• 05. Mai 2017 · 12:11 Uhr

Vettels angeblicher Mercedes-Flirt: Was ist da wirklich dran?

Während Ex-Teamchef Jordan von Verhandlungen über einen Wechsel 2018 erfahren haben will, lancieren die Silberpfeile ein Dementi: Gespräche nur am Gartenzaun

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2017 ist keine zwei Monate alt, schon brodelt es in der Gerüchteküche: Als Königsfigur des Transfermarktes kristallisiert sich Sebastian Vettel heraus - obwohl nicht klar ist, ob der Deutsche gewillt ist, nach dem Auslaufen seines Ferrari-Vertrages am Ende des Jahres den Rennstall zu wechseln. Der viermalige Weltmeister selbst bleibt schmallippig, wenn es um seine Zukunft geht: "Ich bin im Moment hier bei Ferrari. Das ist das, worum es geht", wiegelt Vettel ab.

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Lewis Hamilton und Sebastian Vettel: Bald Teamkollegen oder tauschen sie die Autos? Zoom Download

Es bleibt Raum für Spekulation, denn ein Dementi bezüglich Gesprächen mit weiteren Interessenten klingt anders. Ex-Teamchef Eddie Jordan glaubt zu wissen, dass es sich um Mercedes handelt: "Natürlich reden sie mit Vettel", ist sich der Ire gegenüber der 'Sport Bild' sicher. Er vermutet, die Silberpfeile wollten Ferrari des Chefpiloten berauben: "Formel 1 ist ein brutales Geschäft. Da geht es nicht nur darum, sich selbst zu stärken, sondern auch, den Gegner zu schwächen", so Jordan.

Die These besitzt ihren Charme. Man stelle sich vor, wie komfortabel Mercedes die WM-Tabellen bei Fahrern und Konstrukteuren anführen würde, säßen zwei Kimi Räikkönens in den SF70H. Das Gebaren, den Rivalen seiner Manpower zu berauben, ist auf dem Markt für Techniker längst Usus. Doch Jordan lag mit seinen Prognosen nicht immer richtig: Den Wechsel Lewis Hamiltons von McLaren zu Mercedes sagte er korrekt voraus, mit Fernando Alonsos Sabbatjahr irrte er sich aber.


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Bei Mercedes reagieren die Verantwortlichen mit einer unmissverständlichen Absage an Gespräche. Team-Aufsichtsrat Niki Lauda meint im 'ORF': "Das ist ein großer Blödsinn. Warum sollte Vettel von Ferrari weggehen, jetzt wo er ein Rennen nach dem anderen gewinnt? Da wäre er plem-plem." Die Frage ist berechtigt, doch es könnte es eine Antwort geben: Weil er nach einem möglichen Titel in Rot auch einen Silber möchte - immer vorausgesetzt, es klappt 2017 mit der fünften WM-Krone.

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Valtteri Bottas machte jüngst mit Topleistungen Werbung bei den Chefs Zoom Download

Ein zweischneidiges Schwert, denn im Erfolgsfall würde Vettel den besten Boliden im Feld aufgeben und ein Team verlassen, das im Zuge jüngster Personalrochaden um ihn herum aufgebaut wurde und lange sein Lebenstraum war. "Sebastian ist an einem guten Platz", bestätigt Mercedes-Sportchef Toto Wolff und gönnt der Konkurrenz nach langer Leidenszeit den Erfolg. "Er sitzt im schnellsten Auto und da steigt man nicht so schnell aus. Das ist alles Silly Season", meint der Österreicher.

Fraglich ist außerdem, wer bei Mercedes seinen Platz für Vettel räumen sollte. Hamilton besitzt für 2018 einen Vertrag und ließ zuletzt mit begrenzter Belastbarkeit verlauten, dass sein Karriereende "sehr bald" kommen könnte - oder eben nicht. Ex-Pilot Mark Webber sieht den Briten eher auf dem Weg zu Ferrari und in Maranello als Stallgefährten Vettels, der seiner Meinung nach einer siegenden Scuderia nicht den Rücken kehren würde. Das Regiment des Sergio Marchionne und die ambivalente Selbstdarstellung Hamiltons in den sozialen Netzwerken werfen jedoch Fragen auf.

Ergo sieht die Szene Valtteri Bottas auf dem Schleudersitz, schließlich hat der Finne bei Mercedes nur einen Vertrag mit einem Jahr Laufzeit erhalten. Ex-Manager Wolff dürfte zu dem 27-Jährigen halten, sofern er sich keine weiteren Pannen wie den Dreher hinter dem Safety-Car beim China-Grand-Prix leistet. Nach dem ersten Grand-Prix-Erfolg sieht es nicht danach aus - im Gegenteil.

Lauda, der Bottas nach Sotschi überschwänglich lobte ("gefahren wie ein Gott"), findet aber auch an Vettel Gefallen und bereitet damit den Gerüchten Nährboden: "Er ist im Moment der Beste. Er ist ein gradliniger Typ, ohne viel herumzureden. Einfach ein unglaublicher Typ", stimmt die Rennlegende eine Hymne an. Daraus verbindliches Interesse an einer Verpflichtung abzuleiten scheint aber über das Ziel hinausgeschossen, zumal Lauda über Hamilton schon Ähnliches von sich gab.

Übrigens: Nur Fantasie sind Gespräche zwischen Mercedes und Vettel nicht. Es gibt sie wirklich - und zwar an einem Schweizer Gartenzaun. Thema ist öfter das Wetter. "Wir sprechen weiterhin ganz normal. Er ist mein Nachbar", lacht Wolff und hofft, sich trotz der neuen Formel-1-Rivalität ein gutes Verhältnis zu bewahren. "So schlecht sollten wir es nicht ausarten lassen", scherzt er und spricht von einer "freundschaftlichen Ebene", auf der er mit Vettel kommunizieren würde.

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