• 01. Mai 2017 · 19:54 Uhr

Mangelnde Überholaction: FIA will keine größeren DRS-Zonen

Die Zahl der Überholmanöver hat sich in der Formel 1 2017 drastisch reduziert - Einer Aufwertung der DRS-Zonen erteilt der Weltverband dennoch eine Absage

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Russland in Sotschi am vergangenen Wochenende wird nicht als das spektakulärste Formel-1-Rennen aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Vorne fuhr Mercedes-Neuling Valtteri Bottas einen Start-Ziel-Sieg heraus, erst in den letzten Runden konnte Ferrari-Star Sebastian Vettel aufschließen, aber keine Attacke mehr setzen. Auch im Verfolgerfeld tat sich wenig bis gar nichts: Statistiker notierten nach der Startrunde bis zum Ende des Rennens gerade mal ein einziges (!) Überholmanöver auf der Strecke. Pascal Wehrlein ging in Umlauf fünf an seinem Sauber-Teamkollegen Marcus Ericsson vorbei.

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Trotz weniger Überholaction will die FIA das Drag Rredcution System nicht aufwerten Zoom Download

Schon hat die Formel 1 die Überholdiskussion wieder eingeholt: Befürworter des neuen technischen Reglements geben zwar zu, dass in diesem Jahr weniger überholt wird, es bei den Manövern dafür wieder mehr auf die fahrerische Leistung der Piloten ankommt. Gegner halten ihnen das bloße Zahlenwerk entgegen: Beim ersten Rennen in Australien wurde 2016 laut Mercedes-Daten noch 50 Mal überholt, 2017 nur noch 14 Mal (dreimal mit DRS). Und in China ging die Zahl der Überholmanöver von 182 auf 54 (zehn mit DRS) zurück.

Das Sotschi Autodrom war auch in den vergangenen Jahren nicht für spektakuläre Überholaction bekannt, 2016 gab es dort aber immerhin noch 27 Manöver. Ein Grund für die Prozessionsfahrten zwischen den Olympia-Anlagen ist der glatte Asphalt, der ohnehin wenig Grip bietet. Fährt man dann im geringen Abstand hinter dem Vordermann her, wird die Aerodynamik gestört und die Autos geraten ins Rutschen. Überholen wird so fast unmöglich. "Kaum war man weniger als zwei Sekunden dran, ging der Grip verloren", brachte es Vettel nach dem Rennen auf den Punkt.

FIA will die Situation weiter beobachten

Auch bei der FIA hat man längst erkannt, dass die breiteren Formel-1-Boliden 2017 durch den vielen Abtrieb und ihre Aerodynamik empfindlicher für Luftverwirbelungen sind. Schon beim Saisonauftakt in Melbourne hatte Rennleiter Charlie Whiting deshalb angekündigt, die Überholsituation in der Formel 1 in den ersten Saisonrennen genau analysieren und bewerten zu wollen. Eine Möglichkeit, wieder mehr Überholvorgänge zu ermöglichen, wären größere DRS-Zonen auf den Strecken - diesen Überlegungen hat Whiting jetzt aber eine Absage erteilt.

Williams-Technikchef Paddy Lowe bestätigt, dass beim letzten Treffen der technischen Arbeitsgruppe mit dem Weltverband darüber gesprochen wurde. Dort habe dieser allerdings mitgeteilt, dass man keinen Handlungsbedarf sehe. "Ja, es gab diese Diskussion. Sie (die FIA; Anm. d. Red.) meinten aber, sie wären mit dem momentanen Zustand zufrieden", so Lowe. Jedoch wollen die FIA-Verantwortlichen die Situation weiter beobachten und behalten sich vor, zu einem späteren Zeitpunkt doch noch einzugreifen, sollte sich das Überholen weiterhin als zu schwierig erweisen.

In Melbourne habe man beispielsweise vor einigen Jahren eine zweite DRS-Zone eingeführt, da es keine Möglichkeit gab, die erste zu vergrößern, so Whiting. Ähnliches sei auch auf anderen Strecken denkbar, momentan aber nicht geplant. Das DRS (Drag Reduction System, also ein System zur Verringerung des Luftwiderstandes) war 2011 eingeführt worden und wird seither häufig kritisiert, da es zu künstlichen und meist unspektakulären Überholmanövern am Ende einer Geraden führt.

Zu den Kritikern des Überholens per Knopfdruck zählen nicht nur viele Fans. Auch Experten wie Ex-Weltmeister Alain Prost und Verantwortliche wie Ross Brawn, neuer Sportchef der Formel 1, würden den umklappbaren Heckflügel über kurz oder lang am liebsten abgeschafft sehen.

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