Paul Hembery: Weniger Boxenstopps mit neuen Pirelli-Reifen
Mehr Grip, weniger Abbau, höhere Haltbarkeit: Die neuen Pirelli-Reifen der Formel-1-Boliden 2017 werden Boxenstopps laut Paul Hembery auf ein Minimum reduzieren
(Motorsport-Total.com) - Aggressiver und schneller, aber auch eintöniger und langweiliger? An der Prognose, was die neuen Formel-1-Regeln der Königsklasse bringen werden, scheiden sich die Geister. In puncto Reifen ist sich Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery jedenfalls sicher: Mit den neuen, deutlich breiteren Pneus werden wir wesentlich weniger Boxenstopps sehen als bisher. Das hätte gleich mehrere Gründe, erklärt der Reifenexperte.
"Der Reifenabbau wird deutlich geringer sein als in der Vergangenheit", sagt Hembery gegenüber der Nachrichtenagentur 'Reuters'. "Und auch der Unterschied zwischen den einzelnen Gummimischungen wird nicht mehr so groß sein. Deshalb denke ich, dass sich die strategischen Möglichkeiten, die wir in den vergangenen Jahren gesehen haben, erheblich reduzieren werden", so Hembery weiter.
Der Brite erwartet aus diesem Grund viel mehr Einstopp-Rennen als bisher. Im vergangenen Jahr lag der Durchschnitt pro Rennen bei zwei Boxenstopps, in China waren es sogar drei. Doch die 2017er-Reifen liefern etwa 25 Prozent mehr Grip, sind hitzebeständiger und daher langlebiger als ihre Vorgänger - ohne Einbußen bei der Performance. So hätten erste Prototypen der neuen Reifengeneration laut Hembery ganze drei Grands Prix halten können.
Neue Formel-1-Reifen 2017 visuell ein Fortschritt - und sonst?
Ob die aktuelle Entwicklung allerdings der Weisheit letzter Schluss ist, daran hat der Pirelli-Motorsportdirektor seine Zweifel: "Es kann gut sein, dass die Leute sagen werden: 'Wie fühlt sich Pirelli jetzt angesichts der Tatsache, dass die Rennen langweilig sind, nicht überholt wird und es keine Boxenstopps gibt?'", fragt er überspitzt. In der Vergangenheit hatte Pirelli immer wieder Kritik einstecken müssen, weil etwa weiche Mischungen schnell abbauten.
Hembery geht davon aus, dass Kritik auch diesmal nicht ausbleiben wird, sagt aber: "In den vergangenen sechs Jahren haben wir getan, was von uns verlangt wurde. Nun hat man uns vor eine neue Herausforderung gestellt und wir versuchen, sie zu meistern. Dennoch bin ich absolut sicher, dass es Dinge geben wird, die wir während des Jahres ändern wollen." Ohnehin müssten sich die Simulationen erst in der Realität beweisen, betont er.
Die erste Gelegenheit dazu bietet sich am 27. Februar, wenn die Formel-1-Boliden der neuen Generation bei den Testfahrten in Barcelona auf die Strecke gehen. Doch Hembery gibt zu bedenken, dass dort nicht alle Teams bereits ihr ganzes Potenzial zeigen werden. Ein vollständiges Bild der neu bereiften Königsklasse wird sich laut ihm voraussichtlich erst nach ein paar Rennen ergeben, etwa bei Runde drei in Bahrain.
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Wie auch immer sich das Renngeschehen im Zuge der neuen Regeln entwickeln, auf eines freut sich Hembery ganz besonders: den neuen Look der Formel 1. "Jedes Foto, das wir veröffentlicht haben, wurde positiv aufgenommen. Es gab keinerlei Negativkommentare. Jeder liebt es, sie sagen, es sieht aggressiv und dramatisch aus... und sportiver", schwärmt der Brite. Visuell mache die Formel 1 damit definitiv einen Schritt in die richtige Richtung.