Jenson Button: F-Schacht war eine gefährliche Innovation
Mit dem F-Schacht machte McLaren seine Autos in der Formel-1-Saison 2010 schneller, doch dann wurde das System verboten - Laut Jenson Button zurecht
(Motorsport-Total.com) - In der Formel-1-Saison 2010 ging McLaren mit einer Innovation an den Start, die die Königsklasse in Aufruhr versetzte, wenn auch nur für kurze Zeit. Mit dem sogenannten aktiven F-Schacht am McLaren MP4-25 versuchte man die Luft durch verschiedene Kanäle am Auto so zu regulieren, dass es zu einem Strömungsabriss kommt und höhere Geschwindigkeiten erreicht werden können.
Damals saß bei McLaren Jenson Button am Steuer. Er sagt heute über den F-Schacht: "Es war definitiv beängstigend." Nicht umsonst wurde das System, so wie es der britische Rennstall einsetzte, ab der darauffolgenden Saison verboten. Es wurde schlichtweg als zu gefährlich eingestuft. Denn der beabsichtigte Strömungsabriss konnte allein vom Piloten gesteuert werden - und zwar mit dem Knie oder der Hand.
So funktionierte das System im Detail: Auf der Nase des Boliden war ein kleiner Schacht angebracht, der die Luft durch das Cockpit bis ans Heck des Wagens führte. Um den gewünschten Abriss der Strömung am Flügel zu bewirken, musste der Fahrer im Cockpit ein Loch mit dem Knie oder dem Handrücken abdecken. Die Folge: weniger Anpressdruck und bis zu 10 km/h mehr Geschwindigkeit auf der Geraden.
Zu viel Risiko: Die Fallstricke des F-Schachtes
"Wir haben es nicht mit unserem Knie, sondern mit dem Arm gemacht", erinnert sich Button. "Wir hatten eine Art Polster am Arm und konnten damit das Loch an der Seite des Autos abdecken." Weil einige Systeme vom Fahrer nur aktiviert werden konnten, wenn er eine Hand vom Lenkrad nahm, wurde der F-Schacht schließlich verboten. Doch Button versichert: "Wir konnten beide Hände am Lenkrad lassen."
Der Brite weiß, wie gewinnbringend, aber auch gefährlich der Einsatz des F-Schachtes sein konnte: "Ich habe ihn einmal beim Qualifying von Abu Dhabi in Kurve 2 aktiviert. Es war sehr wackelig, aber ich habe in dieser Kurve eine Zehntelsekunde gewonnen, weil ich das ganze Tempo mit auf die Gerade nehmen konnte." Wie das DRS, das - 2011 eingeführt - zunächst auf der kompletten Runde erlaubt war, barg das einige Risiken.
"Letzten Endes hast du es an einigen Stellen genutzt, die einfach zu gefährlich dafür waren, aber du musstest es versuchen", sagt Button und nennt ein Beispiel: "In der 130R-Kurve in Suzuka hatte ein Red Bull einfach so viel mehr Abtrieb als alle anderen. Also würdest du es dort probieren, aber die Wahrscheinlichkeit wäre hoch, dass du das Heck verlierst und am Ende in der Mauer landest."
Fotostrecke: McLaren-Präsentationen seit 1981
1981 ging's noch ohne Glitter & Glamour: Im ersten Jahr unter Neo-Teamchef Ron Dennis (links) trat zunächst nur John Watson mit dem neuen MP4 an, dem ersten McLaren-Chassis aus Kohlefaser. In Silverstone gelang ihm damit der erste McLaren-Sieg seit 1977. Teamkollege Andrea de Cesaris musste die ersten Rennen noch mit dem alten M29 bestreiten, der von Gordon Coppuck entwickelt worden war. Fotostrecke
Button befürwortet deshalb die Regulierungen, die getroffen wurden: "Das DRS und auch der F-Schacht waren ein großer Fortschritt in Sachen Abtrieb, aber man ist mehr Risiko eingegangen, als man sollte." Zwar führte Mercedes nach dem Verbot einen passiven F-Schacht ein, der mit Hilfe des DRS-Knopfes aktiviert werden konnte. Doch auch dieses 2012 genutzte System wurde nur ein Jahr später ebenfalls verboten.