Fernando Alonso: "Das beste Auto gewinnt auf jeder Strecke"
Ex-Weltmeister Fernando Alonso erklärt, warum ein Manor weder in Monza noch in Monaco je gewinnen wird - Außerdem rechnet er mit der neuen Fahrergeneration ab
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton und Nico Rosberg im Mercedes, Sebastian Vettel und Mark Webber im Red Bull oder auch Michael Schumacher im Ferrari - sie alle haben oder hatten den besten Boliden zur Verfügung und sie alle haben großes Talent bewiesen. Doch hat man auch automatisch eine größere Chance auf den Sieg, wenn man das beste Auto fährt? Und wer den besten Fahrer angestellt hat, der kann sich trotz eines durchschnittlichen Autos gute Chancen ausrechnen? Diese Abhängigkeit von Mensch und Maschine beäugt der zweifache Weltmeister Fernando Alonso kritisch. Der Spanier glaubt nicht, dass der Fahrer noch den großen Unterschied ausmachen kann.
In Mexiko wurde der McLaren-Pilot auf die besonderen Bedingungen angesprochen, denn durch die Höhenlage wurden ähnliche Abstimmungen wie in Monza gefahren. Kann der Pilot bei so ungewöhnlichen Umständen den entscheidenden Unterschied ausmachen? "Nicht wirklich. Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied zwischen Mexiko, Monza, Monaco oder Barcelona gibt. Wir haben schließlich noch nie einen Manor in Monaco oder Monza oder Barcelona gewinnen sehen", entgegnet Alonso und kommt zu dem Fazit: "Das beste Auto wird auf jeder Strecke gewinnen."
In einem Interview mit 'F1i.com' spricht der Ex-Champion im Detail über die aktuellen Boliden, die die neue Rookie-Generation verändere, glaubt der 35-Jährige. "Wenn du in der Formel 3 fährst, kannst du dir niemals vorstellen, eines Tages in der Formel 1 zu sein, weil man so viele Dinge benötigt. Viel Talent, viel Vorbereitung", erzählt er von seinen Anfängen und vergleicht: "Heute braucht man dieses Talent und diese Vorbereitung definitiv nicht mehr."
Alonso: Führer war Formel 1 nur etwas "für Helden und starke Männer"
Die Boliden seien zu einfach zu fahren, daher fordert er Änderungen am aktuellen Reglement - diese werden im kommenden Jahr mit aggressiveren und breiteren Autos eingeführt werden. "Es hilft der neuen Generation, wenn sie in die Formel 1 kommen, weil wenn du viel Simulator fährst, viel PlayStation spielst, bekommst du ein Gefühl für die Autos, die so langsam und empfindlich zu fahren sind", glaubt Alonso. Der Fahrer kann also kaum noch einen Unterschied machen, dessen Leben wird durch die neuen Technologien jedoch vereinfacht.
Fotostrecke: Melbourne 2001: Die Rookie-Sternstunde
Aufgalopp der Super-Rookies: In Melbourne debütieren am 4. März 2001 Kimi Räikkönen, Juan Pablo Montoya und Fernando Alonso. Fotostrecke
"Zuvor war die Formel 1 nur etwas für Helden und starke Männer. Man musste viel essen, wenn man ein Formel-1-Auto aus dem Jahre 2004 oder 2003 mit 15, 16 oder 17 Jahren - oder sogar 20 Jahren - steuern wollte. Jetzt ist man schon beim Wintertest bereit, weil die Autos nur noch die halbe Formel 1 sind", kritisiert der Spanier außerdem. Als er acht, neun Jahre alt war, habe er Ayrton Senna und Alain Prost im rot-weißen McLaren bewundert, danach in seinen Juniorjahren sei Michael Schumacher das große Vorbild gewesen. Es sei unglaublich gewesen, diese Idole im Fahrerlager zu treffen - oder sogar gegen sie anzutreten.
Diese Piloten seien am physikalischen Limit gefahren und hätten auf dem Podium sitzen müssen, weil sie so erschöpft waren nach den Rennen, schwelgt der Asturier in Nostalgie. Trotz der schnellen Aufstiege von Max Verstappen oder zuletzt Lance Stroll und trotz all seiner Kritik an den veränderten Voraussetzungen, ist Alonso davon überzeugt, dass es immer nur die besten Fahrer in die Königsklasse schaffen.
"Halbe Formel 1": Neuling im zweiten Rennen schon auf 100 Prozent
"Ich denke trotzdem, dass die Besten in die Formel 1 kommen, aber sie müssen die Serie nicht mehr kennenlernen. Sie benötigen keine Zeit mehr, um 100 Prozent aus dem Auto herauszuholen und um physisch total stark zu sein." Auch ein stark durchtrainierter Nacken sei nicht mehr so wichtig, schließlich könnten die Rookies schon im zweiten Rennen Vollgas geben.
"Haben sie in Juniorkategorien aufgezeigt und Serien gewonnen, kommen sie weiter. Wenn sie dann in die Formel 1 gekommen sind, können sie sofort abliefern. Würde jemand nicht sofort aufzeigen, wird er nach zwei oder drei Rennen ausgewechselt. Du musst in der Formel 1 die Ergebnisse abliefern, die die Teams erwarten, ansonsten fährst du nicht mehr lange." Das weiß auch der 271-fache Grand-Prix-Teilnehmer aus eigener Erfahrung.