"Bin ein Racer": Darum blieb Alonso McLaren auch 2017 treu
Fernando Alonso wurde von Mercedes für die Rolle als Nachfolger von Nico Rosberg kontaktiert, er lehnte aber dankend ab - 2017 will er "respektabel" abschneiden
(Motorsport-Total.com) - Karriereende, Vertragsverlängerung oder Teamwechsel - so sehen die drei Optionen von Fernando Alonso nach der Saison 2017 konkret aus. Der Spanier erfüllt in dieser Saison sein drittes und somit letztes Vertragsjahr für McLaren. Seine Zukunft hängt stark von der Leistung des MCL32 ab. Bei der Präsentation des neuen Dienstwagens plauderte der Spanier nicht nur über seine Zukunft, sondern offenbarte außerdem, dass er nach dem Rücktritt von Nico Rosberg von Mercedes kontaktiert wurde. Ein Wechsel wäre theoretisch auch 2018 noch möglich, denn Rosberg-Nachfolger Valtteri Bottas bekam nur einen Einjahresvertrag.
"Bis August oder September" möchte sich Alonso mit dem Kapitel Zukunft erst gar nicht beschäftigen, ließ er die Medien beim McLaren-Launch wissen. "Bis zur Sommerpause gibt es keinen Grund, über irgendetwas zu sprechen. Ich werde mich voll auf die Meisterschaft in diesem Jahr konzentrieren und sehen, welche Teams und Autos unter den neuen Regeln konkurrenzfähig sein werden. Es könnte ein neues Team dominieren", spekuliert der Asturier.
Die Mehrheit der Experten geht jedoch weiterhin davon aus, dass Mercedes auch 2017 tonangebend sein wird. Alonso wurde nach dem überraschenden Rückzug von Weltmeister Nico Rosberg sogar von den Silberpfeilen kontaktiert, wie der 35-Jährige nun zugibt. "Als Rosberg zurückgetreten ist, gab es ein paar Tage mit vielen Telefonaten und Gesprächen, aber es gab keinen Grund für Diskussionen, weil ich bei McLaren glücklich bin. Mercedes musste nach der Überraschung jeden abchecken", kann Alonso Mercedes' Interesse verstehen. Es habe jedoch keine tiefgreifenden Gespräche gegeben. Mercedes wollte nur über Alonsos Situation aufgeklärt werden.
"Werde mit 80 noch im Kart sitzen & Kinder von der Strecke drängen"
Zwar hat dem Spanier das Interesse der Weltmeister geschmeichelt, er blieb seiner Mannschaft jedoch treu. Für den zurückgetretenen Rosberg hat er viel Respekt über, allerdings betont der zweitälteste Pilot im Fahrerfeld auch, dass er selbst diese Entscheidung nicht getroffen hätte. "Jeder hat seine ganz persönlichen Ziele im Leben. Er hat für diesen Titel so hart gekämpft, um ihn schließlich zu gewinnen. Er dachte, dass der Rücktritt die beste Lösung sei. Ich könnte nicht aufhören, es ist wie eine Droge", bekräftigt er seinen Siegeswillen, der auch nach zwei harten Jahren mit McLaren noch vorhanden ist.
Fotostrecke: Fernando Alonsos McLaren-Achterbahnfahrt
Kaum eine Verbindung zwischen einem Formel-1-Fahrer und einem Team ist so wechselvoll wie die des Fernando Alonso zu McLaren - spöttisch ausgedrückt eine Daily Soap. Die guten und die schlechten Zeiten in Woking warteten nicht nur mit Spionage, einer angeblichen Erpressung und vermeintlicher Amnesie auf: die Höhen und Tiefen. Fotostrecke
"Ich bin ein anderer Charakter, ein Racer. Ich werde noch mit 80 im Kart sitzen und Kinder vor mir von der Strecke drängen", schmunzelt der zweifache Champion. Die Frage nach der Motivation stellt sich bei Alonso erst gar nicht. "Ich starte diese neue Herausforderung mit neuer Motivation und ich kann vielleicht sogar mehr geben als die Rookies und Leute, die die alten Autos nicht gefahren sind. Natürlich will ich Weltmeister sein. Darauf trainiere ich hin - auch bei Minus zehn Grad im Schnee."
Sollte das neue Regulativ tatsächlich mehr Fahrvergnügen und Anstrengung für die Piloten bringen, dann kann sich Alonso eine weitere Zukunft in der Königsklasse vorstellen. "Ich erwarte mir, dass die Autos wieder aufregender zu fahren sind. All die Schwierigkeiten, die wir in den vergangenen vier oder fünf Jahren in der modernen Formel 1 hatten, haben dem Racing-Spirit geschadet. Wir konnten keine Runde im Rennen voll fahren, da wir immer auf etwas achten mussten", seien es die Reifen oder der Benzinverbrauch gewesen, kritisiert er. "Ich hoffe, dass die neuen Regeln den Kampfgeist wieder herstellen werden."
Für seine womöglich letzte Saison mit McLaren setzt sich der 32-fache Grand-Prix-Gewinner kein konkretes Ziel. In dieser Saison möchte er "respektabel" abschneiden. "Wir können die Tatsache nicht ignorieren, dass wir einen Rückstand aufzuholen haben", weiß er. Im Vorjahr fehlten McLaren rund eineinhalb Sekunden auf die Spitze. Vor allem der Saisonstart könnte schwierig werden, allerdings setzt er Hoffnungen in die zweite Saisonhälfte, um "nützliche Schritte bei der Leistung zu machen." Honda wird demnach auch ein neues Motorkonzept einführen.
"Ich denke, vieles was wir in den vergangenen zwölf Monaten erreicht haben, ist bewundernswert. Die Resultate haben das zwar nicht widergespiegelt, aber wir haben Fortschritte erzielt. Im Moment dieser signifikanten Regeländerungen müssen wir aus dieser Periode voller Unsicherheit Kapital schlagen." Wenn McLaren das gelingt, könnte einer Vertragsverlängerung nichts mehr im Wege stehen...