreich) sowie Juan Pablo Montoya auf zwei von drei Punkte kommen.
Der Kolumbianer, der zweimal das Indy 500 gewann, hätte die Chance auf Vervollständigung - er testete schon für Porsche einen LMP1-Boliden und könnte eines Tages mit Nico Hülkenberg und Alonso ein Dreamteam formen. Darauf anlegen will er es nicht: "Ich habe es schon im Kopf, aber brache ich das? Nicht wirklich. Würde es mein Leben verändern? Nein", winkt der 41-Jährige ab. "Cool" fände Le-Mans-Stammzuschauer Montoya einen Angriff auf die "Triple Crown" dennoch.
Der 46-jährige Villeneuve, der einst für Peugeot knapp am Sarthe-Sieg vorbeischrammte, wäre mit seinem Formel-1-Titel ebenfalls noch im Rennen, wenn auch ohne Aussicht auf einen siegfähigen Drive - was er nach eigener Aussage bedauert, aber akzeptiert. "Ich warte auf den Anruf, aber er wird nicht kommen", sagt er. "In Le Mans Zweiter geworden zu sein, bringt mich um. Es tut weh."
Es bleiben diejenigen, für die die Gretchenfrage keine Rolle spielt. A.J. Foyt, der als einziger Fahrer neben Graham Hill Indianapolis und Le Mans gewann, sowie Jochen Rindt. Sein Kunststück, in der Formel-1-WM, in Monaco und beim 24-Stunden-Klassiker zu triumphieren, hat ebenfalls nur der Brite erreicht. Wie sein Sohn Damon 'Reuters' verrät, hätte die Geschichte auch anders geschrieben werden können: Denn im Duell mit Clark 1966 in Indianapolis gab es Konfusion wegen der Zeitnahme. Der Teamkollege und Freund zweifelte bei seinem Vater das Resultat an: "Dad hat gesagt: 'Zu spät, ich habe schon die Milch getrunken.'" Es war wohl der wertvollste Schluck aller Zeiten.