Zu langweilig: Toro-Rosso-Boss will Spitzenteams einbremsen
Toro Rossos Teamchef Franz Tost will die "langweilige" Mercedes-Dominanz beenden und Privatteams zum Wohle der Formel 1 schützen
(Motorsport-Total.com) - Seit der Einführung der Hybrid-Motoren ist die Formel 1 an der Spitze eine einseitige Angelegenheit. Mercedes fährt in jeder Saison von Sieg zu Sieg und lässt der Konkurrenz höchstens Krümel übrig. Einer der Gründe dafür war bislang die dominante Power Unit, die sich vom Rest deutlich abgehoben hat - und weil die Entwicklung stark begrenzt war, konnten Renault, Ferrari und Honda nur mäßig aufholen.
Mittlerweile ist die Entwicklung für alle wieder freigegeben, doch Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost hatte jüngst vorgeschlagen, nur die Mercedes-Aggregate einzufrieren, bis die anderen aufgeholt haben. Dass dieser Kommentar kein Scherz war, stellt er nun bei der Vorstellung des neuen STR12 klar. "Es war ein ernsthafter Kommentar", sagt er gegenüber 'Motorsport-Total.com' und betont, dass es nichts gegen Mercedes generell sei - nur gegen deren Dominanz.
Der Österreicher fordert ein Eingreifen von Automobilweltverband FIA, um die Rennen wieder spannender zu gestalten: Zwar sei das Duell zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton in Abu Dhabi äußerst spannend gewesen, "die Meisterschaft sollte aber nicht nur zwischen den Teamkollegen entschieden werden", sagt Tost. "Die Formel 1 ist Entertainment, von daher sollten wir einen Weg finden, wie zumindest drei oder vier Teams um die Meisterschaft kämpfen."
Kosten niedrig halten, bitte!
Die Grundlagen dafür hätte die Königsklasse auf jeden Fall zusammen. Mit Mercedes, Ferrari, Red Bull und McLaren besitze die Formel 1 vier Teams mit interessanten Piloten, die in der Lage sein sollten, um die WM zu fahren. "Von dieser Seite sollten die Rennen interessant sein, aber wenn die Power Unit von einem Hersteller so weit voraus ist - und da ist es egal welcher Hersteller das ist -, dann sollte die FIA mal darüber nachdenken, was man dagegen tun kann", so der Toro-Rosso-Teamchef.
Der Österreicher sieht vor allem zwei Punkte, an denen man schrauben könnte. Zum einen wäre das die Performance, mit der man den Branchenprimus einbremsen könnte, zum anderen sollte man aber auch die Kosten im Auge behalten. Denn die Hybridantriebe sind ohnehin schon deutlich teurer als die Vorgänger aus V8-Zeiten, während viele Teams darauf achten müssen, jeden Cent zweimal umzudrehen.
Dass die Tokenregelung vor der Saison 2017 weggefallen ist, bringt Sorgenfalten auf die Stirn von Tost, denn durch die freigegebene Entwicklung werden Hersteller noch mehr Geld in ihre Motoren stecken, was am Ende auf die kleineren Teams abgewälzt werden wird: "Am Ende werden wir als Kundenteam dafür zahlen müssen. Die Kosten sind schon viel zu hoch", meint er.
Formel 1 braucht Privatteams
Dabei sollten die FIA und auch der neue Formel-1-Eigentümer Liberty Media darauf achten, dass kleine Teams nicht wegbrechen. Manor hat es vor dieser Saison bereits (ein weiteres Mal) erwischt, Sauber und Force India mussten immer wieder um Geldvorschüsse bei Bernie Ecclestone betteln. "Die Formel 1 braucht Privatteams. Wenn es nur Hersteller gibt, dann wird es schwierig", weiß Tost.
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Denn was bei ausbleibendem Erfolg passiert, haben etwa Toyota, BMW oder Honda gezeigt, die von heute auf morgen ausstiegen. Außerdem sei die Formel 1 derzeit gar nicht in der Lage, die kleinen Teams zu verlieren: "Wenn mehr Hersteller einsteigen wollen, ist das eine andere Sache, aber aktuell gibt es nur zehn Teams", meint Tost. "Ich sehe keine anderen Hersteller kommen. Sie sagen, dass es zu teuer wäre."