Renaults Motorenchef: Hybridsysteme 2017 mehr gefordert
Kürzere Bremszonen sorgen dafür, dass die MGU-H als Hybridsystem wichtiger wird - Renault entschied sich gegen Split-Turbo, aber für Vorkammereinspritzung
(Motorsport-Total.com) - Renaults Motorenchef Remi Taffin verspricht große Fortschritte bei den V6-Hybridtriebwerken, die die Franzosen für die Formel-1-Saison 2017 an das Werksteam, an Red Bull und an Toro Rosso liefern. Nach dem Fallen der Token-Regel und der damit verbundenen Entwicklungsfreigabe sei allen voran daran gearbeitet worden, den Antriebsstrang PS-stärker zu machen, ihn besser in das Chassis zu integrieren und Gewicht zu reduzieren, versichert Taffin und verweist auf weitere Pluspunkte.
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Mit Hülkenberg: Das Renault-Team will 2017 einen Sprung nach vorne machen Zoom Download
Der Franzose sagt: "Auch an der Kühlung und an der aerodynamischen Leistung haben wir noch geschraubt." Ein Bonus für die eigene Equipe um Nico Hülkenberg: Erstmals seit der Lotus-Übernahme entstand mit dem R.S.17 ein Bolide von Beginn an in Zusammenarbeit zwischen dem Motorenwerk in Viry und der Fabrik in Enstone. "Wir haben uns viel miteinander ausgetauscht, was beim Vorgängerauto so natürlich nicht möglich war", unterstreicht Taffin mit Blick auf das Werksteam.
Herausgekommen ist ein Verbrennungsmotor mit komplett neuer Architektur. "Würde man sich das nackte Auto ansehen", sagt Taffin, "würde man viele Unterschiede erkennen, was die Installation betrifft. Der Antrieb ist jetzt zu dem Zweck designt, in den Wagen zu passen. Der R.S.17 ist viel homogener." Schuld an der Neugestaltung sind nicht gestiegene G-Kräfte, die laut dem Motorenchef weniger ein Problem in seinem Bereich darstellen. Die neuen Technikregeln wirken sich anders aus.
Die Autos werden vielmehr auf der Geraden länger unter Vollast fahren, weil durch mehr Abtrieb bei gleicher Geschwindigkeit mehr Power vonnöten ist. "Die Topspeeds werden daher sinken", prognostiziert Taffin und blickt auf das Hybridsystem MGU-K: "Mehr Bremskraft bedeutet gleichzeitig kürzere Bremsvorgänge. Das heißt, dass weniger Zeit ist, um eine kleinere Menge an Energie rückzugewinnen. Also speisen wir uns nun mehr auf den Geraden als bei den Bremsvorgängen."
Die MGU-H arbeitet also verhältnismäßig stärker. Einen Split-Turbo-Design nach Mercedes-Vorbild, das Renault erkundet hat, erteilten die Ingenieure eine Absage, positionierten für den neuen Antrieb aber die Batterien neu und gestalteten die Kühlung um. Dazu bekennt sich Renault dazu, schon 2016 die Vorkammereinspritzung genutzt zu haben und 2017 bei diesem Konzept zu bleiben.