Alonso zurück zu Renault? "Leben nicht in der Vergangenheit"
Fernando Alonso wird mit einer Rückkehr zu Renault in Verbindung gebracht - Auch dort könnte der Spanier aber zunächst einmal nicht um den Titel mitkämpfen
(Motorsport-Total.com) - Kehrt Fernando Alonso 2018 zu seiner "alten Liebe" Renault zurück? Im Rahmen des Großen Preises von Bahrain kam dieses Gerücht auf, nachdem sich Alonso mit Teamchef Cyril Abiteboul getroffen hatte. Doch ist an der Sache wirklich etwas dran? Abiteboul vermeidet zwar eine klare Aussage, erteilt Alonso durch die Blume allerdings eine Absage. "Ich bin nicht hier, um einen einmaligen Coup zu landen", sagt er gegenüber 'Autosport' und ergänzt: "Ich lebe nicht in der Vergangenheit."
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2006 feierte Fernando Alonso mit Renault seinen zweiten und letzten WM-Titel Zoom Download
"Ich habe angefangen, in der Formel 1 zu arbeiten, als Flavio (Briatore; Anm. d. Red.) und Fernando Teil des Teams in Enstone waren", erklärt der neue Teamchef. Zur Erinnerung: Mit den Franzosen holte Alonso unter Briatore in den Jahren 2005 und 2006 zweimal die Weltmeisterschaft - bis heute seine beiden einzigen Titel. Weder bei McLaren noch bei Ferrari konnte Alonso nach seinem Abschied aus Enstone nachlegen.
Mittlerweile ist der Spanier zum zweiten Mal bei McLaren gelandet, doch sein Vertrag in Woking läuft nach der Saison 2017 aus - und eine Verlängerung erscheint unter den aktuellen Umständen eher unwahrscheinlich. Auch bei McLaren ist man sich bewusst, dass man Alonso ein siegfähiges Auto garantieren muss, wenn man ihn auch über das Ende seines hoch dotierten Dreijahresvertrages hinaus halten möchte.
Auf den ersten Blick erscheint ein Wechsel zurück zu Renault also gar nicht so unwahrscheinlich. Doch Abiteboul entgegnet: "Die Umstände haben sich (seit 2006) geändert. Wir brauchen eine Fahrerpaarung, die die richtige für die Zukunft ist." Als Alonso Renault Ende 2006 in Richtung McLaren verließ, waren die Franzosen gerade zum zweiten Mal in Folge Weltmeister geworden und eine echte Topadresse in der Königsklasse.
WM-Kampf bei Renault nicht vor 2019
Als der Spanier 2008 und 2009 noch einmal zurückkehrte, war der Lack bereits ab. In zwei Jahren waren lediglich noch zwei Siege drin - einer davon beim Skandalrennen in Singapur. Mittlerweile ist die Situation in Enstone noch deutlich schwieriger. Weil das Vorgängerteam Lotus die Truppe aus Enstone aus wirtschaftlichen Gründen massiv zusammenschrumpfte, steht Renault nun eine Menge (Neu-)Aufbauarbeit bevor.
Fotostrecke: Die Karriere von Fernando Alonso
Zwei WM-Titel und 30 Grand-Prix-Siege hat Fernando Alonso errungen, dazu in der Formel 1 geschätzte 150 Millionen Euro verdient - aber angefangen hat alles im Go-Kart, hier im Alter von zarten neun Jahren. Fotostrecke
"Ich denke nicht, dass wir im kommenden Jahr in einer Position sein werden, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen", stellt Abiteboul klar. Und das ist eigentlich ein Argument, das klar gegen eine Verpflichtung von Alonso sprechen würde. "Wir brauchen einen Fahrer, der uns bei diesem Ziel unterstützen kann", so der 39-Jährige. Mit anderen Worten: Renault braucht einen Fahrer, der die Bereitschaft mitbringt, diese Aufbauarbeit zu leisten.
"Wenn man sich unsere Entwicklung anschaut, dann werden wir hoffentlich in zwei Jahren in einer Position sein, um zu den Topteams zu gehören", so der Ausblick von Abiteboul. Er setzt darauf, dass die stabilen Regeln in den kommenden Jahren dazu führen, dass sich Renault den aktuellen Topteams annähern kann. Erst dann könne man ernsthaft darüber nachdenken, um die Weltmeisterschaft mitzukämpfen.
Renault plant keine "verrückten Dinge"
Doch diese Zeit hat Alonso eigentlich nicht mehr. Der Spanier wird in diesem Sommer 36. In zwei Jahren, wenn Renault nach der Rechnung von Abiteboul also frühestens um den Titel mitkämpfen könnte, wäre er demnach bereits 38. Damit wäre er nicht zwangsläufig zu alt, doch nachdem er bei McLaren zuletzt bereits drei verlorene Karrierejahre erlebte, wird er nicht gerade scharf darauf sein, bei Renault nun noch einmal von vorne anzufangen.
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Im Sommer möchte sich Alonso zunächst einmal mit seinem aktuellen Arbeitgeber unterhalten. Dann wird sich herauskristallisieren, ob es für beide Seiten überhaupt noch die Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit gibt. Sollte das nicht der Fall sein, könnte der Flirt mit Renault dann doch noch einmal ein Thema werden - möglicherweise auch mangels Alternativen, denn bei Mercedes, Ferrari oder Red Bull wird Alonso 2018 vermutlich nicht unterkommen.
Bei Renault möchte man aktuell ohnehin ebenfalls noch abwarten. "Ich muss erst einmal sehen, wie unsere Fahrerpaarung performt", erklärt Abiteboul. Nico Hülkenberg hat sowieso einen langfristigen Vertrag in Enstone, lediglich für Jolyon Palmer könnte es also eng werden. "Aber wir planen jetzt keine verrückten Dinge, denn wir kennen unsere Situation", stellt Abiteboul noch einmal klar.