Pascal Wehrlein redet Klartext: So schwer war seine Verletzung
Vor seinem Formel-1-Comeback verrät Pascal Wehrlein, wie schwer seine Verletzung wirklich war - Sauber-Pilot: "Fühle mich jetzt deutlich besser als in Melbourne"
(Motorsport-Total.com) - Nachdem Sauber-Pilot Pascal Wehrlein die ersten zwei Rennen pausierte und sein Aussetzen für jede Menge Spekulationen sorgte, wird der Deutsche an diesem Wochenende in Bahrain sein erstes Rennen im C36 bestreiten. In Vorbereitung auf seinen ersten Saisoneinsatz trainierte der 22-Jährige in den vergangenen Tagen bei Erwin Göllner in Österreich und fühlt sich nun hundertzprozentig bereit.
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Comeback für Wehrlein: In Bahrain feiert der Deutsche nach Verletzung sein Comeback Zoom Download
"Ich musste mich einfach körperlich wieder vorbereiten. Es war wirklich ein Hardcore-Training. Sehr intensiv", blickt Wehrlein zurück. "Ich fühle mich jetzt deutlich besser als in Melbourne. Mein Rücken macht auch keine Probleme mehr. Ich bin ganz zuversichtlich." Beim Saisonauftakt hatte der Deutsche am Freitag noch im Auto gesessen, dann aber überraschend seinen Rückzug erklärt.
Rückblickend verrät er: "Vor Australien war immer noch die Befürchtung da, dass es nicht reicht. Weil wir es schon in Barcelona gesehen haben. Aber da lagen noch eineinhalb Wochen intensives Training dazwischen. Deswegen wusste man nicht, wie es sein würde." Letztlich habe er sich einfach noch nicht so weit gefühlt, "um mich ins Auto zu setzen und die volle Renndistanz zu fahren." Auch in China ging er nicht an den Start.
Wehrlein: "Fünf Wirbel gestaucht, drei davon gebrochen"
Sowohl Mercedes-Sportchef Toto Wolff als auch Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn bemühten sich gegenüber der Öffentlichkeit indes um eine Erklärung, verstrickten sich dabei jedoch in Widersprüche. Wehrlein selbst stellt in Bahrain nun klar: "Ich habe mir fünf Wirbel gestaucht, drei davon gebrochen." Der medizinische Fachausdruck für seine Verletzung laute Kompressionsfraktur. Diese hatte er sich beim Race of Champions zugezogen.
Der Sauber-Pilot erklärt: "Die Stauchungen haben im Nacken angefangen, weil von dort her der Schlag gekommen ist. Aber die Brüche waren in der Brustwirbelsäule." Damit bestätigt er Kaltenborns Aussage und korrigiert jene von Wolff, der nur vom Halswirbelbereich gesprochen hatte. So detailliert und auf den Punkt wie Wehrlein hatte jedoch bisher keiner von beiden die Verletzung beschrieben.
Das hatte für Irritationen gesorgt. Doch Wehrlein betont, dass man niemandem etwas vorgemacht habe - im Gegenteil: "Wir haben gesagt, dass ich eine Rückenverletzung hatte, was auch der Fall ist. Wir haben aber nie gesagt, was genau ich hatte. Erst in Schanghai haben wir es veröffentlicht. Aber wir haben von Anfang an die Wahrheit gesagt. Ich hatte eine Verletzung, die ist nicht schlimm, die kuriert wieder aus. Das braucht nur eben seine Zeit."
Medien-Kritik: "Haben von Anfang an die Wahrheit gesagt"
Wäre es nicht besser gewesen, gleich alle Karten auf den Tisch zu legen? Für Wehrlein hätte das keinen Unterschied gemacht: "Mercedes und Sauber wussten genau Bescheid und da kam nie auch nur ein Kommentar darüber, dass ich mich früher wieder ins Auto setzen soll, als es geht. Da wurde immer mit offenen Karten gespielt." In Richtung Medien sagt er nur eines: "Wenn jemand von den Ärzten freigebeben werden muss, muss man auch 1:1 zusammenrechnen können."
Während seiner Zwangspause verfolgte Wehrlein das Geschehen vom Fernseher aus - kein schönes Gefühl, wie er zugibt. "Man sieht die anderen fahren und man weiß, man sollte da eigentlich mitfahren. Aber es hat eben nicht gereicht - bis jetzt in Bahrain. Das Einzige, was ich machen konnte in der Zeit, war, den Frust und Ärger in positive Energie umzuwandeln und beim Training noch mehr Gas zu geben", sagt der Deutsche.
Das erlaubte dem 22-Jährigen noch nicht einmal, den letzten Grand Prix in Schanghai zu Ende zu schauen. "Das Rennen ging um 8 Uhr los und mein Training hat um 9 Uhr begonnen", erklärt er. Den Unfall seines Ersatzmannes Antonia Giovinazzi sah er aber noch und hat "gleich nachgefragt, ob alles in Ordnung ist". In Bahrain will er es selbst besser machen, doch ein Prognose wagt er nicht.
Formel-1-Comeback: Das Wichtigste ist das Gefühl
"Das ist schwierig zu sagen. Für mich ist erst einmal wichtig, wieder im Auto zu sitzen, mich wohl zu fühlen und Kilometer zu sammeln. Dann werde ich einfach mein erstes Wochenende genießen", sagt Wehrlein. Wichtig für ihn wird es sein, dass Rennen durchfahren zu können. Denn beim Test in Barcelona fuhr er nie einen Run, der länger als zehn Runden war.
Dennoch habe er viel gelernt: "Zehn Runden am Stück gingen gut, da hat mein Rücken gut mitgemacht. Es war auch wichtig, die ersten Eindrücke vom Auto zu bekommen, mit dem Team, den Ingenieuren und den Mechanikern." Diese Eindrücke gilt es nach sechs Wochen Zwangspause nun zu festigen und zu verbessern. Performannceseitig sei die Strecke zwar nicht die beste für Sauber, "aber für mich spielt das momentan eher eine Nebenrolle".
Großer Preis von Bahrain - Pre-Events
Sergio Perez (Force India) und Lewis Hamilton (Mercedes) Galerie
Angst, dass seine Verletzung wieder aufbrechen könnte, hat Wehrlein nicht. "Die Knochen sind verheilt, deswegen habe ich auch grünes Licht von den Ärzten bekommen", sagt er und ist sich dabei sehr bewusst, wie viel Glück er hatte. Auf die Frage eines Journalisten, ob er darüber nachgedacht hätte, hier vielleicht nicht mehr sitzen zu können, antwortet Wehrlein trocken: "Doch, sitzen schon, aber nur sitzen dann."
An seiner Leidenschaft für das Rennfahren habe all das nichts geändert. "Ich liebe den Motorsport trotzdem genauso sehr wie vorher. Und ich würde auch wieder zum Race of Champions gehen", betont der Sauber-Pilot, schränkt aber ein: "Vielleicht nicht gleich in diesem oder im nächsten Jahr." Dort hatte er sich 2016 nach einer Kollision mit Formel-1-Kollege Felipe Massa überschlagen und verletzt.